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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Rückspiegel vorbei und betrat mit mulmigen Gefühlen das Haus, wo ich nacheinander in die Küche, in die neuen Kanzleiräume und sogar in die Gästetoilette schaute. Auf dem Klo saß ein Elektriker und schaute mich böse an. »Besetzt!«
    Zwei seiner Kollegen waren damit beschäftigt, in der ehemaligen Besenkammer eine futuristisch aussehende Telefonanlage mit einem PC zu verkabeln, der vermutlich ab nächste Woche als zentraler Server für die übrigen Rechner dienen sollte.
    Von einer unguten Vorahnung erfüllt, ging ich nach oben. Thomas saß in Annabels Zimmer am Schreibtisch und begutachtete die Probeabzüge, die ich von den Märchenfotos und den anderen Aufnahmen hergestellt hatte.
    Als er mich hörte, drehte er sich um. »Hallo, Britta. Schöne Bilder. Wirklich ganz toll.«
    »Wie bist du hier reingekommen?«
    »Die Handwerker haben mir aufgemacht.«
    »Ich werde gleich mal ein ernstes Wort mit ihnen reden. Würdest du bitte wieder gehen?«
    »Na hör mal, behandelt man so einen guten Kunden?« Er hob die Bilder an. »Ich will mit dir über meine Hochzeit reden! Da kann ich ja wohl ein bisschen Freundlichkeit erwarten!«
    »Verschwinde, Thomas. Ich bin nicht in der Stimmung, mit dir zu reden. Ganz ehrlich nicht.«
    Er lächelte berechnend. »Das wirst du wohl müssen. Es sei denn, du willst diesen Auftrag verlieren.«
    »Du hast über diesen Auftrag nicht zu befinden.«
    »Da ich der Bräutigam sein soll, sehe ich das ein bisschen anders!«
    Erschöpft ging ich zum Sofa und ließ mich drauffallen. »Du bist nicht der Bräutigam. Das war ein Irrtum. Eine blöde Verwechslung. Ich dachte, sie würde dich heiraten, aber in Wahrheit heiratet sie Sven.«
    Sein Mund klappte sperrangelweit auf und allein dieser Anblick entschädigte mich für vieles. Erregt sprang er vom Stuhl und kam auf mich zu. »Sag das noch mal!«
    »Sie heiratet dich nicht.«
    »Woher willst du das wissen?«, schrie er.
    »Weil sie es mir selbst gesagt hat. Gestern Abend.«
    »Du lügst!« Plötzlich hatte er wieder dieses irre Funkeln im Blick, das mir schon in der Bücherei aufgefallen war. Ich stand auf und zog mich unauffällig in Richtung Tür zurück.
    Thomas trat mir in den Weg. »Du willst mich nur fertig machen! Du gönnst mir diese Hochzeit nicht! Bloß, weil du mich nicht heiraten kannst, willst du mir das mit Serena vermiesen!«
    »Du hast Recht. Es tut mir Leid. Das war … ein blödes Rachegefühl, ganz plötzlich. Eine unbedachte Aufwallung. Aber schon vorbei.« Ich hob mit lieblichem Lächeln die Hand. »Alles wieder im grünen Bereich. Kommt nicht wieder vor. Könntest du mich jetzt vorbeilassen? Ich muss … kochen. Ja, ich muss was kochen. Dringend.«
    »Wer ist Sven?«
    »Niemand«, behauptete ich. »Ich kenne den Kerl überhaupt nicht.«
    »Na, das hatte ich doch anders in Erinnerung«, kam es launig von der Tür her.
    Ich fuhr zeitgleich mit Thomas herum und fand mich Auge in Auge mit dem Hauseigentümer wieder.
    Mein Herz schlug sofort ein paar Takte schneller. Außerdem fingen meine Knie an zu zittern, und das Luftholen fiel mir ebenfalls wesentlich schwerer als vorher. Ich hasste mich dafür, doch anscheinend konnte ich nichts daran ändern, dass allein sein bloßer Anblick ausreichte, meinen ganzen Organismus durcheinander zu wirbeln.
    »Hallo, Britta.« Er sagte es mit seiner dunklen, ein wenig rauchigen Stimme, was mir augenblicklich einen weiteren Schauer über den Rücken laufen ließ. Und das Schlimmste war: Er lächelte mich dabei an, als wäre alles völlig normal. Als wäre er nicht im Begriff, die schlimmste Schlampe auf Erden zu heiraten.
    »Hallo«, sagte Thomas argwöhnisch. »Wer sind Sie denn?«
    »Sven Bruckner«, sagte Sven, offenbar in der Erwartung, dass Thomas sich jetzt ebenfalls vorstellte.
    Doch der machte dazu nicht die geringsten Anstalten. »Sie sind der Kerl, der sie heiraten will, was?«, stieß er hervor.
    Sven hob befremdet die Brauen, seine Blicke wechselten von Thomas zu mir und wieder zurück. »Wenn ich es tatsächlich wollte – hätten Sie etwa Einwände?«
    »Ich habe ältere Rechte!« Thomas war schon wieder dabei, sich in Rage zu reden. Er grabschte sich die Fotos von meinem Schreibtisch und hielt sie anklagend in die Höhe. »Das ist meine Hochzeit, klar? Meine! Nur dafür gibt sie ihr gutes Geld aus! Sie will ganz allein mich, capito ?«
    »Thomas, bitte«, sagte ich peinlich berührt. Mittlerweile war ich ernsthaft davon überzeugt, dass er unter einer schweren Nervenkrise litt.

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