Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)
heldenhaft. Nicht, weil ich die junge Liebe zwischen ihr und meinem Vater nicht belasten wollte, sondern aus ganz anderen Motiven heraus. Die Wahrheit würde jetzt auch nichts mehr ändern. Im Gegenteil. Pauline würde sich als gesetzestreue Kripobeamtin womöglich veranlasst sehen, Oleg und Stanislaw aufzumischen, um den Deal zu verhindern. Sie konnte gut kämpfen und schießen, aber diese beiden waren eventuell eine Nummer zu groß für sie. Am Ende war ich noch schuld, wenn ihr etwas Schlimmes zustieß.
»Ich würde dir ja gern aushelfen«, fuhr sie bedauernd fort. »Aber leider bin ich selber momentan völlig blank.«
Blank? Ich wusste genau, dass sie mindestens fünfzehntausend Euro gespart hatte! Ein entsetzlicher Verdacht keimte in mir auf. »Bitte sag jetzt nicht, du hast meinem Vater Geld geborg!«
Sie hob erstaunt die Brauen. »Na hör mal! Wie kannst du so was denken!«
Ich atmete erleichtert auf.
»Von Borgen kann gar keine Rede sein. Wir werden heiraten. Wenn ich mit einem Mann den Rest meines Lebens verbringen will, gibt es kein Mein und Dein !« Sie lächelte mich an. »Es ist ja auch nur bis nächste Woche, da gibt er es mir eh zurück.«
Ich gab ein leises Wimmern von mir, was jedoch bei ihren nächsten Worten unterging. »Außerdem hat er ja noch eine super Sicherheit – sein Haus.«
Ich schloss die Augen und donnerte meinen Kopf gegen den Türholm.
*
Der Schädel brummte mir immer noch, als wir wenig später vor der Bank anhielten. Pauline meinte, wir könnten von Glück sagen, dass durch meine unbeherrschte Reaktion nicht der Seitenairbag ausgelöst worden sei, das hätte sie nur wieder einen ellenlangen Bericht gekostet, und ich sollte mir die ganze Sache mit diesem blöden Anwalt doch bloß nicht so zu Herzen nehmen. Andere Mütter hätten auch schöne Söhne. »Oder andere Töchter schöne Väter«, fügte sie grinsend hinzu. Und dann meinte sie noch, dass sie sich als Heiratsevent sehr gut eine adventure -Hochzeit vorstellen könne, irgendwas mit Bungee-Jumping oder unter Wasser, und ich solle ruhig bald schon anfangen, mir darüber Gedanken zu machen.
Sie wartete im Wagen, während ich meine Abhebung erledigte, und anschließend durfte ich ihr noch in der Dönerbude Gesellschaft leisten. Hunger hatte ich keinen mehr, nicht nur wegen der vielen Croissants, die mir nach all dem Stress wie Blei im Magen lagen, sondern weil mich das viele Geld in meiner Handtasche nervös machte.
»Übrigens«, sagte Pauline, als wir wieder im Auto saßen, »ich wollte dir noch was Wichtiges erzählen. Ich habe was rausgefunden, über Sven.«
»Interessiert mich überhaupt nicht.«
»Okay.« Sie schnallte sich an und fuhr los.
Ich räusperte mich und tat ganz beiläufig. »Was denn?«
Pauline grinste. »Du errätst es nicht: Er ist der Anwalt von Marie-Luise Fleydensteyn. Auf dem Wege dürfte er wohl auch Serena kennen gelernt haben.«
»Ich sag doch, das interessiert mich nicht die Spur.«
»Okay.« Sie musste an einer roten Ampel halten und fing an, irgendein dämliches Liedchen zu summen.
»Jetzt erzähl mir schon alles«, fuhr ich sie an.
»Sven hat Marie-Luises Vertretung in der Ermittlung wegen des Todes ihrer Ehemänner übernommen.«
Ich kochte vor Neugier. »Darfst du mir das überhaupt erzählen? Ist das nicht ein Dienstgeheimnis?«
Sie zuckte die Achseln. »Geheimnisse sind nur halb so interessant, wenn man sie niemandem verraten kann.«
»Wie weit sind denn die Ermittlungen?«, wollte ich begierig wissen.
»Man wird der alten Scharteke nichts nachweisen können, wenn du mich fragst. Sven hat ein paar ziemlich schlaue Schriftsätze eingereicht. Es wird so gut wie unmöglich sein, stichhaltige Beweise dafür zu finden, dass sie ihre Verflossenen kaltgemacht hat. Aber man soll auch nie nie sagen.«
Ich dachte kurz nach. Zugegeben, es hätte mich gefreut, wenn die Justiz dieser snobistischen schwarzen Witwe ordentlich eins übergebraten hätte, aber falls man sie wirklich wegen Mordverdachts drankriegte, würde vermutlich die Hochzeit abgesagt. Serena konnte ja schlecht heiraten, wenn ihre Mutter im Knast saß.
Wir waren in der Störtebekerstraße angekommen. Pauline setzte mich vor dem Haus ab und fuhr wieder zum Dienst, während ich zögernd hineinging. Beim Anblick des Wagens, der in der Einfahrt stand, überlegte ich kurz, Pauline auf ihrem Handy anzurufen und sie zu bitten, wieder zurückzukommen und mich irgendwo anders hinzubringen.
Ich ging an dem Volvo mit dem kaputten
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