Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)
Ob Fellatio zu einem derart akuten Nachlassen logischen Denkvermögens führen konnte? Vielleicht ja, bei richtiger Technik – vorausgesetzt, ein Profi wie Serena wandte sie an.
Resigniert überlegte ich, dass sie ihm vermutlich ganz einfach das Hirn aus dem Kopf geblasen hatte.
Sven warf Thomas einen indignierten Blick zu. »Vielleicht sind Sie da ein bisschen voreilig. Ich denke, hier hat die Braut da auch noch ein Wörtchen mitzureden.« Er schaute mich an. »Oder, Britta?«
»Dann fragt die Braut doch einfach, wen sie lieber will!«, rief ich mit wütender Stimme. Die ganze Situation war zu grotesk, als dass ich noch länger hier rumstehen und mir diesen Quatsch anhören würde. Ohne weitere Kommentare begab ich mich nach unten, stieg über mehrere lose herumliegende Elektrokabel und ging nach draußen zu meinem Wagen. Das heißt, eigentlich wollte ich zu meinem Wagen gehen, doch dann sah ich etwas, das mich mitten im Schritt erstarren ließ. Mein Vater stand drüben bei den Habermanns vor der Haustür, die im nächsten Augenblick geöffnet wurde. Für einen Moment sah ich Hermanns zahnlückiges Grinsen, dann verschwand mein Vater im Haus. Ich pirschte mich seitlich an den Vorgarten heran und blieb hinter einer dicken Kastanie stehen. Von dort aus versuchte ich, durch die Fenster ins Wohnzimmer der Habermanns zu spähen, aber die Scheiben waren seit Jahren mit keinem Wasser außer Regen in Berührung gekommen und daher absolut blickdicht.
Doch im nächsten Moment traten sie aus der Terrassentür in den Garten, alle fünf. Mein Vater, Dorothee, Hermann und die beiden Russen. Ich stand starr, um mich auch nicht mit der kleinsten Bewegung zu verraten.
Hermann stellte eine mittelgroße Holzkiste auf einen der Reifenstapel und öffnete sie, und dann tat er etwas absolut Merkwürdiges: Er bot seinen Gästen Zigaretten an. Genauer, er reichte jedem eine ganze Schachtel, den beiden Russen, seiner Frau und meinem Vater. Jeder nahm brav sein Päckchen in Empfang, riss es auf und fing dann an, wie wild am Inhalt herumzuschnüffeln. Anschließend steckten sie sich alle einen Glimmstängel zwischen die Lippen. Das Frettchen gab mit ganz ungewohnter Höflichkeit reihum Feuer, und dann fingen sie alle miteinander an, einträchtig vor sich hinzupaffen. Olli holte sich sogar noch eine zweite Zigarette aus der Packung und zog freudestrahlend an allen beiden. Rauch stieg auf und nebelte die ganze Truppe ein, doch das hielt sie nicht davon ab, munter weiterzuqualmen und irgendwelche anerkennenden Bemerkungen von sich zu geben, die ich allerdings wegen der Entfernung nicht verstehen konnte.
»Komisch«, sagte Sven hinter mir. Er war unbemerkt aus dem Haus gekommen und hinter mich getreten. »Ich wusste gar nicht, dass dein Vater raucht.«
»Ich auch nicht«, murmelte ich, wehrlos gegen das wohlige Gefühl, das mich beim Klang seiner Stimme durchrieselte. Dann, mit einem Sekundenbruchteil Verspätung, zuckte ich zusammen, weil mir prompt wieder eingefallen war, was für ein mieses, doppeltes Spiel er mit mir gespielt hatte.
»Wie war das doch gleich mit dem Nicht-heiraten-Wollen?«, fauchte ich ihn an. »Gibt es nicht bei den Juristen einen Fachausdruck dafür? Ich glaube, es nennt sich Vorspiegeln falscher Tatsachen !«
Er besaß tatsächlich die Frechheit, rot zu werden. »Hör zu, Britta, ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll … Ich gebe zu, zuerst dachte ich … Also, es ist so … Ich meine, jeder Mann kommt in seinem Leben doch an einen Punkt, wo er denkt, dass … Na ja, da sind solche verlockenden Dinge, wie man sich sein Leben als Mann vorstellt … Dinge wie Freiheit und Abenteuer …«
»Dann geh doch rüber und lass dir von denen eine Marlboro geben«, schrie ich erzürnt.
Doch unsere Nachbarn waren mitsamt ihren Besuchern nebst Kiste und Zigaretten urplötzlich wieder im Haus verschwunden, offenbar aufgeschreckt durch mein Gebrüll.
Mir war es egal. Ich stapfte zu meinem Wagen und stieg ein. Sven wollte mir offenbar noch etwas sagen, doch ich hatte keine Lust, mir auch nur eine einzige seiner himmelschreiend dreisten Ausreden anzuhören.
Der Motor heulte auf, als ich den Wagen aus der Einfahrt zurücksetzte. Es war Thomas’ Glück, dass er mir genug Platz zum Rausfahren gelassen hatte, sonst hätte er jetzt noch ein paar Beulen mehr an seinem Wagen.
Freiheit und Abenteuer, dachte ich wutschnaubend. Das war ich also für Sven gewesen! Serena, die war das Echte und Wahre, die Frau fürs Leben. Und
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