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Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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nicht zurück?«
    »Er hat aufgegeben.«
    »Nein – nicht, wenn es um eine Million Dollar geht.«
    »Und wo soll die Leiche sein?«
    »Fragen Sie den Jungen. Er ist das Genie, er hat dieses Talent. Wahrscheinlich kennt er Tricks, die sogar Nick Knatterton aus der Fassung bringen würden.«
    »Und wie hat er ihn umgebracht?«
    »Fragen Sie das Kind!«
    »Herod, ich habe Angst.«
    »Ich auch. Wollen wir aufgeben?«
    »Ich glaube nicht, daß wir das jetzt noch können. Wenn der Junge gefährlich ist, müssen wir ihn finden!«
    »Sorge um das Wohl der Öffentlichkeit, was?«
    »Vielleicht.«
    »Nun, mich interessiert mehr das Geld.«
    Sie kehrten zur Maple Park Row und damit zu Joe Davenports vier Häuserblocks zurück. Diesmal waren sie vorsichtig. Sie trennten sich und arbeiteten sich verstohlen von außen zur Mitte vor, immer im gleichen Rhythmus. In jedem Haus untersuchten sie jedes Stockwerk, jede Wohnung, begannen dabei unten. Schließlich gingen sie die Treppen wieder hinab und hinein in das nächste Haus. Es war eine zähe, mühsame Arbeit. Dann und wann sahen sie sich, wie sie die Straße überquerten. Bei solch einer Gelegenheit sah Warbeck Walter Herod zum letzten Mal.
    Zitternd saß er im Wagen und wartete. »Ich muß zur Polizei gehen«, stieß er immer wieder hervor, obwohl er genau wußte, daß er es gar nicht konnte. »Der Junge besitzt irgendeine Waffe, irgend etwas, das er erfunden hat. Genauso unglaublich wie die anderen Geräte. Vielleicht etwas, das wie eine Taschenlampe aussieht und mit ihrem Strahl einen Menschen töten kann. Oder ein mechanisches Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel, mit dem man in Wirklichkeit Leute hypnotisieren kann. Vielleicht verfügt er auch über eine Gangster-Bande von Robotern, mit der er Verstecken spielt, wenn sie sich nicht gerade mit Störenfrieden wie Joe und Herod befaßt. Er ist ein junges Genie. Gefährlich, tödlich. Was soll ich nur tun?«
    Der vom Schicksal bereits Verdammte stieg aus dem Wagen und ging mit unsicheren Schritten hinab zu Herods Hälfte der Straße. »Was soll nur werden, wenn Stuart Buchanan erst erwachsen ist?« fragte er sich. »Oder die anderen! Tommy und George und Anne-Marie und die faule Ethel. Weshalb laufe ich nicht einfach weg? Was will ich noch hier?« Es war schon dämmrig auf der Maple Park Row. Die alten Damen hatten sich zurückgezogen, die Stühle unter den Armen zusammengeklappt. Überall parkten noch die Autos. Die Ballspiele der Kinder waren vorüber, und nun beschäftigten sie sich unter den bereits leuchtenden Straßenlampen, ließen Flaschen kreisen, spielten Karten oder warfen Münzen. Am Himmel hatte sich das Purpur, das über der Stadt lag, getönt, und wenn man genau hinsah, konnte man den leuchtenden Funken des Planeten Venus erkennen, der auf seiner Bahn der Sonne folgte. »Er muß um sein Talent wissen«, murmelte Warbeck ärgerlich. »Er muß wissen, wie gefährlich er ist. Deshalb ist er auch geflohen. Schuldgefühle. Deshalb vernichtet er uns, einen nach dem anderen, ein unschuldig lächelndes, aber gerissenes Kind, ein gefährliches, hinterhältiges Genie…«
    Mitten auf der Straße blieb Warbeck stehen. »Buchanan!« rief er. »Stuart Buchanan!«
    Die Kinder neben ihm hielten in ihren Spielen inne und gafften ihn an.
    »Stuart Buchanan!« Warbecks Stimme krächzte hysterisch. »Kannst du mich hören?«
    Der Wind trieb den ärgerlichen Ton seiner Stimme die Straße hinab. Andere Kinder hörten auf mit ihrem Ringelreihen. Drachen aus chinesischem Papier wurden eingeholt.
    »Buchanan!« schrie Warbeck. »Stuart Buchanan! Komm heraus, wo immer du dich auch versteckst!« Alle Bewegung der Welt schien erstorben zu sein. In einer Gasse zwischen den Häusern 217 und 219 hörte der dort Verstecken spielende Stuart Buchanan seinen Namen. Er kroch tiefer zwischen die großen Mülltonnen. Er war zehn Jahre alt, in Pulli, Jeans und Turnschuhen gekleidet. Er hatte sich fest vorgenommen, »es« nicht noch einmal geschehen zu lassen. Als er es sich zwischen den Mülltonnen bequem machte, erspähte er tief im westlichen Himmel den Glanz der abendlichen Venus.
    »Stern des Glanzes, Stern der Pracht«, flüsterte er in aller Unschuld, »erster Stern in dieser Nacht. Was ich mir wünsch mit aller Macht, erfülle mir in dieser Nacht.«
    Er wartete und dachte nach. Dann wünschte er sich: »Gott segne Mama und Papa und mich und all meine Freunde. Bitte laß mich ein guter Junge und immer glücklich sein. Und ich wünsche mir, daß jeder,

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