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Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein

Titel: Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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herumtrieb und einem Hund ein Ohr abbiss, der war potenziell gefährlich!
    Uwe seufzte, zog sich an den Schreibtisch heran und griff nach dem Notizzettel, der am Fuß der Lampe haftete. Der Name und die Adresse darauf waren das Ergebnis von zwei Stunden Telefonarbeit am gestrigen Tag. Über das zuständige Amt für Jugend und Soziales, das die Adoption damals betreut hatte, hatte er einen Polizeibeamten im Ruhestand ausfindig machen können, der noch etwas über die Geschichte der Ellie Brock wusste. Dessen Aussage hatte ein ganz anderes Licht auf die Angelegenheit geworfen. Ellie Brock war bei dem Einsatz damals nicht ums Leben gekommen! Warum auch immer man die Schneiders belogen hatte, ließ sich heute nicht mehr herausfinden, aber Ellie Brock war damals in eine psychiatrische Anstalt verbracht worden. Ob sie dort gestorben war oder noch lebte und vielleicht längst entlassen war, wusste Uwe noch nicht. Die Klinik gab es seit einigen Jahren nicht mehr, im Zuge vieler Reformen und Sparmaßnahmen war sie geschlossen worden, aber es war nicht weiter schwer gewesen, den ehemaligen medizinischen Leiter der Klinik ausfindig zu machen.
    Dr. Wolfgang Schröder. Eben dieser Name stand auf dem Notizzettel. Uwe hatte bereits mit ihm gesprochen, nur kurz, und im eigentlichen Sinne war es auch kein Gespräch gewesen. Der hörbar alte Mann hatte ihn auf seine Schweigepflicht hingewiesen und sich geweigert, am Telefon irgendwelche Auskünfte zu geben. Er hatte sich auch geweigert, nach Bentlage zu kommen, solange er nicht offiziell vorgeladen wurde. Seine Zeit als Staatsdiener sei vorbei, waren seine Worte gewesen, und wenn der Staat heute
etwas von ihm wolle, müsse er sich eben zu ihm bemühen. Ein Besuch bei diesem Herrn hätte Uwe sich gern erspart, aber so wie die Dinge lagen, führte wohl kein Weg daran vorbei. Er hatte den Schneiders versprochen, sich darum zu kümmern, hatte es leichtfertig versprochen, weil er nicht daran geglaubt hatte, dass an dieser Rachegeschichte etwas dran war. Immerhin lag es dreiundzwanzig Jahre zurück, dass man Ellie Brock ihr Kind weggenommen hatte.
    Und trotzdem! Dem Hund war das Ohr abgebissen worden. Die Briefe waren mehr als merkwürdig. Und jetzt sah es so aus, als würde diese entzückende Frau wirklich noch leben. Hier keinen Zusammenhang zu vermuten wäre leichtsinnig und dumm. Also würde er zunächst mit dem sympathischen Herrn Doktor reden und dann entscheiden, ob er die Ermittlungen nicht besser an eine übergeordnete Dienststelle abgeben sollte.
    Das Ohr mit den Zähnen abgerissen! Allein sich diese Situation vorzustellen jagte Uwe Hötzner einen Schauer über den Rücken.
     
    Saskia Eschenbach schlug die Tür ihres Kleiderschranks zu und stürmte in Shorts und Unterhemd aus ihrer Wohnung über den Flur in Stefanies Wohnung. Es war zwar schon Viertel nach zehn, doch Stefanie lag noch im Bett. Sie war von einer Veranstaltung erst spät in der Nacht heimgekehrt.
    »Du musst mir helfen!«, rief Saskia und zog ihrer Freundin die Bettdecke weg.
    Stefanie blinzelte den Wecker an und ließ sich wieder ins Kissen sinken. »Komm um zwölf wieder, ich schlafe noch.«
    »So lange kann ich nicht warten, wir müssen sofort los!«
    Saskia schnappte sich einen Cremetiegel vom Schminktisch und drückte ihrer Freundin das kalte Glasgefäß auf den nackten Rücken. Stefanie schrie und richtete sich schlagartig auf.
    »Hey, was soll das! Bist du verrückt geworden?«
    Saskia stemmte die Fäuste in die Hüften. »Ich habe nichts zum Anziehen. Wir müssen sofort los! Und dich brauche ich als Beraterin.«
    Einen Moment lang starrte Stefanie sie nur an, dann begann sie prustend zu lachen. Als sie nicht wieder aufhörte, schnappte Saskia sich ein Kissen, sprang aufs Bett und schlug auf ihre Freundin ein.
    »Du sollst mich nicht auslachen, du sollst mir helfen!«
    Stefanie wehrte sich mit dem zweiten Kissen. Nach ein paar Minuten wilden Kampfes sanken beide außer Atem auf die Matratze.
    »In meinem Schrank sind nur alte Sachen«, sagte Saskia zwischen hechelnden Atemzügen. »Ich kann ihn doch nicht in alten Sachen empfangen!«
    »Nein, natürlich nicht!«, empörte sich Stefanie. »Da braucht die Königin schon neue Kleider. Aber warte … Du könntest ihn doch gleich nackt empfangen, dann spart ihr euch das Herunterreißen der teuren Klamotten.«
    »Mach dich nicht lustig über mich, es ist mir ernst.«
    »Okay.« Stefanie setzte sich in den Schneidersitz und sah Saskia an. »Dann machen wir uns

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