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Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein

Titel: Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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schlimm ist, dass wir uns keinen Reim darauf machen können. Es wäre sicher einfacher, wenn wir wenigstens eine Ahnung hätten, worum es hier geht. Vorhin haben wir zusätzliche Scheinwerfer an den Gebäuden angebracht, und mein Vater will eines seiner Gewehre neben sein Bett stellen. Das ist alles sehr beängstigend.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Mit mir? Mir geht es eigentlich genauso, aber ich denke auch an dich. Das lenkt mich ab. Auf eine sehr schöne Art. Ich vermisse dich.«
    »Ich dich auch. Ich muss dauernd an dich denken, und das lenkt mich von meiner Arbeit ab. Wenn wir uns nicht bald sehen, wirst du auf diese Weise doch noch zu Ende bringen, was du mit dem Unfall begonnen, aber nicht geschafft hast.«
    »Und das wäre?«
    »Dass ich meinen Auftrag verliere.«
    »Also müssen wir uns schon allein deshalb sehen.«
    »Deshalb … und weil ich mich in dich verliebt habe.«
    Sebastian schloss die Augen und ließ die Worte in seinem Kopf nachhallen. Dabei sah er Saskia vor sich, ihre dunklen Augen mit dem verträumten Blick darin.
    »Hast du morgen Zeit?«, fragte er.
    »Willst du mir wieder Reitunterricht erteilen?«
    »Im Moment lieber nicht. Ich dachte eigentlich, ich komme am Abend zu dir … Und wenn du willst, bleibe ich die ganze Nacht.«
    »Unbedingt.«
    Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern, heiser und verheißungsvoll.

    »Wir könnten da weitermachen, wo deine Freundin uns unterbrochen hat«, sagte Sebastian.
    »Ich kann es kaum erwarten. Morgen Abend um acht, okay?«
    »Morgen um acht, und keine Sekunde später.«

Samstag
    »Sitzt du gut, Uwe?«
    »Muss ich denn?« Uwe Hötzner schob den Drehstuhl ein Stück vom Schreibtisch weg und streckte die Beine aus.
    »Ist vielleicht besser. Wie versprochen habe ich den Hund gestern noch dazwischengeschoben, kostenlos versteht sich.«
    »Herzlichen Dank.«
    »Ist schon in Ordnung, ich bezahle ja nur meine Schulden … und letztlich bin ich als bekennender Hundefreund sogar froh, es gemacht zu haben. Ich glaube, du hast ein richtiges Problem da draußen.«
    »Mach es nicht so spannend, schieß einfach los.«
    Am anderen Ende der Leitung war ein lautes knarrendes Geräusch zu hören, etwas raschelte, dann räusperte sich der Tierarzt und sprach mit vollem Mund weiter.
    »Die Mistgabel war die Todesursache, so weit keine Überraschung. Zehn- bis zwölfmal hat der Täter zugestoßen, nach meiner Meinung echte Raserei.«
    Wieder das knarrende Geräusch und eine kleine Pause. Uwe Hötzner sah seinen Freund vor sich, wie der seine hundertfünfzig Kilo in dem alten Holzstuhl verlagerte, um wahrscheinlich an eine Packung Kekse vor sich auf dem Schreibtisch zu gelangen. Neben Reinhardt kam Uwe sich schlank vor, was dafür sprach, dass der alte Einstein mit der Relativitätstheorie wohl doch recht gehabt hatte.
    »Aber es kommt noch besser, pass auf. Anhand der Bissspuren
kann ich fast mit Sicherheit sagen, dass dem Hund das rechte Ohr von einem Menschen abgerissen wurde … mit den Zähnen.«
    Uwe atmete scharf ein.
    »Und da gibt es keinen Zweifel?«
    »Kaum. Alles Weitere müsste natürlich im Labor gemacht werden.«
    »Vergiss es! Dafür haben unsere Techniker weder Geld noch Zeit. Es war nur ein Hund.«
    »Schon, aber wer einem ausgebildeten, kräftigen Schäferhundrüden im Kampf ein Ohr abbeißt, könnte auch für Menschen gefährlich werden, oder siehst du das anders?«
    »Schwer zu sagen. Wir wissen ja nicht einmal, wie es dazu gekommen ist. Vielleicht hat der Hund unseren Beißer angegriffen und der hat nur um sein Leben gekämpft. Ich würde einem Hund noch ganz andere Sache abbeißen, wenn ich dadurch mein Leben retten könnte.«
    »Da könntest du recht haben. Übrigens, ich habe von den Zähnen des Tieres Blut isoliert. Du kannst die Proben jederzeit bei mit abholen.«
    »Darauf komme ich bestimmt zurück. Vielen Dank, Reinhardt.«
    Nachdem das Gespräch beendet war, verharrte Uwe in seiner Stellung und klopfte mit der kurzen Antenne des schnurlosen Telefons gegen seine Vorderzähne. Das leise Tuten der freien Leitung half ihm beim Denken. Offiziell war er nicht mit Ermittlungen wegen Tierquälerei beschäftigt, und hätten die Schneiders ihm nicht von den Briefen und ihrem Verdacht erzählt, hätte er den Kadaver nicht einmal untersuchen lassen. Was Reinhardt Grott ihm soeben erzählt hatte, rechtfertigte seine Entscheidung im Nachhinein nun doch, denn der Tierarzt hatte natürlich recht:
    Wer sich in einer stürmischen Gewitternacht im Wald

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