Haeppchenweise
gewaltiges Alkoholproblem. Also warf ich dem Drecksack meine Rezeptekladde vor die Füße, brachte dich zu deinen Großeltern und zeigte mich bei der nächsten Polizeidienststelle selbst an. Den Rest kennst du sicher aus den Akten.“
Henry starrt schweigend auf die Tankanzeige.
„Knut Ziegler hat deine Rolle übernommen und schmeckt nun Jørgensens Gerichte ab, die diesen Betrüger berühmt gemacht haben. Dabei sind es nicht mal seine eigenen Rezepte, sondern deine. Na, herzlichen Glückwunsch!“
„Es tut mir leid. Ich hätte die Sache sofort nach meiner Entlassung aufklären müssen. Sah aber keinen Sinn darin, weil ich dachte, du würdest mich ohnehin hassen. Es kam mir logisch vor, als Stadtstreicher zu enden.“
„Ich habe dich tatsächlich gehasst.“
„Dein gutes Recht, Henriette.“
Henry mustert ihre Finger, die das Lenkrad so fest umklammern, dass die Knöchel weiß hervortreten. Ihr Herz klopft derart laut, dass sie glaubt, er müsse es hören. „Eine Frage noch.“
„Nur zu. Das Verhör fängt an, mir Spaß zu machen, Frau Kommissarin.“
„Hättest du Lust, mal mit mir zum Italiener zu gehen?“
Rippshirt-Manni hat es tatsächlich geschafft, den Fernseher in den Spalt zwischen Fahrersitz und Kofferraum zu klemmen. Außerdem hat er eine komplette Heimkino-Anlage auf den Beifahrersitz des Cabrios gepackt.
„Himmel! Ich wollte die Flimmerkiste heil nach Hause bringen und keinen Strafzettel wegen Überladung kassieren! Soll ich meine Fr... Begleitung etwa auf den Schoß nehmen?!“ Felix Hals ist von roten Flecken übersät, die sich hurtig zu seinen Wangen hocharbeiten. Ein schlechtes Zeichen. Manni, der wahrscheinlich gar nicht so heißt, zuckt die Schultern.
„Sie han jesacht, ich soll mir wat einfalle lasse! Ihr Mädsche kann ja die Tram nehmen. Dat Schnäppche macht Zwotausend. Käsch oder Karte?“
„Schnäppchen?? Haben Sie sie noch alle?! Diese Geräte bekomme ich im Internet für die Hälfte!“
„Deal is Deal.“ Manni grinst verschlagen.
„Sie haben Glück, dass ich es eilig habe.“ Felix wirft mir einen finsteren Blick zu. Ich beiße auf meine Gaumeninnenseiten, um nicht herauszuplatzen. „Du schuldest mir was, Katta“, murmelt er säuerlich und zieht seine Geldbörse aus der Jackentasche. Ich beeile mich, demütig zu nicken. In letzter Zeit höre ich diesen Satz immer öfter. Melitta trippelt auf der Stelle und linst auf ihre Uhr.
„Da wir ohnehin nicht alle in das Cabriolet passen, schlage ich vor, wir nehmen unseren Wagen. Er parkt am Ende der Straße.“
„Super Idee!“ Ich strahle Felix an.
„Ich kutschiere mein Schnäppchen in sein neues Domizil und komme ins Studio nach.“ Felix hält dem sichtlich erfreuten Manni seine Kreditkarte unter die Nase. Die Vision eines trauten Heims, in dem die dunkelhaarige Schöne und Felix beim gemeinsamen Fernsehabend auf der Couch kuscheln, lässt sich nicht verdrängen. Ich streiche eine ölige Haarsträhne aus meinem Gesicht. Ich habe vorgestern das letzte Mal geduscht.
„Du brauchst das nicht tun, Felix.“ Ich schiebe das übelkeitserregende Kopfkino beiseite. „Bestimmt wartet jemand auf dich ...“
Er wirft mir einen rätselhaften Blick zu. „Ich weiß, dass ich das nicht tun muss. Zufälligerweise will ich es aber tun“, raunzt er und bohrt seinen Du-hast-mich-über-den-Tisch-gezogen-Blick in Mannis fleckiges Rippshirt.
„Beeilen Sie sich gefälligst, sonst lasse ich Sie diesen Plunder wieder ausladen!“
Henry: Wir sind in ein paar Minuten da!
Julia: Henry, bist du das? Himmel, was ist das für ein Lärm?!
Henry: Blaulicht, Polizeieinsatz. Ging nicht anders, der Ring ist zu. Du befindest dich aber auch nicht gerade in einer Ruhezone, oder?
Julia: Ich bin mit Friedrich und den anderen im Fernsehstudio. Auf den Rängen tummelt sich halb Köln! Britta und ihr Mann sind auch da, aber von Katta keine Spur. Ich hab bestimmt zehn Nachrichten auf ihre Mailbox gesprochen!
Henry: Das mit den Griechen kriegt Katta schon hin. Hast du Knut gesehen?
Julia: Ich dachte, der sitzt im Knast?!
Henry: Jørgensens Anwalt hat Kaution für ihn gestellt. Ich musste die Entlassungspapiere persönlich unterschreiben. Der kleine Speichellecker muss im Studio sein. Mach ihn ausfindig und sorg dafür, dass er von der Bildfläche verschwindet!
Julia: Das verstehe ich nicht ...
Henry: Tu einfach, was ich dir sage.
Julia: Und wie soll ich das bitte anstellen?!
Henry: Julia, mach dich nicht lächerlich. Du hast
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