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Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
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Hinterkopf. Ich glaube, mir wird schlecht.
    „Kannst du mir verraten, wieso du deinen Laden ausschließlich aus dem Bauch heraus führst?! Man sollte dich samt deiner Unordnung vor den Kadi zitieren, damit du lernst, dass man mit derartiger Fahrlässigkeit lediglich als Schufa-Eintrag endet! Du setzt ein gut gehendes Unternehmen in den Sand, weil du dich weigerst, die unangenehmen Seiten des Selbstständigseins ebenso gewissenhaft abzuarbeiten wie die angenehmen. Wann hast du das letzte Mal einen Kontoauszug abgeholt?“
    „Die bekomme ich zugeschickt!“ Ich versuche verzweifelt, die Tränen zurückzuhalten.
    „Das nützt dir wenig, wenn du sie ungelesen in die Ablage feuerst. Hättest du die Auszüge überprüft, wäre dir aufgefallen, dass das Finanzamt deine Konten gepfändet hat und keine einzige Lastschrift bedient wurde!“
    „Es reicht, Johannes! Du siehst doch, dass Katta fix und fertig ist!“
    Todsicher hat Julia an der Tür gelauscht. Sie schiebt ihren Gazellenkörper an Johannes vorbei und baut sich neben mir zu voller Größe auf. Soweit man bei einem Meter siebzig von Größe reden kann. Drückt meine Hand und hebt angriffslustig das Kinn.
    „Was können wir also gegen das Problem tun?“, fragt sie frostig.
    Johannes Kiefermuskel zuckt, als ob er sich ein Lächeln verkneifen müsse. Julias Griff verhärtet sich, wobei sie ihre Nägel in meine Daumenwurzel gräbt, bis es wehtut. Ich bin unglaublich froh über die Ablenkung. Johannes schnaubt.
    „Ich habe keine Ahnung, ob irgendjemand DAS nochmal glatt bügeln kann.“
     
    Ich fahre stur nach Anweisung des Navigationsgeräts zum Großmarkt und achte dabei kaum auf die Straße. Johannes Worte kreisen wie ein vernichtendes Mantra im Wageninnern, vor meinen Augen wedelt der gelbe Schrieb auf und ab. Eine Stimme höhnt „Versager“ und jede Menge andere Beleidigungen in mein Ohr. Nach „Knalltüte“ und „Heiopei“ tastet meine Hand nach dem Mobiltelefon in der Mittelkonsole.
    Ich möchte mich an Felix´ breite Brust werfen und hemmungslos Liebe machen. Danach mit ihm zwischen zerwühlten Laken liegen, eine Zigarette rauchen und reden. Felix wird aufmerksam meinem Gestammel lauschen und danach mein Selbstwertgefühl mit den nüchternen Wörtern zusammenflicken, die mein Vokabular derzeit nicht hergibt. Mit ihm an meiner Seite werde ich diese desolate Lage meistern. Und in ein paar Wochen lachen wir über unseren albernen Streit und meine absurde Idee, er könne eine Affäre haben. Mein Herz macht einen Sprung, als sich die vertraute Stimme meldet.
    „Sander.“
    „Hallo Schatz, ich wollte ...“ dir sagen, dass ich dich liebe. Doch mein zweiter Satzteil versickert in einem – eindeutig weiblichen – Kichern im Hintergrund.
    „Katta, ich kann jetzt nicht ... Ich rufe zurück.“
    Mein Fuß tritt auf die Bremse, der Transporter kommt schlingernd zum Stehen. Ich starre mein Telefon an, aus dem das Freizeichen tönt, und schleudere es auf den Rücksitz. Atme den Schmerz ein und die Wahrheit aus: Nicht jedes Problem lässt sich mit Goodwill und hehren Vorsätzen kitten.
     
     
    Katta: Hast du meine Eintrittskarte schon verschenkt?
    Britta: Du klingst komisch. Bist du betrunken?
    Katta: Hast du die Karten noch oder nicht?
    Britta: Nächsten Samstag, zwanzig Uhr.
    Katta: Gut. Kleiderordnung seriös. Und keinen tiefen Ausschnitt!
    Britta: Spielverderber.
    Katta hat aufgelegt.
     
    *
     
    Pünktlich um 16:45 Uhr steuere ich den Van durch die schmale Gasse in der Kölner Südstadt. Trotz der lächerlichen 30 Stundenkilometer auf dem Tacho umklammert Minzou die Halteschlaufe, als hätte sein letztes Stündlein geschlagen. Ob seine Angst mit meinem Fahrstil zu tun hat? Vielleicht leidet er an Lampenfieber, was ich nicht im Geringsten nachvollziehen könnte, denn auf der Ladefläche ruht ein Gesamtkunstwerk, auf das er stolz sein kann. Und für das ich ein hübsches Sümmchen im Großmarkt lassen musste.
    Die Kühlboxen enthalten Minzous geballtes Können: eine bunte Fülle aus Nigiri und Makirollen, liebevoll geschnitzte Meerestiere aus Kohlrabi, Gurken und anderem Gemüse. Sogar Helga quollen die Augen über, auch wenn sie alibimäßig die Nase rümpfte. Ich habe trotzdem gesehen, wie sie klammheimlich den Paprikadelfin in ihre Schürze gesteckt hat.
    Herr Dullvogel erwartet uns am Hintereingang und sieht genauso aus, wie ich mir einen Vereinsvorsitzenden vorstelle: Untersetzt, bebrilltes Glatzengesicht, weiße Strümpfe in Sandalen.
    „Frau

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