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Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
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sprechen?“
     
    „Was ist los mit dir?“
    Ich bemühe mich, meine Arme locker auf die Lehne zu legen und die Beine nicht übereinanderzuschlagen. Aber meine Körpersprache verdampft an Henry wie ein Wassertropfen an einem überhitzten Bulldozer. Sie sitzt steif auf der Kante ihres Stuhls und mustert ihre Turnschuhe.
    „Weiß nicht, was du meinst.“
    „Ich glaube schon, dass du das weißt.“
    „Ist mir alles zu kuschelig da drin“, murrt sie.
    „Möchtest du aussteigen? Kein Problem, ich gebe dir dein Geld zurück. Du musst dich nicht in unsere Gesellschaft nötigen lassen.“
    „Und der Kochwettbewerb?“
    „Ich brauche Menschen, die hinter dem Cook & Chill stehen, nicht solche, die meinem Laden in den Rücken fallen.“
    Sie knabbert an den Fingernägeln, während ihre Augen ruhelos die Wand herauf und herabgleiten.
    „Warum gibst du uns keine Chance, Henry?“
    „Ist nix Persönliches.“ Sie weicht meinem Blick aus.
    „Das ist der entscheidende Punkt. Du offenbarst nicht das Geringste von dir. Weshalb bist du überhaupt hier?“
    „Jedenfalls nicht, um Freundschaften zu schließen.“
    „Okay. Wieso probierst du nicht eine andere Kochschule aus? Im Starcooks beispielsweise lernst du garantiert nur Kochen. Wir dagegen verstehen uns als Familie. Wenn du das nicht annehmen kannst, solltest du gehen. Aber ehrlich gesagt nehme ich dir diese Inselnummer nicht ab. Auch jemand wie du braucht manchmal Freunde.“
    Sie schluckt und wischt verstohlen mit dem Handrücken über ihre Augen.
    „Die können mich alle nicht leiden. Vor allem Vida nicht.“
    „Vida ist ein echter Engel, trotz ihres Höllenludergebarens. Sie würde dein Freundschaftsangebot nicht in den Wind schlagen. Fangen wir doch von vorne an.“ Ich strecke meine Hand aus. „Hi. Ich bin Katta. Schön, dass du bei uns bist.“
    „Henriette. Henry“, flüstert sie.
    Überraschenderweise ist ihr Händedruck energisch und warm. Und federleicht.
    „Gut. Wollen wir reingehen?“
    Zum ersten Mal lächelt sie, wobei ihre Lippen den Blick auf eine gewaltige Zahnlücke eröffnen, durch die mühelos ein Bleistift gepasst hätte. Sie sieht wie ein weiblicher Michel von Lönneberga aus. Und wie Julius, wenn er sich nach einem Streit mit Helga versöhnt hat. Ein schüchternes Klopfen und Roúlas ratlose Miene erscheint im Türrahmen. Mein zweiter Problemfall.
    „Entschuldigung, Fräulein. Ich habe da eine Frage ...“
    Ich lächle milde. Vermutlich hat sie sämtliche Zutaten für den Sauerbraten vergessen. Sie braucht unbedingt einen Spickzettel für die Sendung, oder besser: ein verstecktes Mikrofon.
    „Wer ist eigentlich Mats Jørgensen?“

Himmel un Äd für Gourmets
     
    Man nehme für 4 Personen:
    500 g. Blutwurst, 2 säuerliche Äpfel (Elstar oder Boskop), etwas Mehl, 4 EL Zucker, Butter, 2 cl. Calvados, etwas Zitronensaft, 600 g. mehlig kochende Kartoffeln,
    30 g. Butter, etwas Sel de Fleur und Muskat nach Belieben.
     
    Blutwurst in 0,5 cm dicke Scheiben schneiden, dünn mit Mehl bestäuben. Die Äpfel waschen und schälen, das Kerngehäuse entfernen und in 1 cm dicke Scheiben schneiden. Kartoffeln in Salzwasser kochen, bis sie gar sind. Die Zitrone am Stück schälen, sodass eine dünne Dekorationsschlange entsteht. Zitrone pressen, den Saft auffangen.
    In einer Pfanne Butter mit Zucker auf mittlerer Stufe unter ständigem Rühren karamellisieren lassen, dabei wird der Zucker zunächst klumpig, dann flüssig. Sobald der Karamell bräunt, auf niedrige Temperatur stellen, die Apfelringe vorsichtig hineinlegen und unter Schwenken erwärmen. Mit Calvados ablöschen und mit Zitronensaft beträufeln. Zugedeckt bei kleinster Stufe schmoren, bis die Apfelringe weich sind.
    Das Kartoffelwasser abschütten und Butter zu den Kartoffeln geben. Wenn die Butter geschmolzen ist, die Kartoffeln durch eine Kartoffelpresse oder ein feines Sieb drücken. Vorsichtig verrühren und mit Sel de Fleur und Muskat abschmecken. Die Blutwurst kross in Butter anbraten. Auf einem vorgewärmten Teller die Blutwurstscheiben und Apfelringe zu einem Türmchen schichten, ein Häufchen Kartoffelschnee daneben anrichten. Mit der Zitronenschale dekorieren.
     
     
    „Das darf doch nicht wahr sein!“
    Ich weiß manchmal wirklich nicht, ob mich Brittas Sinn für Humor ärgert oder freut. Sie lässt meine tragischen Geschichten im Nachhinein urkomisch aussehen. Ich unterdrücke ein Schmunzeln. Vidas Gesichtsausdruck war bühnenreif, als Henry in die Küche marschierte und ihr

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