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Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
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auf, als habe sie soeben die Filmrechte für ihre Liebesromane an Hollywood verkauft.
    „Ich glaube, meine Antwort erübrigt sich in wenigen Minuten.“
     
    Melitta stutzt. Es ist Jahre her, seit sie der Duft nach gebratenen Auberginen beim Heimkommen begrüßt hat. Sie tritt in die Diele, zieht den Haustürschlüssel ab und legt das Bund in die Kupferschale auf dem Telefontischchen. Während sie aus ihren Lackpumps schlüpft, hebt sie das Kinn und schnuppert, unsicher, ob sie sich den Geruch nur einbildet. Erst letzte Woche dachte sie, Geschirrklappern und die Stimme ihres Bruders aus der Küche zu hören.
    Die dazugehörigen Bilder stellen sich ganz von selbst ein: die Küche in der Hitze des Böllerofens, vier fröhliche Menschen darin, die Wangen rot. Auf dem Tisch stehen Schüsseln mit Lamm-Stifado und Kitharakinudeln. Pappá schaukelt Aleksi auf den Knien, obwohl er schon viel zu alt dafür ist, Mammá verdreht die Augen und schimpft, weil das Essen kalt wird. Melitta steht im Türrahmen, peinlich berührt, weil Teenager sich eben für ihre Familie schämen. Wie oft sie sich später noch an jenen Moment erinnern wird ...
    Melitta atmet aus und strafft ihre Schultern. Natürlich ist es still im Haus. Eleni übernachtet bei einer Freundin und ihre Mutter hält den vereinbarten Mittagsschlaf, damit sie für die Fernsehshow am Abend ausgeruht ist. Die Stimmen in ihrem Ohr waren nur das Echo der Erinnerung. Aber der Duft von Zimt, Nelken und Knoblauch weigert sich hartnäckig, ihre Sinne zu verlassen.
    Es gibt viele Arten, Stifado zuzubereiten. Die meisten griechischen Restaurants in Deutschland verzichten leider auf die gängigen Gewürze und geben zu viel Salz in die Speisen, in der irrigen Ansicht, die Deutschen würden eine angepasste Küche bevorzugen. Das Lammragout von Mammá jedoch ... Melitta verharrt ungläubig auf der Küchenschwelle. „Was ...?“, bröselt es von ihren Lippen, die sich plötzlich trocken anfühlen.
    „Kind, beeil dich! Dein Vater mag es nicht, wenn das Essen nicht pünktlich um sechs auf dem Tisch steht.“
    Roúla Dukakis schwenkt fröhlich den Olivenholzlöffel, ein Mitbringsel Melittas aus Serres, den ihre Mutter bisher nie angerührt hat. Sie trocknet die Hände an ihrer Schürze, die sich bei näherem Hinsehen als Melittas geblümte Lieblingsbluse entpuppt. Etwas schnürt sich um Melittas Brust. Mammá trägt keine Schuhe.
    „Pappá kommt heute nicht nach Hause“, sagt sie tonlos.
    „Was redest du für Unsinn, Meta!“ Roúla lacht und öffnet schwungvoll den Backofen.
    „Mammá ...“ Melitta ringt nach Luft. Erst jetzt bemerkt sie den gedeckten Tisch. Für vier Personen. Die traurigen Blütenstängel in der Glasvase stammen unverkennbar vom Balkon der Nachbarin.
    „Bitte zieh die Jacke aus und rufe deinen Bruder“, erwidert Mammá, nun energischer, und wischt mit dem Handrücken über ihre schweißglänzende Stirn.
    Melitta unterdrückt die Tränen nur mühsam.
    „Er wohnt nicht mehr hier, Mammá. Weißt du denn nicht mehr? Aleksi ist mit seiner Frau und den Kindern nach Frankfurt gezogen.“
    Ihre Mutter verzieht das Gesicht. Ihr Blick flattert von dem Bräter zum Tisch und weiter zur Wanduhr.
    „Aber es ist gleich sechs Uhr. Dein Vater ...“
    „Er kommt schon seit vier Jahren nicht mehr heim.“ Melitta sinkt auf einen Küchenstuhl. Sie fühlt sich plötzlich sehr müde.
    „Pappá ist tot.“
     
     
    Roulás Lammstifado
     
    Man nehme für 4 Personen:
    1 kg. Lammfleisch aus der Schulter, 400 ml. Lammfond, 500 g. Zwiebeln, Olivenöl,
    250 ml Rotwein, 2 Knoblauchzehen, 3 Lorbeerblätter, Zimt, 3 Nelken,
    3 gewürfelte Tomaten, 1 EL Essig, 1 Zweig Thymian,
    Salz und Pfeffer aus der Mühle.
     
    Das Lamm gut abspülen, trocken tupfen und in mundgerechte Stücke teilen. Den Wein mit dem Olivenöl, den Zimtstangen, den Lorbeerblättern und den Nelken zu einer Marinade vermischen. Knoblauch schälen, fein hacken und unter die Marinade geben, darin das Fleisch mindestens drei Stunden marinieren (besser über Nacht).
    Den Ofen auf 180 Grad vorheizen. Das Fleisch abtropfen lassen, die Marinade auffangen, die Gewürze herausfischen und beiseitelegen. In einem Bräter das Olivenöl erhitzen und das Fleisch scharf auf allen Seiten anbraten, mit Lammfond und der Marinade ablöschen, die Gewürze aus der Marinade sowie das Tomatenmark und den Essig hinzugeben. 1,5 Stunden mit verschlossenem Deckel im Ofen schmoren. Nach 30 Minuten einen halben Teelöffel Zimtpulver hinzugeben.

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