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Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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Rückscheibe an. Ich winkte ihm fröhlich zu.
    »Hehe, tut mir leid für dich – ich war schneller, du Assi!«
    Zum Glück konnte er mich nicht hören, aber er sah nicht so aus, als wäre ihm meine Schadenfreude entgangen.
    Assi  sagte ich nur, weil das beim Autofahren mein Lieblingswort war. Sobald ich in meiner Karre saß, waren alle anderen Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger  Assis.  Oder in der weiblichen Form  Muttis.  Motorradfahrer waren dagegen die  Oberassis.  Treckerfahrer wurden zu  Bauern,  was natürlich nicht böse gemeint war. Treckerfahrer waren eben meistens wirklich Bauern und konnten nur dreißig fahren. Was ich vom Verstand her wusste. Trotzdem ärgerte es mich.
    Ich hatte mal versucht, mir das Fluchen beim Autofahren abzugewöhnen. Das war dann ungefähr so, als dürfte ich keine Schokolade mehr essen.
    Und weil der  Assi  – der eigentlich ziemlich gut aussah, wie ich feststellte – mich immer noch böse anfunkelte, obwohl ich so nett gewinkt hatte, streckte ich ihm noch schnell die Zunge raus. Was sollte er auch tun? Hinter uns wurde schon gehupt, er musste ja nun auch mal weiterfahren. Ich würde ihn in meinem ganzen Leben nie wiedersehen. Mit aufheulendem Motor brauste er davon, und ich stieg aus.
    Gott, war ich aufgeregt. War das nicht völlig schwachsinnig, mich mit der vermeintlichen Affäre meines Mannes zu treffen? Was wollte ich ihr eigentlich sagen? Vielleicht leugnete sie alles. Vielleicht gab sie alles zu. Und ich musste mich auf mein Bauchgefühl verlassen, dass ich die richtigen Worte zur richtigen Zeit finden würde.
    Ich öffnete die Tür des Cafés. Erinnerungen wurden wach. Hier waren Jonas und ich früher so oft gewesen. Hier hatten wir gewohnt, das war sozusagen  »unsere Stadt, unser Bezirk, unser Viertel, unsere Gegend, unsere Straße, unser Zuhause, unser Block«.  Na ja. Klar. Man konnte jetzt natürlich Winterhude mit seinen gepflegten Klinkerbauten an der Alster nicht wirklich mit Sidos Berliner Plattenbauten vergleichen. Aber das Zusammengehörigkeitsgefühl, das war ja für alle da.
    Ich atmete die vertrauten Gerüche ein. Milchkaffee, Zimt, Kardamom, so was in der Art. Der Besitzer grüßte mich erfreut. Wir hatten uns ja auch lange nicht gesehen. Drei Jahre war ich nicht hier gewesen. So lange, wie wir jetzt draußen in der Vorstadt wohnten. Und wie ich es vermisst hatte! Warum schafften wir es bloß nicht, die fünfzehn Kilometer in die Stadt zu fahren, uns einen Parkplatz zu suchen und auf den Bänken vor dem Café – vorausgesetzt, es war nicht gerade Oktober und stürmte und regnete in Strömen – eine Schale Milchkaffee mit Karamellsirup zu bestellen?
    Ich hängte meine Jacke an der Garderobe auf und ließ meinen Blick schweifen. Die meisten Tische waren besetzt. Ich suchte nach einer jungen Frau, die alleine an einem der Tische saß. Ja, tatsächlich – da war … Nein, das konnte nicht sein.
    Ich trat auf sie zu.
    »Lilly!« Schnell setzte ich mich neben sie.
    »Was machst du denn hier?« Ihr fielen fast die Augen aus dem Kopf.
    »Ich bin hier verabredet. Mit Jessica. Hatte ich dir doch erzählt!«
    »Aber doch nicht  hier!«
    »Warum denn nicht? Und warum bist du hier? Ich meine, ich dachte, ihr trefft euch auf dem Kiez?«
    »Nein, hier! Ich wollte es dir hinterher in aller Ruhe erzählen! Sophie, ich bin so furchtbar aufgeregt, das glaubst du nicht. Und wenn ich nervös bin, werde ich schweigsam. Ich meine, stell dir mal vor, mir fällt die ganze Zeit nichts ein, was ich erzählen könnte!«
    Ach so, das erklärte einiges. Deshalb hatte sie kaum mehr mit mir gesprochen. Ich vergab ihr auf der Stelle. Sie schaute mich Hilfe suchend an.
    »Ich könnte dir ja soufflieren«, grinste ich. »Ach was, das schaffst du schon. Dann lass ihn eben reden!«
    Ich sah mich noch einmal um. Keine Jessica zu sehen. Wenn ich an Lillys Tisch sitzen bliebe, müssten wir beide nicht alleine auf unsere Dates warten.
    Was für ein toller Zufall! Ich strahlte Lilly an. Das  musste  einfach ein Zeichen sein! Nämlich dafür, dass wir zusammengehörten, egal, was geschah.
    Lilly saß so, dass sie die Tür im Blick hatte. Sie ließ sie nicht aus den Augen und zerriss ihre Serviette in kleine Schnipsel. Sie war  wirklich  schweigsam. So kannte ich sie gar nicht. Aber wenn Henning kein Idiot war, dann würde er ihr die Zeit geben, die sie brauchte, um aufzutauen.
    Die Tür öffnete sich, und ein großer, blonder Mann trat ein. Er sah echt gut aus. Oh. Ich

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