Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
Vom Netzwerk:
nicht. Ich war einfach nur  MUTTER ! Und damit war ich eben doch Krankenschwester, Erzieherin, Sozialarbeiterin und noch vieles mehr. Für meinen Job musste man sich erst mal eine adäquate Bezeichnung überlegen.  Social Manager in Destruction Office  zum Beispiel.
    Wütend, müde und völlig erledigt stampfte ich nach oben. Mit ihren großen blauen Augen sah Maja mich entschuldigend an. Sie hatte sich schon wieder übergeben. Sie konnte nun wirklich nichts dafür. Sofort tat es mir leid, dass ich garstig über sie gedacht hatte.
    »Mein armer Schatz, Mami ist hier.«
    Ich trug ihre Sachen ins Badezimmer und stopfte sie in den übervollen Wäschekorb. Die Maschine lief ja noch, waschen konnte ich erst morgen wieder.
    Einige Zeit später schlief Maja sauber und umgezogen in unserem Ehebett. Ich lag neben ihr. Jonas war irgendwo im Haus verschollen. Ich würde ihn jetzt nicht suchen.
    Meine Haare waren immer noch feucht vom Färben, wahrscheinlich versaute ich mit den Resten der Blondierung auch noch die Bettwäsche. Ich wusste noch nicht mal, wie ich aussah.
    Es war mir aber auch gerade völlig egal. Jetzt hatte ich ganz andere Probleme als meine herausgewachsenen Ansätze.
    Was war aus uns geworden? Waren wir nicht mehr eine Familie, eine Trutzburg? Bis vor Kurzem hatte ich gedacht, dass unsere kleine Festung uneinnehmbar wäre. Jetzt war ich mir da nicht mehr sicher.

Mittwoch   20.10.
    Das Telefon klingelte. Einmal, zweimal. Ich mochte nicht aufstehen, mein Bett war gerade so schön warm und kuschelig. Wer rief überhaupt mitten in der Nacht an? Es hörte auf zu klingeln. Dafür hörte ich Maja.
    »Nein. Da biss du hier falss. Hier wohnen Mama und iss. Und Papa. Aber nur manssmal, wenn er niss gerade im Büro iss«, hörte ich Maja sagen.   »Und mein Kindergarten heiss Matsepampe. Weil der Parkplatz immer so matssig ist. Tsüss.«
    Schlagartig war ich wach.
    »Maja!«, schrie ich.   »Wo bist du?«
    Das Bett neben mir war leer. Mein Wecker zeigte 10:28. Es war mitten am Tag, und ich hatte total verschlafen. Verschlafen, um rechtzeitig bei der Arbeit anzurufen und Bescheid zu sagen, dass ich heute nicht würde kommen können, weil Maja krank war. Und verschlafen, um beim Kinderarzt noch einen Termin für heute Vormittag zu bekommen ohne dreieinhalb Stunden Wartezeit.
    Das Telefon klingelte schon wieder. Was war denn nur los?
    Ich schwang mich aus dem Bett und lief in den Flur.
    »Maja?«
    »Hier spriss Maja Ahorn«, hörte ich ihr süßes Stimmchen aus dem Wohnzimmer. Mit wem sprach sie?
    »Nein, vielen Dank, iss glaube, nein. Tsüss!«
    Aaaahh!
    Die Anzeige! Unsere Putzfrau! Das Telefon! Und Maja!
    Ich stürmte ins Wohnzimmer, bevor Maja eine weitere Anruferin vergraulen konnte.
    »Maja-Schatz, gibst du mir bitte sofort das Telefon!«, bestimmte ich und riss es ihr aus der Hand. Das war keine rhetorische Frage, keine Bitte, sondern Pädagogik: eine klare Ansage.
    Maja sah mich mit rosigen Wangen und einem süßen Lächeln an.   »Mami, du siehst aus wie ein Engel.«
    Ja, ja, die Tour kannte ich. Ich lächelte sie an. Sie wusste einfach, wie sie es anstellen musste, dass niemand böse auf sie sein konnte.
    Gerade wollte ich sie in die Arme nehmen, da sah ich schon ihr schelmisches Grinsen aufflackern.
    »Kann ich Gummibärchen?« Sie legte den Kopf schief und klimperte mit den langen Wimpern. Wahnsinn, das hatte sie echt gut drauf.   »Büüüüüüüüüüttöööööööööööö.« Ich behielt mir vor, auf ihre Frage nicht zu antworten.
    So schlecht konnte es ihr jedenfalls nicht mehr gehen. Ich fühlte ihre Stirn. Nicht mehr erhitzt, das Fieber war runter. Ihre Gesichtsfarbe war auch normal. Wir mussten vielleicht doch nicht zum Kinderarzt. Und wo war Jonas? Schon längst zur Arbeit? Hatte ich das geträumt, dass er erst heute Morgen besoffen nach Hause gekommen war?
    Das Telefon bimmelte schon wieder. Ich riss es an mich, bevor Maja ihre Patschehändchen danach ausstrecken konnte.
    »Nein, keine Gummibärchen. Du bekommst gleich schön lecker Kamillentee. Und jetzt gehst du erst mal fernsehen!«, befahl ich.   »Attacke! Und dann sprechen wir uns noch! Du darfst doch nicht alleine ans Telefon gehen!«
    Schmollend zog sie sich auf die Couch zurück und stellte sich selbst den Kinderkanal ein. Ich sag ja, sie ist hochbegabt.
    »Ja, Ahorn?«, meldete ich mich.
    »Chrgrmgrhcgrgggrrrm«, hörte ich es am anderen Ende, durch ein entferntes Rauschen, als wische sich jemand mit dem Hörer an seinem

Weitere Kostenlose Bücher