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Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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Strickpulli entlang.
    »Hallo?«, fragte ich durch das kratzende Geräusch hindurch.
    Jemand räusperte sich. Dann sprach ein Mann mittleren Alters.
    »Ja, guten Morgen, Firma Berentzen, ich rufe an wegen Ihrer Anzeige!«
    »Aaah, prima!«, trällerte ich, ganz Ex-Moderatorin, die auch zu frühester Morgenstunde ausgesprochen munter klingen konnte.   »Das hätte ich nicht gedacht, dass das so schnell geht!«
    »Ja, na ja … Früher Vogel fängt den Wurm, hahaha!«, lachte Herr Berentzen, und ich zog eine Grimasse. Aber egal, dass er blöde Sprüche vom frühen Vogel machte, er wollte ja anscheinend eine Putzkraft herzaubern. Da er als Firma anrief, ging ich davon aus, dass es sich um ein Reinigungsunternehmen handelte.
    »Woran hatten Sie denn so gedacht?«, fragte Firma Berentzen.
    Ich wunderte mich.
    »Also, es steht ja in der Anzeige, einmal die Woche vier Stunden dürften wohl genügen.«
    Dass wir eine zuverlässige und engagierte Haushaltshilfe suchten (mit dem Zusatz   BITTE !   DRINGEND !), stand ja auch dabei, das musste ich ja nicht extra noch erwähnen.
    »Ganze vier Stunden?«
    Firma Berentzen war erstaunt. War das denn so ungewöhnlich? Vielleicht war ihm das zu wenig.
    »Oder vielleicht fünf?«, gab ich nach.
    »Fünf   Stunden?« Herr Berentzen keuchte.   »Jede   Woche?«
    »Ja, oder sagen wir, zweimal die Woche?«
    Ich hatte nichts dagegen, zweimal die Woche eine Haushaltshilfe zu haben, sie würde mit Sicherheit immer etwas zu tun finden.
    »Einen Moment bitte«, Herr Berentzen schwieg.
    In der Leitung wurde angeklopft. Meine Güte, da fanden sich aber schon viele Bewerberinnen! Wie schön! Ich frohlockte. Bald würde ich meinen blöden Haushalt nicht mehr selber schmeißen müssen! Jippie!
    »Hören Sie?«
    »Ja?«
    »Da müssen Sie aber wirklich ganz schön ausdauernd sein. Und was sagten Sie noch als Stundenlohn?«
    »Ich sagte noch gar nichts, aber ich dachte, zehn Euro wären wohl okay.«
    Ein Krächzen am anderen Ende.
    Langsam wurde ich unsicher.
    »Und Sie … haben eine Reinigungsfirma?«, fragte ich zaghaft.
    Herr Berentzen prustete. Was gab es denn jetzt zu lachen?
    »Nein, meine Liebe. Ich habe keine Reinigungsfirma. Ich habe ein Motivationsunternehmen. Und dachte, dass wir in Sachen Mitarbeitermotivation vielleicht zusammenarbeiten könnten.«
    Was? Mit mir? Wie kam er denn auf so was? Ich war, was mein Haushaltschaos betraf, so wenig motiviert, dass ich mit Sicherheit nicht noch jemanden mitreißen konnte.
    Bevor ich dazu Stellung nehmen konnte, fragte er:   »Sind Sie sicher, dass Sie   – ich lese das mal vor   – die Dame sind, die   jegliche Art sexueller Dienste zur Verfügung stellt, auch für mehrere Beteiligte gleichzeitig, Rollenspiele inbegriffen, mit Schwerpunkt tantrischer Horizonterweiterung auf psychischer und physischer Ebene?«
    Waas sollte ich?? Mir wurde allein beim Gedanken daran schwindelig. Mehrere Männer gleichzeitig? Rollenspiele?   »Äh … Nein, das bin ich wohl nicht. Ich suche eigentlich nur eine Haushaltshilfe.« Ich als tantrische Mitarbeitermotivatorin! Ich wusste noch nicht mal genau, was Tantra war.
    Herr Berentzen fing an zu lachen. Er beruhigte sich gar nicht mehr.   »Und ich hab mich schon gewundert! Jede Woche zweimal fünf Stunden!«, rief er erheitert.   »Mann, das würde uns aber echt motivieren! Für zehn Euro die Stunde! Ein Schnäppchen! Hahaha! Na dann, noch einen schönen Tag!«
    Ich konnte ihn direkt vor mir sehen, wie er in seinem Mitarbeitermotivationsbüro saß und sich auf seine Anzugschenkel schlug vor Lachen. Gott sei Dank hatte ich keine Motivation, meine Fühler im Job in Richtung horizontales Gewerbe auszustrecken. Mit Herrn Berentzen und seinen Mitarbeitern wollte ich bestimmt keine tantrischen, sexuellen oder sonstigen Erfahrungen machen.
    Aber das hieß dann wohl, dass der Zeitung ein Fehler unterlaufen war und meine Anzeige heute nicht erscheinen würde. Doch das konnte eigentlich nicht sein. Die Zeitung musste irgendwie die Anzeigen oder zumindest die Telefonnummern vertauscht haben! So lustig war das nun auch wieder nicht. Wer wusste, wer hier noch alles anrief und dachte, ich sei eine Professionelle!
    Als ich auflegte, klingelte das Telefon gleich wieder.
    Etwas zögerlich nahm ich ab. Was, wenn es nun nicht alle so sehr mit Humor nahmen wie Firma Berentzen?
    Wenn der nächste Anrufer auch von einer   tantrischen Horizonterweiterung auf psychischer und physischer Ebene   sprach, würde ich für heute

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