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Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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mich am liebsten einfach irgendwo hingelegt. In meiner Handtasche suchte ich nach Ibuprofen und wurde fündig. Ich schluckte gleich zwei mit Cola light und hoffte auf eine schnelle Wirkung.
    Bei einem Blick auf mein  Mütter -Mailsystem, das ich nur hier bei der Arbeit benutzte, wurde ich stutzig. Was war das denn für ein Mail-Ordner ganz oben rechts auf dem Bildschirm? Den hatte ich ja noch nie gesehen. Unter Nachrichten fand sich ein Button mit der Aufschrift  Sonstige –  aha, wie peinlich, warum war der mir noch nie aufgefallen?
    Konnte das sein, dass unsere dusselige Ex-Praktikantin Melanie den Ordner dorthin verschoben hatte, ohne mir etwas zu sagen? Ich traute ihr alles zu. Sie kam zum Beispiel von einem Pressetermin wieder und hatte das verabredete Interview nicht geführt – weil sie sich nicht getraut hatte! Sie war einundzwanzig, trug eine Brille, was sie intelligenter erscheinen ließ, als sie war.
    Sie meinte, es reichte, wenn man bei der Schülerzeitung mitgemacht hatte, um gut schreiben und recherchieren zu können. Nachdem sie sich einige Patzer in der Redaktion geleistet hatte, hatte Amelie sie freundlich gebeten, sich einen anderen Praktikumsplatz zu suchen. »Und jetzt raus!« waren ihre letzten Worte gewesen, während Melanie dumpf durch ihre Brille geguckt hatte.
    Wäre sie nett und sensibel gewesen, hätte sie mir leid getan. Aber es war eine von den rotzfrechen, dreisten und dazu unfähigen Studentinnen, die alles nur durcheinanderbrachten und den Ablauf störten. Und da sie als einzige andere Person meinen Rechner benutzt hatte, konnte es nun durchaus sein, dass mir hier einiges durch die Lappen gegangen war.
    Au weia. Neben  Nachrichten/Sonstige  stand eine kleine fett gedruckte Zahl:  124.  Das waren wohl nicht alles ungelesene Nachrichten? Nicht, dass da was Wichtiges dabei war. Aber so wichtig konnte es ja auch wieder nicht sein, sonst hätte ich wohl schon meinen Job verloren.
    Ich klickte den Ordner an. Die Nachrichten waren alle verschiedenen Datums, die erste war kurz nach meiner ersten Kolumne eingegangen, also vor etwas mehr als drei Jahren. Überall stand als Betreff: Sophies Welt oder Ihre Kolumne, oder »Ich habe Tränen gelacht«.
    Sophies Welt,  das war meine Kolumne. Was stand in den Mails? Einen Moment später war ich schlauer und las mit offenem Mund weiter.
    An: [email protected]
    Betreff: Vielen Dank!
    Liebe Sophie,
    vielen Dank für Deine Kolumne! Ich kaufe mir die  Mütter  nur, weil ich weiß, dass ich über Deine Texte wirklich herzhaft lachen kann. Die anderen Artikel interessieren mich meistens nicht. Bitte mach weiter so!
    Herzliche Grüße aus Westerstede
    Maren
    An: [email protected]
    Betreff: Zoo-Kolumne
    Liebe Sophie,
    mit Freude lese ich einmal im Monat Ihre Kolumne »Sophies Welt«. Wie Sie den Ausflug in den Zoo beschrieben haben, wo Sie sich wünschten, Ihre Tochter in einen Käfig zu sperren, war einfach wunderbar! Bei aller Boshaftigkeit, die man Ihren Worten unterstellen könnte, liest man auch eine unheimlich große Liebe für Ihr Kind heraus. Ich finde mich oft darin wieder, würde mich aber nicht trauen, so »böse« zu sein wie Sie. Deshalb freue ich mich, dass jemand den Mut hat, auszusprechen, was viele Mütter denken. Ihre Texte sind mir eine große Erleichterung in meinem oft grauen Alltag und unterscheiden sich erheblich von denen in anderen Zeitschriften.
    Mit ganz freundlichen Grüßen,
    Christine aus Bayreuth
    An: [email protected]
    Betreff: Lange nicht so gelacht!
    Liebe Sophie,
    wunderbar! Ich bin begeistert! Bitte schreiben Sie weiter so! Gibt es eigentlich ein Buch mit Ihrer Kolumne zu kaufen?
    Liebe Grüße, Maike
    Ich überflog den Rest und bekam immer bessere Laune. Das war ja wie Weihnachten und Geburtstag zusammen!
    Langsam fing ich an zu lachen. Und ich hatte mich seit drei Jahren gewundert, dass nie jemand etwas zu meiner Kolumne gesagt hatte! Ich musste gestehen, ich fand sie nämlich im Großen und Ganzen auch nicht so schlecht.
    Gleichzeitig bekam ich ein schlechtes Gewissen. All diese Frauen – ja, es waren natürlich durchweg Frauen, die sich zu meiner Kolumne geäußert hatten – hatten mir begeistert geschrieben – und nie eine Antwort erhalten! Wie schrecklich! Es tat mir unendlich leid, dass ich mich bei keiner von ihnen für ihre lieben und ermutigenden Worte bedankt hatte. Ich musste mir dringend etwas einfallen lassen.
    Bei der dritten Mail blieb ich noch einmal hängen. Irgendwas

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