Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
Vom Netzwerk:
pikste mich da an, aber ich wusste noch nicht, was. Eigentlich musste ich jetzt wirklich los, Maja wartete bestimmt schon ganz aufgeregt, und wenigstens zur Prüfung wollten wir pünktlich sein, aber ich las die Nachricht trotzdem noch einmal. Ob es ein Buch mit meinen Kolumnen zu kaufen gab? Nein, natürlich nicht.
    Aber vielleicht war das keine schlechte Idee. Ich wollte schon immer mal ein Buch schreiben. Warum sollte ich nicht mit etwas anfangen, mit dem ich mich auskannte? Ja, ein Buch mit meinen Kolumnen! Das wäre doch was!
    Da mir die Zeit jetzt wirklich im Nacken saß, würde ich mich mit den Antwortmails später beschäftigen. Manche hatten vor drei Jahren geschrieben, da kam es nun auf einen Tag mehr oder weniger auch nicht mehr an. Grinsend packte ich meine Sachen.
    »Bist du noch mal befördert worden, oder warum freust du dich so?«, fragte Bianca, als sie sah, wie ich gut gelaunt meinen Computer herunterfuhr und meine Jacke anzog.
    »Nein, das nicht«, strahlte ich sie an. »Aber ich will ein Buch veröffentlichen!«
    Sie lachte. »Na, das mach mal. Ich will dann aber eine persönliche Widmung!«
    Das versprach ich ihr und verabschiedete mich.
    Auf dem Heimweg dachte ich darüber nach, dass ich noch mindestens fünfzig oder mehr Artikel über mein Leben mit Maja schreiben müsste, bevor ich es jemandem als Manuskript anbieten konnte. Und wer würde so etwas drucken? Ob Amelie Kontakte zu Verlegern hatte? Ich hoffte, dass es ihr gut ging und das Baby noch dort war, wo es hingehörte. Hatte ich, wenn ich Redaktionsleiterin war, überhaupt noch Zeit, mich um ein Buch zu kümmern?
    Fragen über Fragen … Ich muss schwere Steine tragen … Ein Lied von Such a Surge kam mir in den Sinn und ließ sich dort ungefragt nieder. »Springe! Spring über deinen Schatten – und ich springe, springe über meinen Schatten!« Das war’s, was ich tun würde. Ich würde springen. Über meinen Schatten direkt ins kalte Wasser, und nicht mehr nur etwas versuchen, es mir vorstellen und in den buntesten Farben ausmalen oder vom perfekten Leben träumen – sondern es einfach machen. Mehr als schiefgehen konnte es ja nicht.
    »Auf die Plätze, fertig – los!«
    Vanessa gab das Startzeichen, und mit einem Riesenplatscher, sodass das Wasser nach allen Seiten spritzte, hüpften neun Kinder ins Becken. Sofort fingen sie an zu schlucken und zu würgen, husteten und strampelten mit Armen und Beinen, um nicht unterzugehen. Die Einzige, die fehlte, war Klara. Nachdem ich die Szene auf dem Parkplatz zwischen Klara und ihrer Mama erlebt hatte, mochte ich keine Vermutungen anstellen, warum das so war.
    Ich hatte ganz andere Sorgen. Jetzt kam es drauf an: Würde Maja zu denen gehören, die den Sprung ins tiefe Wasser überstanden und die fünfundzwanzig Meter ohne Schwimmflügel und Plastikgürtel bewältigten, oder würde sie eine derjenigen sein, die schnaufend und prustend von Vanessa und Bademeister Karl-Heinz herausgefischt wurden?
    Hier ging es zum Glück nicht ums Gewinnen. Wettkämpfe waren mir ein Graus. Hier zählte wirklich das Motto  Dabei sein ist alles.  Der Preis für den zähen Kampf der letzten Wochen war ein Aufnäher mit einem debil grinsenden orangefarbenen Seepferdchen auf weißem Grund, den Maja stolz auf ihrem Badeanzug tragen dürfte.
    Trotzdem hatte ich ihr vor der Prüfung versichert, dass es wirklich überhaupt nicht schlimm wäre, wenn sie es diesmal nicht schaffte. Sie hatte immerhin zwei Stunden ausfallen lassen müssen, und ich war nicht sicher, ob sie ohne die Übung der letzten beiden Tage die Bewegungsabläufe noch so gut draufhatte. Na und, dann machte sie ihr Seepferdchen eben wann anders – Pech gehabt. Davon ging die Welt nicht unter. Trotzdem zitterte ich natürlich mit ihr und betete, dass sie es schaffte.
    Zusammen mit acht anderen Müttern presste ich mein Gesicht an die Fensterscheibe zwischen Cafeteria und Schwimmbad. Der Leiter des Vereins hatte die Anwesenheit der aufgeregten Mütter während der Prüfung am Beckenrand strengstens untersagt. Mehr als eine Mutter war schon vollständig bekleidet ins Wasser gesprungen, um ihren vermeintlich ertrinkenden Sprössling zu retten und damit seine Prüfung zu ruinieren. Um solche Szenen zu verhindern, tummelten wir uns jetzt am Fenster des Cafés und beobachteten das große Schwimmerbecken. Da standen wir also, klebten mit den Nasen am Glas und stritten uns um die besten Plätze.
    »Weiter, Gustav!«, brüllte mir eine Frau ins Ohr. Ich wich

Weitere Kostenlose Bücher