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Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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dass ich kaum bemerkte, wie Lilly mein Bein tätschelte.   »Und jetzt brauch ich meinen Schönheitsschlaf. Ich hab doch morgen mein Date!«
    »Okay, bin schon weg! Träum schön!«
    Leise zog ich ihre Tür hinter mir zu. Tausend Gedanken schossen mir noch durch den Kopf, als ich aus Majas Zimmer Geräusche hörte. Jonas stand mit lautem Geraschel und Geschnaufe auf.   »Hi!«, murmelte er verschlafen.
    »Hi.«
    Er sah zum Anbeißen aus, wenn er verstrubbelt und verschlafen war. Wieso war ich bloß so verliebt in ihn, obwohl er sich im Moment so arschig benahm? Meine schrecklichen Hormone wollten ihn am liebsten nackt ausziehen und zum Sex zwingen. Pfui, schimpfte ich mit ihnen, schämt euch! Ihr denkt immer nur an das eine! Vorgestern hatte er noch was mit einer anderen, und ihr wollt schon wieder mit ihm ins Bett? Jaaaaa, jubelten die Hormone, und ich hörte nicht mehr hin.
    Halb im Schlaf wankte Jonas an mir vorbei und ließ sich im Schlafzimmer ins Bett fallen. Ich ging ihm nach. Sollte ich mich an ihn kuscheln? Er fehlte mir so. Die Wahrsagerin hatte gesagt, ich sollte ihm Zeit lassen. Aber auch, dass er mich liebte.
    Das Baby-Thema stand ja jetzt, da ich Amelie nun doch nur für die nächsten zwei Wochen vertreten musste, wieder im Vordergrund. Andererseits war in den letzten Tagen so viel passiert, dass ich selbst nicht wusste, ob ich im Moment für ein zweites Kind überhaupt bereit war und ob wir noch eine Zukunft hatten! Ich brauchte eigentlich so was wie einen Beweis, dass es nur ein einmaliger Ausrutscher war und er sich nicht verliebt hatte und auch wirklich hundertprozentig keine Affäre mit ihr hatte! Aber woher sollte ich den bekommen? Ich konnte ja kaum den Pförtner fragen, ob er vom ganzen Theater Überwachungsvideos hatte … Oder etwa doch?
    Als ich mich zu Jonas ins Bett legte, war er schon wieder eingeschlafen. Und mir fielen auch schon die Augen zu. Morgen, dachte ich. Morgen spreche ich mit ihm. Ganz in Ruhe. Über alles.

Samstag, 23.10.
    »Das Plakat noch etwas weiter nach links!«, rief ich, und Julia, die Mama von Henriette, zog am Transparent.
    Ich knotete die Schnur fest. Perfekt! Der letzte Handgriff war getan, jetzt konnte es losgehen. In zehn Minuten, also um fünfzehn Uhr, würde die selbst ernannte Erziehungsexpertin Judith Schmidt-Günther hier auftauchen und versuchen, uns Eltern zu erziehen. Na, das wollten wir doch mal sehen.
    Im heftigen Oktoberwind flatterte das Bettlaken, das wir zu diesem Zweck bunt bemalt hatten. Den kräftigen Böen nach zu urteilen, baute sich langsam, aber sicher ein richtiger Orkan auf. Inzwischen glaubte ich doch an den allseits angekündigten Beinahe-Weltuntergang. Zwischen den Ahornbäumen des Kindergartens konnte man jetzt deutlich in großen, bunten Buchstaben die Worte »Kinder sind keine Monster!« lesen.
    Das war unser Gegenmotto zum Auftritt von Judith Schmidt-Günther.
    Der Andrang im Kindergarten war riesig. Kleine und große Kinder, Eltern und Großeltern trafen sich in der Turnhalle am Kuchenbuffet, stellten Stühle auf und bereiteten alles für die Ankunft der Erziehungsexpertin vor.
    Ich verteilte im munteren Treiben Buttons und selbst bemalte T-Shirts, auf denen stand: »Kinder an die Macht!«
    Seit acht Uhr heute Morgen hatten wir uns mit den meisten Müttern aller Gruppen und einigen befreundeten Familien in der Turnhalle der Kita getroffen und mit Fingerfarben die Transparente bemalt, verschiedene Kuchen angenommen, das Buffet aufgebaut und den Turnsaal für den Nachmittag vorbereitet.
    Maja tobte mitten im Chaos herum, ich hatte Mühe, meiner Funktion als Deltawolf gebührend nachzukommen – ständig musste ich aufpassen, ob Maja gerade in die volle Regentonne kletterte oder auf dem Bauch den Hügel mit Bauschutt herunterschlitterte. Trotzdem wollte ich sie unbedingt dabeihaben, denn schließlich ging es ja auch und vor allem um sie.
    Jonas und Lilly hatten abgelehnt mitzukommen. Jonas wollte etwas schlafen, und Lilly musste sich mental und physisch auf ihr Date vorbereiten. Damit Jonas zu Hause gar nicht erst ins Internet kam, hatte ich unser Modem abgeklemmt und in einem Küchenschrank hinter Haferflocken und abgelaufener Babynahrung versteckt. Ich wollte nicht, dass Jonas dahinterkam, dass ich mich in seinem Namen mit Jessica verabredet hatte. Das würde ich ihm erst hinterher erzählen. Wenn überhaupt.
    Falls Lilly sich noch mit Henning austauschen wollte, müssten sie auf ihre Handys zurückgreifen. Ich hatte sie

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