Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
Vom Netzwerk:
auf. Ich setzte mich neben sie und zog mir die Decke über die Beine.
    »Pass auf. Nicht erschrecken«, versuchte ich sie zu warnen. Ich wusste nicht, inwieweit sie die Sitzung von vorhin schon verdaut hatte. Ich wollte ihr nicht wehtun, hatte aber das Gefühl, dass sie und ich einigen anderen helfen könnten. Und da es heute schon Thema gewesen war, sprach ich es mutig an:   »Amelie hat ihr Baby verloren«, flüsterte ich.
    »Was?« Lilly war auf einmal hellwach.
    »Ja. Schrecklich. Sie hat mich vorhin angerufen. Ich bin total geschockt.«
    Wir schwiegen. Dann tastete ich mich langsam vor.
    »Ich hab mir was überlegt. Ich weiß aber nicht, ob das okay ist. Warte, ich will dir das erklären.«
    Dann erzählte ich ihr von meinem Plan. Wir sprachen dabei nicht über das, was bei Marie passiert war. Ich wollte Lilly fragen, ob ein Artikel über Fehlgeburten und wie andere damit umgingen, Lilly, Amelie und andere Frauen trösten und ihnen Mut machen könnte oder ob es nur platt und entwürdigend wäre.
    Da ich mich zwar in die Situation hineinversetzen konnte, sie aber nicht selbst erlebt hatte, fragte ich Lilly, wie es für sie wäre, einen solchen Artikel zu lesen.
    »Ich denke, das wäre ganz gut, jedenfalls nach einer Weile. Kurz danach will man das, glaub ich, noch nicht. Aber ich hab vorhin auch gemerkt, dass die Trauer noch da ist. Und dass ich darüber sprechen muss. Weißt du, für mich ist damals die ganze Welt zusammengestürzt. Du verlierst ja einen Teil von dir.«
    Ja, das konnte ich verstehen. Sollte ich jemals Maja verlieren, würde ich mich erschießen. Mein Leben hätte einfach keinen Sinn mehr. Lilly sprach weiter. Da schien noch einiges in ihr zu stecken, das einmal ausgesprochen werden musste.
    »Ich hatte damals alles verloren. Und Holger hat mit mir nicht darüber gesprochen. Ich hab auch geglaubt, dass ich nie wieder froh werden könnte. Und dass ich sowieso nie wieder schwanger werde – und wie du weißt, bin ich ja auch nicht wieder schwanger geworden. Aber die Hoffnung ist jetzt wieder da. Vielleicht würde das helfen, wenn man sagen würde, dass es besser wird, und vor allem, dass man damit nicht alleine ist, sondern dass es ganz vielen Frauen so geht. Ich meine, 25 Prozent aller Schwangerschaften enden mit einer Fehlgeburt! Und weißt du, was, ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass ich trotzdem noch Kinder haben werde.«
    Ich nahm sie in den Arm, konnte aber nichts Hilfreiches sagen. Vielleicht musste ich das auch nicht.
    »Also machen wir den Artikel?«
    Lilly lächelte wieder.   »Ja, machen wir!«
    »Das ist schön. Danke.«
    Ich würde versuchen, noch mehr Freundinnen oder Bekannte zu fragen, ob sie für so einen Artikel davon erzählen würden. Oder ich könnte auch Anfragen in Internetforen starten! Es gab so viele Mütter von sogenannten Sternenkindern, ständig war ich im Internet darauf gestoßen.
    Außerdem müsste ich einen Gynäkologen dazu befragen, möglichst einen leitenden Arzt aus der Geburtsabteilung eines Krankenhauses, ob und wie man sich vor Fehlgeburten schützen konnte. Klar, aufhören zu rauchen und kein Alkohol in der Schwangerschaft, nichts Schweres heben, Folsäure schlucken, vitaminreich essen und Sport treiben gehörten selbstverständlich zum Schwangerschaftsprogramm. Aber manchmal reichte das einfach nicht, um das Baby zu stärken.
    Also, was konnte man darüber hinaus noch tun? Ich konnte Statistiken heraussuchen und einfügen. Eine Hebamme würde ich nach den natürlichen Mitteln fragen, wie man eine Schwangerschaft unterstützte. Vielleicht noch einen Kasten einfügen mit Risikogruppen und empfohlenen Behandlungsweisen und eine Liste mit erfahrenen und erfolgreichen Gynäkologen in den verschiedenen Großstädten.
    Und wir mussten darauf hinweisen, dass die Mütter nicht schuld waren, wenn das Baby es trotz bester Vorsorge nicht schaffte, und außerdem betonen, dass die meisten Schwangerschaften positiv verliefen, damit nicht jede Schwangere, die den Artikel las, panisch wurde und dachte, sie würde jetzt ihr Baby verlieren!
    Zum Schluss brauchte ich noch drei bis vier Frauen, die wieder schwanger und mit ihren Kindern glücklich geworden waren, und fröhliche Familienfotos! Und die Überschrift des Artikels würde   »Sternenhimmel« lauten, als Hintergrund würden wir einen Nachthimmel mit vielen Sternen drucken. Bisschen Tränendrüse, aber auch viele Infos und Hoffnung. Ja, genau, so konnte es gehen! Perfekt!
    Ich war so in meinen Gedanken versunken,

Weitere Kostenlose Bücher