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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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paar Tage später am Morgen in die Küche kam, saß Annika am Tisch und hatte die Zeitung vor sich liegen. Mit aufgerissenen Augen und halb offenem Mund las sie etwas, was ihr die Fassung nahm.
    Emma beugte sich über die Zeitung und sah den Artikel mit der Überschrift Pflegekraft prostituiert sich im Seniorenzentrum.
    Da stand, dass eine Pflegekraft im Seniorenzentrum Lunden über einen längeren Zeitraum im Schlafzimmer des Nachtpersonals Kunden empfangen habe.
    »Wir hatten keine Ahnung!«, sagte Ulla, eine der ehemaligen Kolleginnen.
    Auch die Leiterin hatte sich zu Annikas angeblichen Affären geäußert.
    »Wir nehmen das sehr ernst und haben die Ermittlungen aufgenommen. Dass unbefugte Männer sich nachts in unseren Räumen befunden haben, ist ein Sicherheitsrisiko für die Bewohner und das Personal.«
    Die Pflegekraft ist mit sofortiger Wirkung und bis die Ermittlungen abgeschlossen sind beurlaubt.
    Geschrieben hatte den Artikel Steven Librinski.
    Annika lag auf dem Bauch, den Kopf in den Kissen vergraben. Emma konnte am mühsamen Atmen erkennen, dass sie weinte. Sie setzte sich aufs Bett und streichelte ihr vorsichtig den Rücken.
    »Das wird schon wieder gut, Mama! Wenn die Ermittlung abgeschlossen ist, wird sich zeigen, dass nichts passiert ist.«
    Die Worte klangen hohl und trösteten Annika kaum. Und doch wiederholte sie den Satz wie ein Mantra. Das wird schon wieder gut.
    Annika stützte sich auf den Ellbogen und starrte sie an.
    »Ich hoffe, dass du recht hast, aber ich bin mir da verdammt noch mal nicht mehr sicher. Was in der letzten Zeit passiert ist, das ist so wahnsinnig, dass ich es mir in meinen wildesten Fantasien nicht hätte vorstellen können.«
    Sie fing schon wieder zu schniefen an.
    »Sie haben sogar den Namen ausgeschrieben, Seniorenzentrum Lunden. Die Stadt ist klein. Alle, die Lunden kennen, wissen, dass ich gemeint bin. Und Ulla, die arme, blöde Ulla, sogar sie konnte den Mund nicht halten.«
    Sie warf sich wieder aufs Bett und zog die Decke bis zum Kinn hoch. Emma blieb ratlos sitzen und überlegte, was sie machen sollte, als die Türklingel sie zusammenzucken ließ. Aber ausnahmsweise war es ein willkommener Besuch, draußen standen Kattis und Alex.
    »Hallo, Emma! Wo ist denn deine Mutter?«
    Alex drückte sie fest, Kattis war schon auf dem Weg in Annikas Schlafzimmer. Ihr Freudenschrei, als sie Kattis sah, war bis in die Diele zu hören. Alex und Emma folgten. Kattis saß am Bett und hielt Annika im Arm, die jetzt hemmungslos weinte. Alex schaute sie an.
    »Nein so was, hier haben wir das private Freudenmädchen des Seniorenzentrums höchstselbst, liegt mitten am Vormittag im Bett und faulenzt!«
    Alle lachten durch die Tränen.
    »Das ist der Wahnsinn! Alles! Die letzten Wochen waren verrückt!«
    Annika schniefte und schluchzte und versuchte zu erzählen, was passiert war.
    Alex lachte laut, Kattis schüttelte den Kopf.«
    »Klara kommt auch gleich, ich habe sie angerufen. Wir haben gedacht, du brauchst Hilfe, um mit allem zurechtzukommen.«
    Annika schaute Kattis dankbar an, und wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen.
    Alex nahm Emma mit in die Küche.
    »Emma, was meinst du, sollten wir was zu essen machen?«
    Kurz darauf kam Klara und setzte sich auch an den Küchentisch. Da saßen sie dann den ganzen Tag, bis spät in die Nacht. Viele Kannen Tee wurden gemacht und getrunken, irgendwann ging Alex Pizza holen. In dieser Nacht schlief Emma zum ersten Mal seit Wochen tief und fest, bis das Glitzern der Morgensonne sie weckte.

Julia kam an einem Donnerstag. Die anderen Jugendlichen waren in der Schule, im Haus war es also ruhig und still. Lena, ihre Sozialarbeiterin, begleitete sie und trug ihr Gepäck.
    »Hallo, Julia! Willkommen im Sonnenblumenhof, ich heiße Anders und leite dieses Heim.«
    Vor ihm stand Julia mit hängenden Schultern und gebeugtem Kopf. Er reichte ihr die Hand. Sie schaute durch die Haare, die ihr übers Gesicht hingen, hoch und erwiderte den Händedruck.
    »Hallo.«
    Sie sagte es so leise, dass er es kaum hörte, aber er war es gewohnt, dass Neuankömmlinge entweder laut und forsch oder schüchtern und leise waren. Julia gehörte offenbar zu den Leisen.
    »Komm mit, ich zeige dir dein Zimmer.«
    Er drehte sich um und ging vor ihr ins Haus und die Treppe hinauf in den ersten Stock.
    Das Zimmer hatte weiße, kahle Wände und drei Möbelstücke. In der rechten Ecke stand ein schmales Bett, am Fenster ein Schreibtisch und in der anderen Ecke eine

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