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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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die Pause. Håkan fixierte verlegen seinen Blick auf etwas an der Wand und murmelte ein kaum hörbares »Aha«.
    »Und außerdem lese ich gerne spannende Bücher. Fünf Freunde auf neuen Abenteuern hat mir bisher am besten gefallen.«
    »Aha, wie nett.«
    Er trank den Kaffee und kaute das Marzipantörtchen, Emma betrachtete seine Kiefer.
    Dann saßen sie wieder schweigend zusammen.
    Plötzlich nahm Emma das letzte Stück ihrer Cremeschnitte auf die Gabel und stand auf, sie bedankte sich für die Einladung und sagte, nun müssten sie wieder nach Hause gehen.
    Annika blickte erstaunt auf, drückte die Zigarette aus und stand so abrupt auf, dass der Stuhl umkippte.
    »Aha, so, so. Das war sehr nett.«
    Zum ersten Mal schaute Håkan Emma mit einem erleichterten Lächeln an. Ein Lächeln, das sie nicht erwiderte, im Gegenteil, sie bemühte sich um einen kalten Blick, als sie ihm in die Augen schaute, die zu ihrem Verdruss ihren eigenen glichen.
    »Nein, das war es nicht, aber trotzdem vielen Dank!«
    Sie verließ das Café, ohne auf Håkan zu warten, Annika kam hinterher.
    Auf der Fahrt im Bus sagten sie nichts, aber zu Hause brachen die Tränen aus Emma hervor. Annika nahm sie in den Arm und trug sie zum Bett, wo sie zusammen unter die Decke krochen.
    »Warum war er denn so komisch, Mama?«
    »Er war einfach aufgeregt, mein Schatz!«, versuchte Annika sie zu trösten.
    »Das ist doch keine Entschuldigung.«
    Annika seufzte.
    »Nein, vielleicht nicht.«
    »Aber er ist doch mein Papa !«
    »Man hat keinen Vater, wenn er nicht für einen da ist. Håkan ist nur auf dem Papier dein Vater, da ist Mattias schon eher dein richtiger Vater.«
    Mattias mit den zerzausten Haaren, der immer aussah, als käme er direkt aus dem Sturm. Warme braune Augen, die sie liebevoll anschauten. Er war Annikas bester Freund, und zeitweise hatten sie zusammengelebt, als er nicht wusste, wo er wohnen sollte. Emma liebte Mattias, er gehörte zu ihrem Leben von der ersten Lebenswoche an.
    »Mattias ist nicht mein Papa, er ist ein Freund!«
    Annika seufzte tief.
    »Es gibt verschiedene Sorten von Vätern. Es gibt solche, die man sich nicht selbst aussucht, mit denen man aber leben muss. Und dann gibt es Väter wie Mattias. Menschen, die man sich aussuchen kann, die man richtig lieb hat. Eigentlich finde ich diese Väter meistens besser.«
    Annika schwieg, und plötzlich hörte Emma ein Schluchzen unter der Decke, die Annika über den Kopf gezogen hatte. Sie hob die Decke an und schaute erstaunt auf Annikas vom Weinen verzerrtes Gesicht. Ein Weilchen blieb Emma ganz still liegen, weil sie nicht wusste, was sie tun sollte, sie hatte Annika noch nie weinen sehen. Schließlich zog sie die Decke über sie beide, dann lagen sie im Warmen und schluchzten zusammen. Nach einer ziemlich langen Weile streckte Annika den Kopf unter der Decke hervor, holte tief Luft und erklärte, dass sie nun eine Pizza holen würde.
    Über Emmas Bett hing ein schwarz-weißes Foto. Auf ihm lag Annika in einem Krankenhausbett aus Edelstahl, sie lächelte müde, die langen Haare waren um sie ausgebreitet. Auf ihrer Brust lag die neugeborene Emma und schlief. Mattias hatte das Foto gemacht, als er sie am zweiten Tag im Krankenhaus besucht hatte.
    Emma war acht, als sie Håkan zum ersten Mal traf, und seither hatte sie immer mal wieder den Håkan-Rappel bekommen, wie Annika es nannte. Ihr fiel plötzlich ein, dass sie ihn sehen wollte, weil sich vielleicht etwas verändert hatte. Obwohl sie und Annika gut miteinander zurechtkamen, verschwand die bohrende Sehnsucht nach einem richtigen Vater nie ganz. Mattias war etwas anderes. Ein erwachsener Freund, der kam und ging, wie er wollte, der aber ihr Leben nur selten länger als ein paar Monate teilte, bevor er wieder in die Welt verschwand, auf eine seiner vielen Reportagereisen.
    An Emmas großer Enttäuschung in Bezug auf Håkan änderte sich nichts. Ihre Treffen waren immer die gleiche Parodie auf ein gemütliches Beisammensein.
    Emma fuhr mit dem Zeigefinger über Julias Oberlippe, Julia zuckte zusammen und machte die Augen auf.
    »Bist du eingeschlafen?«
    »Ja, ich glaube. Wie viel Uhr ist es? Ich muss jetzt heim …«
    Aus der Küche hörte man, dass Annika kochte, das Radio leistete ihr laut Gesellschaft.
    »Ich komme ein Stückchen mit!«
    Julia lächelte blass, aber Emma wusste, dass sie sich über die Begleitung freute. Sie wusste, wie verdrießlich sie wurde, je näher sie dem großen Haus kam. Sie wusste, dass Julia viel

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