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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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die ihren halben Teller füllte.
    »Wisst ihr, wer heute in der Parfümerie war?«
    Sie schaute erwartungsvoll in die Runde.
    »Nein, liebe Gisela, woher sollen wir das wissen?«
    Er klang leicht genervt, faltete sorgfältig seine Leinenserviette auseinander und legte sie auf den Schoß.
    Ein Zögern huschte über Giselas Augen, sie schaute auf ihren Teller, ehe sie fortfuhr.
    »Louise Cederström!«
    Carl schaute sie fragend an.
    »Louise, Gustavs Frau, erinnerst du dich nicht an sie?«
    Sie schaute flehend und schien ihre Worte zu bereuen, kaum dass sie ihren Mund verlassen hatten. Mehr als alles andere verabscheute Carl zwei Dinge – wenn jemand weinte und wenn jemand flehte. Aber nun war es zu spät, der bittende Tonfall schwebte bereits wie eine dunkle Wolke über dem Esstisch.
    »Nur weil ich und Gustav im gleichen Rotary Club sind, heißt das nicht, dass wir über unsere Angetrauten reden. Wir haben erheblich wichtigere Dinge zu besprechen.«
    »Ja, das verstehe ich, aber ich dachte dennoch, dass du weißt, wer Louise ist. Ihre Tochter geht in Eriks Klasse. Kristin. Nicht wahr, Erik? Kristin geht doch in deine Klasse?«
    Erik schaute auf, nickte schweigend und aß dann weiter.
    Giselas Oberlippe zitterte, ein kaum sichtbares Beben, das verschwand, als sie tapfer weitersprach.
    »Auf jeden Fall hat sie die ganze Herbstserie von Lancôme gekauft, und dann hat sie uns noch gelobt, dass wir immer den besten Service bieten. Sie gehört allmählich zu unseren Stammkunden.«
    Carl aß mit voller Konzentration weiter, er ignorierte seine Umgebung, die kleine Familie, die zufällig die seine war. Gisela starrte Carl an, ein Blick, in dem Sehnsucht und Wut umeinanderwirbelten, dann nahm sie mit einem hörbaren Seufzer die Gabel und spießte ein Stück Gurke auf. Carl hatte sie immer noch nicht angeschaut. Sie aßen weiter, alle schwiegen, bis Carl plötzlich das Besteck ablegte und sich vorsichtig den Mund mit der Leinenserviette abwischte.
    »Ich habe heute mit Bengt gesprochen, er meint, sie könnten schon nächste Woche mit der Sauna fertig sein. Es fehlt eigentlich nur noch das Heizelement.«
    Er schaute in die Runde und lächelte ein bisschen schief. Gisela erwiderte seinen Blick, lächelte jedoch nicht.
    »Ich weiß immer noch nicht, wozu du eine Sauna brauchst. Wie kann man nur freiwillig schwitzen?«
    Sie lachte kurz.
    »Es ist angenehm und gesund, und niemand wird dich dazu zwingen.«
    Er starrte Gisela an.
    Sie stritten seit Monaten über die Sauna. Gisela war immer dagegen gewesen, aber Carl hatte das Projekt mit selbstverständlicher Sturheit durchgezogen, beide wussten, dass Giselas Einwände nicht zählten. Im Gegensatz zu ihrer sonstigen schweigenden Feindseligkeit hatte es um die Sauna offenen Streit gegeben, was ungewöhnlich war.
    »Außerdem gibt es ja noch mehr Menschen in dieser Familie. Dann gehe ich eben mit den Kindern in die Sauna.«
    Carl lächelte Julia an, die schnell den Blick abwandte.
    Gisela stand heftig auf und stellte die Teller zusammen. Das Besteck schlug gegen das Porzellan, Erik schnitt eine Grimasse in Richtung Julia und hielt sich die Ohren zu. Giselas Schritte klapperten übers Parkett, als sie das Geschirr in die Küche trug. Carl stand auf und kehrte zu seinem Sessel und seinen Zeitungen zurück. Tageszeitung, Boulevardzeitung, Finanzzeitung, jeden Abend nach dem Essen.
    Julia schaute ihm nach und versuchte, sich an die Sehnsucht zu erinnern, die sie früher verspürt hatte. Als Papa im Sessel noch Nähe bedeutet hatte. Sie hatte sich oft zu ihm auf den Schoß gesetzt, und Carl hatte streng geschaut und gesagt, sie dürfe da ein Weilchen sitzen, wenn sie ganz ruhig wäre. Manchmal konnte sie ihn überreden, etwas laut vorzulesen, er las dann mit feierlicher Stimme unbegreifliche Sachen wie Finanzindex, Prozentsätze und Zinsen, die stiegen und fielen.
    Sie konnte nicht genau erklären, warum oder wann das Gefühl aufgetaucht war, dass sie nicht mehr in seiner Nähe sein wollte.
    Nach dem Essen spielten sie in Julias Zimmer Monopoly. Sie saßen auf der Matratze, die Gisela vom Speicher geholt hatte und auf der Emma schlafen würde. Julia gewann überlegen, sie baute Häuser und Hotels auf allen Straßen, sodass Emma schnell pleite war, bis über beide Ohren verschuldet. Am Ende musste Emma aufgeben und Julia den letzten Schein und die letzte Straße geben.
    »Du hast gewonnen, wie immer.«
    Julia grinste, nahm den letzten Geldschein und legte ihn auf ihren dicken Stapel. Sie

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