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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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sich die Luftröhre. Die Atmung funktionierte wieder, aber das Gefühl der Enge und des Zugeschnürtseins blieb. Er versuchte, ein paar Mal tief Luft zu holen, um sich zu beruhigen, dann fuhr er mit der Rasur fort.
    Diese Zeit am Tag gehörte ihm, das sollte Gisela nach vierzehn Jahren Ehe wissen. Aber Intelligenz war noch nie ihre Stärke gewesen, er hatte sich nicht gerade in ihre geistigen Fähigkeiten verliebt, damals, vor fünfzehn Jahren, an einem kalten Frühlingstag im April, als er zum ersten Mal die Parfümerie Schmetterling betreten hatte und Giselas freundlichem Lächeln begegnet war.
    Carl kontrollierte Kinn und Wangen nach übersehenen Barthaaren. Streichelte die weiche, glatte Wange.
    Es gab tatsächlich einen Unterschied zwischen sich hingeben und sich aufgeben. Gisela neigte eher zu Letzterem. Höflich und korrekt machte sie ihre Arbeit, das Haus hielt sie tadellos, sicher, aber ohne jedes Gefühl.
    Nachdem er geduscht hatte, schaute er auf die Uhr und stellte fest, dass er es eilig hatte. Er zog sich schnell an, den Anzug, den Gisela am Abend herausgehängt hatte, und ging die Treppe hinunter.
    Gisela saß mit einer Tasse Kaffee allein am Küchentisch, sie starrte mit leerem Blick aus dem Fenster in den Garten.
    »Es wird spät heute Abend, wartet mit dem Essen nicht auf mich.«
    Gisela blinzelte, als habe seine Stimme sie aus den Morgenträumen geweckt, sie antwortete nicht, starrte nur weiter aus dem Fenster.
    »Es kommen Kunden aus Deutschland, um die wir uns kümmern müssen.«
    »Ich verstehe.«
    Sie schaute zu ihm hoch, er drehte sich rasch um und ging in die Diele.
    Erst als er im Auto saß und rückwärts aus der Einfahrt fuhr, weitete sich sein Hals, und er konnte wieder normal atmen. Erleichtert verließ er den Vorort und bog auf die Autobahn ab. Fünfzehn Minuten brauchte er bis zu seinem Arbeitsplatz. Fünfzehn Minuten Ruhe und Frieden. Das Auto war sein privater Raum, hier gab es keine vorwurfsvollen Blicke, die ihn erstickten mit allem, was sie zu sagen versuchten. Zwei Mal am Tag ein kleiner Freiraum. Er stellte das Gehirn auf null und konzentrierte sich aufs Fahren. Er ließ keine lauten, wirren Gedanken herein, die seine Ruhe stören könnten.

An diesem Morgen erinnerten die menschenleeren Straßen an eine Geisterstadt, Emma fühlte sich irgendwie unbehaglich.
    »Wie sollen wir es machen, was meinst du?«
    Sie schaute Julia an, die zum Wald hinüberstarrte.
    »Ich schlage vor, wir schleichen uns in den Wald und schauen, ob wir den Rhabarbermann sehen. Wenn er noch nicht da ist, verstecken wir uns im Gebüsch, von wo wir den Schotterweg sehen können, und dann warten wir, bis er kommt.«
    »Okay.«
    Emma wischte sich den Schweiß von der Stirn und ging über die Straße. An der Ecke lag ein alter Kramladen. Antiquitäten stand auf dem Schild, aber drinnen gab es eher Müll und Gerümpel. Einmal fanden sie sogar einen gebrauchten Labello, mit Preis drauf. Eine Krone nur, aber immerhin.
    »Wie zum Teufel kann man nur auf den Gedanken kommen, einen gebrauchten Labello zu verkaufen?«
    Julias Frage war voller Empörung und Abscheu gewesen.
    »Das muss der Gipfel des Geizes sein.«
    Sie hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, in dem Laden vorbeizuschauen, wenn sie zum Baum gingen. Nur um zu sehen, ob sie etwas fanden. Der alte Mann, dem der Laden gehörte, brummte immer und grüßte sie nicht mehr, seit er gemerkt hatte, dass sie sich über seine Sachen lustig machten.
    Er stand auf dem zugemüllten Hof und war damit beschäftigt, einen alten Klapptisch abzuschleifen.
    »Hallo!«
    Er schaute auf und unterbrach das Schleifen.
    »Ihr wisst, dass ich es nicht mag, wenn ihr nur rumlauft und nichts kauft.«
    »Vielleicht kaufen wir ja was«, rief Emma zurück. »Ich könnte zum Beispiel einen Labello für meine trockenen Lippen gebrauchen. Hast du vielleicht einen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Aber wenn ihr da drinnen etwas anfasst, dann werfe ich euch raus!«
    Er drohte mit der Faust, Julia grinste.
    »Wir versprechen, dass wir in deinem aufgeräumten Antiquitätengeschäft nichts durcheinanderbringen!«
    Emma hielt Julia die Tür auf und verbeugte sich übertrieben.
    Drinnen war es schummrig. Die Fenster waren braun-schmutzig von Abgasen und Staub, vor einigen standen auch Möbel.
    Emma nahm ein ausgestopftes Eichhörnchen hoch, Sägespäne rieselten heraus. Sie dachte, das alte Gerümpel passte gut zum Nebel , wie die Gegend ja genannt wurde.
    Annika hatte erzählt, dass im Nebel schon immer

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