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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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später, als Teenager, kaufte sie Zigaretten. Der Anblick von Onkel Nils hinter dem Tresen ließ sie eine verzweifelte Lust nach einer Zigarette verspüren. Sie hatte zu rauchen aufgehört, als sie sich mit Carl verlobte. Das war eine Bedingung, er hätte niemals eine Frau geheiratet, die rauchte. Also gab sie es auf, das war ein kleines Opfer. Aber manchmal fehlten ihr doch der Trost und die Ruhe, die die Zigaretten ihr gaben. Als sie nun Onkel Nils sah, wurde die eigenartige Wehmut noch größer und sie beschloss, hineinzugehen und ein Päckchen zu kaufen.
    »Hallo, Gisela. Lange nicht gesehen!«
    Über sein Gesicht huschte ein freundliches Lachen, das Gisela fast vergessen hatte. Er hatte schon immer wie ein alter Mann ausgesehen, solange sie sich erinnern konnte, als wäre er sein Leben lang sechzig gewesen. Beim Anblick seines schütteren weißen Haars und seiner faltigen Hände wurde ihr ganz warm.
    »Hallo, Nils, wie geht es dir?«
    »Danke, gut. Womit kann ich dienen?«
    »Ich hätte gerne ein Päckchen Marlboro light.«
    »Gerne. Sonst noch etwas?«
    »Danke, das war’s. Doch, ein Feuerzeug, bitte.«
    Hier drinnen war es, als hätte die Zeit stillgestanden. Die gleiche grau gemusterte Tapete, der gleiche Glastresen, die gleiche altmodische Kasse, nur einige Süßigkeiten waren neu. Gisela musste lächeln, als sie hörte, dass sogar die kleine Messingglocke über der Tür noch die gleiche war.
    Sie eilte zu einer Bank im kleinen Park zwischen dem Stadtzentrum und dem Villenvorort. Die hohen Kastanienbäume waren voller Kastanien, manche fielen bereits, kleine stachelige Bomben.
    Der erste Zug war himmlisch. Die Augen tränten vor Genuss. Sie machte noch einen tiefen Zug, und die Erinnerungen an ein anderes Leben und eine andere Gisela zogen vorbei. Der erste Kuss, der Junge hieß Sven und ging in ihre Klasse, braunes Haar und grüne Augen, die sie liebevoll anschauten. Tante Stina hatte immer eine Zigarette im Mundwinkel, wenn sie Teig knetete, der zu wunderbaren Broten wurde, die es dann zum Frühstück gab. Erinnerungen, wie sie mit ihrer Freundin Birgitta zum Strand fuhr. Der Wind in den Haaren, das Gefühl von Freiheit. Die Erinnerung, wie sie einen ganzen Sommerabend im Volkspark getanzt hatte. Das starke Gefühl, wie es war, richtig fröhlich zu sein. Beine, die nicht stillstehen wollten, stehen konnten. Sie blickte über den menschenleeren Park und fragte sich, warum das alles so unglaublich weit weg schien. Seit wann war sie nicht mehr fröhlich?
    Die Tränen liefen ihr über die Wangen, und ausnahmsweise war es ihr gleichgültig.
    Eine Krähe krächzte zu ihren Füßen, und das unerwartete Geräusch ließ Gisela zusammenzucken. Sie drückte die Zigarette aus und stand schnell auf. Die Armbanduhr zeigte Viertel nach sieben, sie lief rasch über das Gras zur Straße. Carl würde wütend werden, wenn sie ohne Grund so spät kam. Sie stopfte die Zigarettenschachtel in einen Papierkorb und seufzte, als sie hörte, wie die Zigaretten kaputtgingen. Es hatte sich auf jeden Fall gelohnt, dachte sie, als sie nach Hause eilte. Sie hatte vergessen, wie gern sie eigentlich geraucht hatte. Damals, in einem anderen Leben. Als sie eine andere Gisela war.

Edgar Allan Poe zu lesen machte die Welt größer. Ein Versprechen, dass es andere Dimensionen gab, in denen man sich den Platz mit toten Gestalten teilen musste, die die Menschen heimsuchten. Die Welt, so wie wir sie kannten, war nicht ganz so langweilig und vorhersehbar. Das war etwas anderes als die blöden Detektivgeschichten, die ihr bisher die Spannung geboten hatten, nach der sie sich sehnte. Wie die tüchtigen, verfressenen Jugendlichen in den Fünf-Freunde-Büchern, die die Erwachsenen immer so brav und wohlerzogen ansprachen. Oder Nancy Drews blonde perfekte Frisur und unwahrscheinlich schmale Taille. Emma verzog das Gesicht. Verglichen mit Poes Gespenstergeschichten waren die Fünf Freunde und Nancy geradezu eklig in ihrer Selbstgefälligkeit.
    Mattias hatte ihr das Buch aus Guatemala geschickt, wo er als Fotograf umherreiste. In einem Antiquariat hatte er erstaunlicherweise eine schwedische Ausgabe gefunden und es als Zeichen gedeutet. Mit blauem Kugelschreiber hatte er eine Widmung hineingeschrieben:
    »Emma! Ein magisches Buch für ein magisches Mädchen! Alles Liebe von Mattias«.
    Er fehlte ihr, seine Art, ihr Zuhause einzunehmen, sein Lachen, das immer Wohlgefühl verbreitete. Annika wurde auch ruhiger und fröhlicher, wenn er da war. Ein

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