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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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bekommen, als er plötzlich dastand. Guck mal, ich zittere immer noch!«
    Julia streckte die Hand vor.
    »Er hat sich bestimmt angeschlichen.«
    Julia schaute sich um. Die Bäume waren voller Leben und Bewegung. Das Rascheln beruhigte sie. Der Rhabarbermann war noch nicht da, sie hatten also Zeit, neue Kräfte zu tanken.
    »Ich liebe Geräusche!«, sagte Julia.
    Emma schaute sie erstaunt an.
    »Was?«
    »Ich liebe Geräusche. Ich mag es nicht, wenn es still ist.«
    Emma lachte laut und nahm ihre Hand.
    »Manchmal sagst du wirklich komisches Zeug! Komm, wir verstecken uns!«
    Sie zog Julia hinter sich her ins Gebüsch.
    Emma setzte sich auf einen Stein, Julia legte sich auf den Waldboden, schaute in die Farne und studierte die Miniwelt darunter. Ameisen, die Tannennadeln und tote Raupen schleppten, Käfer, die ohne erkennbare Richtung umherliefen.
    Sie schaute den Ameisen nach, die in unsichtbaren Löchern im Boden verschwanden, ihrer Königin Futter brachten.
    Das Leben als Insekt schien so viel einfacher zu sein. Nur arbeiten, an nichts anderes denken als ans Essen und den Duft.
    Sie fing eine Ameise und ließ sie über ihren Arm laufen. Emma schaute sie und die Ameise an und lächelte.
    »Hast du gewusst, dass Ameisen sich durch Pheromone verständigen?«
    »Phero… was?«
    Emma schaute Julia fragend an. Das war typisch für sie, dass sie so komische Sachen wusste.
    »Das ist ein Duftstoff, der vom Körper produziert wird und der andere beeinflusst. Man glaubt, dass bei den Ameisen so die Arbeitsverteilung gesteuert wird. Und bei den Menschen kann er darüber entscheiden, mit wem man Sex haben will.«
    »Mein Gott, wie merkwürdig.«
    »Nein, nicht besonders. Einige Arten sind sehr schlau. Die Blattschneiderameisen zum Beispiel.«
    Emma lachte und warf einen Tannenzapfen, der auf Julias Arm landete.
    »Sie leben in unterirdischen Nestern, wo sie Pilze ziehen, die nirgendwo sonst wachsen. Die Ameisen leben von den Pilzen und kauen die Blätter, die sie sammeln, zu einer Art Kompost, auf dem die Pilze wachsen.«
    »Du lügst, oder?«
    Emma schaute Julia ungläubig an.
    »Nein, das stimmt, wirklich.«
    Julia legte sich auf den Rücken und schloss die Augen. Die Wärme und das Warten machten sie schläfrig. Hinter den Augenlidern flatterten die Bilder aus den Pornos vorbei. Nackte Schöße mit feucht glänzenden Schamlippen. Eine Frauenhand mit langen rosa Nägeln spreizte das Fleisch und man sah das Loch. Der rosa Nagel sah scharf aus, als ob er jeden Moment das Fleischige ritzen würde.
    Sie wandte den Kopf zur Seite und sah, dass alle Insekten plötzlich weg waren. Die Welt war still geworden.
    Die Blätter raschelten nicht mehr, die Vögel waren weg, Ameisen und Käfer verschwunden. In sicheren Nestern und Verstecken unter der Erde.
    Vorsichtig setzte sie sich auf und legte den Finger über die Lippe, damit Emma nichts sagte. Und richtig, kurz darauf hörten sie Schritte auf dem Schotterweg, und dann sahen sie den Rhabarbermann, der seinen schweren Körper langsam vorwärtsschleppte. Er hatte das weiße Taschentuch in der Hand und trocknete sich ab und zu die Stirn ab. Sie sahen, wie er forschend in den Wald und das Gebüsch schaute, mal rechts, mal links.
    »Emma, was machen wir jetzt?«
    »Wir schleichen ihm hinterher und versuchen, so nahe zu kommen, wie es nur geht. Wenn er uns bemerkt, laufen wir schnell an ihm vorbei und rennen um unser Leben, und dann verstecken wir uns im Baum.«
    Julia nickte und stellte erstaunt fest, dass sie ganz ruhig war. Von ihrem Versteck waren es ungefähr fünfhundert Meter auf dem Schotterweg bis zur Kurve, hinter der ihr Baum stand. Fünfhundert Meter konnte sie leicht laufen.
    Sie hoben vorsichtig die Füße, damit sie nicht auf knackende Zweige traten. Auf dem Schotterweg blieben sie einen Moment stehen und betrachteten den Rücken des Mannes, den dicken Körper und die dünnen Steckelbeine. Sie sahen, dass er eine Hand in die Shorts gesteckt hatte und hektisch hin- und herrieb. Emma streckte angewidert die Zunge heraus, Julia verdrehte die Augen als Antwort. Konzentriert schlichen sie lautlos vorwärts. Als sie nur noch ein paar Meter entfernt waren, so nah, dass sie den muffigen Geruch seiner ungewaschenen Kleider wahrnehmen konnten, drehte er sich plötzlich um. Vielleicht hatte er sie gehört, aber wahrscheinlich hatte er ihre Nähe gespürt. Emma konnte gerade noch denken, dass wahrscheinlich ihre Pheromone sie verraten hatten, ein Gedanke, bei dem sie hysterisch kichern

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