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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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sich um und bemerkte Julia.
    »Julia! Ich habe gar nicht gewusst, dass du heute wiederkommst!«
    Emma hörte selbst, dass ihre Stimme zu schrill klang.
    Julia antwortete nicht, sie starrte Cesar an und die fest verflochtenen Hände. Emma ließ Cesars Hand los, sie machte einen Schritt und stand plötzlich zwischen Julia und Cesar. Beide schauten sie an, Julia vorwurfsvoll, Cesar erstaunt.
    Das war genau die Situation, an die sie nicht gedacht hatte, nicht hatte denken können oder wollen. Panik übermannte sie, und sie sah, dass die ganze Klasse sie beobachtete. Sie standen ein paar Sekunden so da, lauernd, bis die energischen Schritte der Schwedischlehrerin Berit sich dem Klassenzimmer näherten.
    Julia ging voran und setzte sich in eine Bank ganz hinten am Fenster. Emma folgte ihr und setzte sich neben sie. Sie warf einen raschen Blick in Cesars Richtung und sah, dass er sich neben Gustav setzte. Julia schaute stur aus dem Fenster.
    »Wie geht es dir?«
    Julia schaute immer noch aus dem Fenster, ihre Antwort ließ auf sich warten.
    »Ganz okay. Ein bisschen schwindlig und müde.«
    »Du Ärmste!«
    Ungelenk versuchte sie, Julias Arm zu streicheln, aber Julia drehte sich weg, und Emmas Hand landete auf ihrem Rücken. Sie weigerte sich immer noch, Emmas Blick zu begegnen, und Emma spürte, wie ihr Tränen in die Augen traten. Am liebsten hätte sie Julias zusammengesunkene Gestalt geschüttelt. Es war doch nicht ihre Aufgabe, Julia fröhlich zu machen! Gedanken wirbelten ihr durch den Kopf wie der Staub im Sonnenlicht des Klassenzimmers. Was war denn eigentlich eine Freundschaft wert, wenn die beste Freundin sich nicht darüber freuen konnte, dass man sich verliebt hatte?
    Vorne am Pult sprach Berit von dem Aufsatz, den sie schreiben sollten. Er sollte von einem Menschen handeln, der ihnen viel bedeutet, der sie beeinflusst hatte, positiv oder negativ.
    Meiner wird auf jeden Fall nicht von Julia handeln, dachte Emma und begann mit der Skizze eines Porträts von Cesar.
    In Schnörkelschrift schrieb sie Cesar ganz oben auf ihr Blatt. Cesar, Cesar, Cesar .
    Cesar. Cesar, der Göttliche. Cesar, der Schöne.
    Sie schaute zu ihren Klassenkameraden, alle schienen zu schreiben. Vorsichtig schielte sie zu Julia hinüber, sie hatte den Kopf gebeugt. Über wen sie wohl schreiben würde? Plötzlich sah sie Emma an, ihre Augen waren voller Tränen, und sie schaute schuldbewusst. Emma hatte sie schon einmal so gesehen, sie wollte sie abholen. Alle waren gestresst gewesen, weil noch so viel gerichtet und getan werden musste, außer Emma und Julia, deren Weihnachtsferien gerade begonnen hatten. Sie hatten beschlossen, ins Schwimmbad zu gehen. Julia wollte Giselas Hektik und ihren vorwurfsvollen Blicken entkommen. Sogar Annika war schlechter Laune gewesen. Flucht schien das einzig Richtige zu sein. Emma klingelte um zehn an Julias Haustür, und kurz darauf hörte sie, wie Julia mit Riesenschritten die Treppe herunterkam. Aber als sie die Tür öffnete, hatte sie rot geweinte Augen und schaute ängstlich nach hinten. Sie fummelte an ihren Kleidern, als wäre sie auch im Weihnachtsstress, zog sich schnell ihre Stiefel an, ohne sie ordentlich zu schnüren.
    Emma fragte nichts, sie war sicher, dass sie hören würde, was passiert war, wenn sie ein Stück vom Haus entfernt waren. Gisela war nicht zu sehen, vielleicht kaufte sie Weihnachtsgeschenke ein? Erstaunlicherweise kam Carl die Treppe herunter, er stellte sich neben Julia und betrachtete ihre Ungeschicklichkeit mit einem eigenartigen Lächeln.
    Schließlich hatte Julia ihre Jacke an, Mütze und Handschuhe nahm sie in die eine Hand, in die andere eine Plastiktüte mit Badesachen und Handtuch. Sie wollten gerade aus der Tür gehen, als Carl plötzlich Julias Arm packte, viel zu hart, so, als sei er böse. Er zwang Julia, ihn anzuschauen, und starrte ihr tief in die Augen, dann wünschte er ihnen einen netten Tag im Schwimmbad, ohne Julias Arm loszulassen.
    »Aber passt gut auf euch auf, man weiß nie, was da draußen für Typen sind!«
    Julia befreite sich aus seinem Griff und schlug die Tür zu, direkt vor seinem Gesicht. Emma wusste instinktiv, dass sie laufen mussten, schnell folgte sie Julia die Treppe hinunter, und als sie auf der Straße waren, hatte Carl die Tür wieder geöffnet und schrie, dass sie verdammt noch mal nicht die Tür zuschlagen sollte.
    Julia antwortete nicht, sie drehte sich nicht einmal um, lief einfach weiter.
    Als sie außer Sichtweite waren, ging Julia

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