Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
Vom Netzwerk:
endlich langsamer, Emma blieb stehen und versuchte, Julias Blick zu fangen.
    »Was ist denn passiert?«
    Julia schüttelte nur den Kopf.
    »Nichts, er ist einfach nur blöd.«
    »Aber du hast doch geweint, habt ihr gestritten?«
    »Ja. Er ist total blöd. Wahnsinnig.«
    Emma fragte weiter, bekam jedoch immer wieder nur die gleiche Antwort. Schließlich waren sie beim Schwimmbad, und Julia war so fröhlich wie schon lange nicht mehr. Sie hatte nur Unsinn im Kopf.
    Im Großen und Ganzen hatten sie einen ausgesprochen vergnüglichen Tag im Schwimmbad, und Emma hatte nicht mehr an das Geschehen vom Morgen bei Julia zu Hause gedacht, bis jetzt. Irgendwie hatte sie sich an Julias geheimnisvolle Seite gewöhnt. Eine Art Unerreichbarkeit, manchmal schloss sie sich wie eine Muschel, offenbar gab es etwas, das sie nicht mitteilen wollte. Es war wie ein Teil von Julias Persönlichkeit.
    Emma schaute Julia an, die immer noch aus dem Fenster starrte, und plötzlich wusste sie, was sie von vor einem Jahr wiedererkannte. Es war Julias Weigerung, ihrem Blick zu begegnen.
    Auf einmal verstand sie. Julia schämte sich für etwas. Als sie das erkannt hatte, wurde ihr noch etwas bewusst. So wenig, wie Julia sich über Emmas Glück freuen konnte, so wenig konnte Emma mit Julias Kummer umgehen.

Louise Cederström betrat auf harten Absätzen die Parfümerie Schmetterling. Ein weiterer Parfümduft mischte sich mit den anderen, die schon schwer in der Luft lagen. Ein trockenes süßes Parfüm, das zu ihrem damenhaften Stil, dem Seidenschal und dem exklusiven Mantel passte. Ihre Schritte klangen gestresst, und sie ging rasch auf Gisela zu, die hinter dem Tresen stand und eine Lieferung Lippenstifte sortierte.
    Beim Anblick von Louise durchlief Gisela eine fiebrige Wärme. Die Tatsache, dass sie das Geschäft nun regelmäßig besuchte, war die Bestätigung, dass die Parfümerie nun zu den besseren der Stadt zählte. Louise war mit Rechtsanwalt Gustav Cederström verheiratet, er besaß eine der größten Anwaltskanzleien der Stadt, Cederström & Partner, und Louise stand für all das, was Gisela gerne gewesen wäre und was sie gerne gehabt hätte. Gisela wusste, dass Louise sich seit einigen Jahren im Lions Club engagierte, sie schien ständig mit neuen Wohltätigkeitsprojekten befasst zu sein. Insgeheim wäre sie auch gern Mitglied gewesen, aber sie war noch nie gefragt worden und wusste nicht genau, wie die Aufnahmeprozedur aussah. Ob jeder Mitglied werden konnte, oder ob man eine Empfehlung brauchte? Wahrscheinlich wurde man erwählt, und ganz offensichtlich passte sie nicht zu Louise und ihrem Kreis. Dafür hatte sie volles Verständnis, die weiblichen Mitglieder im Lions Club kamen alle aus alten, wohlhabenden Familien, die schon lange die besseren Positionen in der Stadt besetzten.
    Als Louise Cederström nun auf sie zu trat, mit den energischen Schritten, die zeigten, wie beschäftigt sie war, verspürte Gisela eine Mischung aus Schreck und Freude.
    Ein schneller Blick, und sie stellte fest, dass weder Marika noch Mona im Geschäft waren.
    »Liebe Gisela! Wie nett, dich zu sehen! Nun brauche ich wirklich deine Hilfe!«
    Erleichtert über den herzlichen Tonfall lächelte Gisela zurück.
    »Louise! Wie kann ich dir helfen?«
    Louise schaute sich nervös im Laden um, die Produkte waren nach Marken und Farben sortiert.
    »Ich bin auf den Weihnachtsball des Landeshauptmanns eingeladen, und ich habe mir ein weinrotes Kleid nähen lassen. Die Farbe ist so speziell, dass es unmöglich scheint, einen passenden Lippenstift zu finden. Hier, ich habe ein kleines Stück Stoff dabei, damit du es sehen kannst.«
    Gisela begann sofort damit, das Stoffstück mit den vielen Farben zu vergleichen. Wenn sie sich mit etwas auf dieser Welt auskannte, dann waren es die Produkte in der Parfümerie Schmetterling.
    Bald schon hatte sie die perfekte Farbe gefunden, die Louise genüsslich ausprobierte. Sie schürzte die Lippen und betrachtete zufrieden ihr Spiegelbild.
    »Ich hätte ja nie ein weinrotes Ballkleid genommen, wenn meine Farbtherapeutin nicht gesagt hätte, dass Weinrot mir besonders gut steht. Ich bin offenbar ein Wintertyp. Warst du schon einmal bei einer Farbtherapie?«
    Gisela hatte schon einige Kunden darüber sprechen hören, man traf sich zu Hause bei jemandem und lud eine Farbtherapeutin ein, die anhand von einer Farbkarte entschied, welche Farben am besten zu einem passten.
    Gisela schaute Louise an und versuchte sich vorzustellen, wie das

Weitere Kostenlose Bücher