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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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Leben für so eine wie sie wohl war. Immer beschäftigt, immer zu allen möglichen Partys und Veranstaltungen eingeladen. Und die größte Sorge im Leben schien zu sein, den exakt passenden weinroten Lippenstift zu finden.
    »Nein, ich war noch nie bei einer Farbtherapie, aber ich würde es gern einmal ausprobieren!«
    »Ja, das musst du unbedingt tun! Für mich war es fast eine Revolution. Du weißt schon, man hat so seine Gewohnheiten, zieht eine hellgrüne Bluse an, obwohl einem diese Farbe überhaupt nicht steht.«
    Gisela spürte, wie sie errötete, als sie auf ihre hellgrüne Bluse hinunterschaute. Louise folgte ihrem Blick und stieß dann einen kleinen Schrei aus.
    »Oh, Gisela, so habe ich es nicht gemeint! Diese Farbe steht dir wirklich ausgezeichnet!«
    Gisela sortierte nervös die Lippenstifte, die in einem einzigen Durcheinander auf der Theke lagen.
    »Kein Problem, Louise!«
    Sie zwang sich zu einem kleinen Lächeln, das Louise akzeptierte, während sie ihre Sachen zusammensammelte, Einkaufstaschen und Handtasche, und den Wollmantel, den sie über einen Stuhl geworfen hatte. Bevor sie sich zum Gehen wendete, beugte sie sich vor und legte ihre Hand auf Giselas.
    »Weißt du, Gisela, dies ist die beste Parfümerie in dieser Stadt! Ich sage das allen meinen Freundinnen; wenn ihr Make-up kaufen wollt, dann geht um Gottes willen in die Parfümerie Schmetterling und nirgendwo sonst hin. Dort findet ihr Kompetenz und Service!«
    Sie lächelte strahlend, und Gisela spürte, wie sie wieder dahinschmolz.
    »Danke, Louise! Das bedeutet uns sehr viel! Du bist eine unserer besten Kundinnen!«
    Louise schlug sich in einer übertriebenen Geste an die Brust und formte den Mund zu einem kleinen Kuss.
    »Wunderbar! Hoffentlich sehen wir uns bald wieder!«
    »Wirklich! Danke und auf Wiedersehen!«
    »Ciao, Ciao!«
    Die Leere danach wog genauso schwer wie der Duft von den hundert Parfüms, die um den ersten Platz konkurrierten, und wurde am Ende zu einem einzigen erstickenden Gestank.
    Ciao, ciao, was war das eigentlich? Spanisch? Italienisch? Bestimmt hatte Louise es auf einer ihrer vielen Reisen aufgeschnappt.
    Verdammte Ferienreisende!
    Gisela betrachtete ihr Gesicht in einem Spiegel, und sie hasste, was sie sah. Nicht einmal Carls sichtbarer Widerwille, sein missvergnügter Ärger über ihre Erscheinung konnte sich messen mit ihrer eigenen Selbstverachtung. Ganz gleich, wie gut sie sich hinter all der Schminke versteckte. Sorgfältig aufgelegte Grundierung, die jegliche Spur von menschlicher Haut ausradierte, die kleine Pickel und Rötungen verschwinden ließ. Das Rouge machte sie künstlich frischer, der braune Lidschatten vergrößerte ihre Augen, und der rosa Lippenstift betonte die Konturen der schmalen Lippen. Hinter dieser Maske war dennoch nur die hässliche, dumme Gisela, das unsichere Mädchen, das nicht einmal ihre Mutter ertrug.
    Sie spürte die Tränen kommen und drückte schnell ein Papiertaschentuch gegen die Augen.
    Den ganzen Tag über hatte sie Unruhe verspürt. Hatte es damit begonnen, dass Carl ihr heute Morgen die Tür direkt vor der Nase zugeschlagen hatte? Als sie zu ihm ins Badezimmer gegangen war, wo er vor dem Spiegel stand und sich rasierte, um ihm sein frisch gebügeltes Hemd zu geben. Das fertigzustellen er sie ausdrücklich vor einer halben Stunde gebeten hatte. Genau dieses Wort hatte er verwendet, fertigstellen. Sie hatte sich mit dem Bügeln beeilt, ein wenig gestresst, weil sie ihm am Abend zuvor ein anderes Hemd gebügelt hatte, aber dennoch froh, ihm helfen zu können. Normalerweise wusste er ihre kleinen Dienste zu schätzen, und sie hatte sich gefreut, dass dies vielleicht eine Möglichkeit war, den stummen Krieg aufzubrechen.
    Sie hatte Angst bekommen, als er die Tür zuschlug, sie war nicht vorbereitet auf die Kraft und den Lärm, nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Sie konnte den Schrei nicht unterdrücken, obwohl sie wusste, dass ausgerechnet der Schrei Carl mehr als alles andere reizen würde.
    Ein paar Sekunden lang stand sie wie ein Depp mit der Nase an der Tür, unfähig, sich zu bewegen. Sie versuchte, die Gedanken zu sortieren, die durch ihr Gehirn rasten. Carl rasierte sich einfach weiter, sie konnte das Geräusch des Rasierapparats durch die Tür hören. Sie wusste nicht, was sie sagen oder tun sollte, und am Ende hängte sie nur das frisch gebügelte Hemd an die Tür und ging wieder in die Küche hinunter.
    Als er ein paar Minuten später herunterkam, nahm

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