Häschen in der Grube: Roman (German Edition)
me«.
Emma hielt Cesars Hand fest gedrückt, als sie durch den Park liefen. Es war richtig dunkel, das Licht der Straßenlaternen reichte nicht bis hierher.
Sie hätten sie fast übersehen, es fehlte nur eine kleine Sekunde, ein Millimeter, und sie hätten den Körper, der oben auf dem Klettergerüst lag, nicht bemerkt. Im Park war der Himmel offen, die Sterne leuchteten unglaublich hell. Cesar zeigte auf einige Sternbilder und erklärte sie. Den Großen Wagen, den Gürtel des Orion.
»Und schau mal da, der Große und der Kleine Bär!«
Emma folgte seinem Zeigefinger und bemerkte ein dunkles Bündel auf dem Klettergerüst.
»Guck mal, was ist das denn? Ein Mensch?«
Sie flüsterte und drückte sich dichter an Cesar, plötzlich war sie von Schrecken erfasst.
Cesar schaute mit gerunzelter Stirn hinauf und trat ein paar Schritte näher heran. Emma schaute zu, wie er die Strickleiter hochkletterte, keuchte und versuchte, das Bündel hochzuheben. Dann sah sie Julias Jacke auf dem Boden liegen.
»Komm, hilf mir! Wir müssen sie nach unten bringen. Wo sind ihre Kleider?«
Emma schaute sich um und entdeckte ein Stück weiter weg Julias Hose. Die Stiefel lagen neben der Sandkiste. Emma zitterte so sehr, dass sie sie mehrmals fallen ließ. Und obwohl sie noch nie im Leben solche Angst gehabt hatte und noch nie so verwirrt gewesen war, musste sie immer wieder daran denken, dass die Sterne unglaublich hell vom schwarzen Himmel strahlten.
Julia blieb noch eine Weile stehen und schaute Emma hinterher, die zu den anderen auf die Tanzfläche ging. Sie schüttelte sich vor Kälte, es war draußen mindestens zehn Grad minus, dann ging sie über den Hof auf den Ausgang zu. Sie war erleichtert, dass sie es wenigstens versucht hatte und kein schlechtes Gewissen zu haben brauchte. Sie war mitgekommen, obwohl sie wirklich keine Lust hatte. Eine versöhnliche Geste. Sie wusste, dass Emma sich Gedanken machte, warum sie so oft schwänzte, sie konnte es ja selbst nicht erklären.
Plötzlich spürte sie einen Arm auf der Schulter, und als sie sich umdrehte, stand Danne hinter ihr und lächelte sie an. Sie kannte ihn kaum, er war in der Neunten, eine Wolke aus Zigarettenrauch und zu viel Aftershave umgab ihn, wenn er mit seinem ständigen Gefolge von Fans durch die Flure lief. Seine blonden Haare und die solariumgebräunte Haut erinnerten sie an einen Vanillekrapfen, zuckrig, cremig und viel zu süß. Jetzt roch er nach Alkohol und Rauch.
»Habe ich richtig gehört, du möchtest etwas trinken?«
Julia runzelte die Stirn.
»Ja. Oder nein, ich habe das nur so gesagt. Ich will jetzt nach Hause.«
»Wie schade, ich wollte nämlich mit dir reden. Willst du nicht noch wenigstens fünf Minuten bleiben, ich lade dich zu einem Schluck Hexenmischung ein, dann kannst du nach Hause gehen. Okay?«
Er legte den Kopf schräg, und Julia musste lachen, weil er so blöd aussah, aufgesetzt und eitel. Aber diese Feinheiten bemerkte Danne nicht, er verstand ihr Lachen als Zustimmung. Er setzte sich auf die Bank hinter den Büschen und klopfte auffordernd auf den Platz neben sich.
»Setz dich. Ich heiße Danne, und du?«
»Julia«, sie nahm seine ausgestreckte Hand und schüttelte sie übertrieben. »Hallo, hallo. Nett, dich zu sehen.«
»Sehr nett! Bitte sehr!«
Sie nahm die Plastikflasche, in der eine bräunliche Flüssigkeit war, die schrecklich stark und süß schmeckte, eine widerliche Mischung. Dennoch schluckte sie und verzog das Gesicht.
»Pfui, wie eklig!«
Danne lächelte schief.
»Ich weiß, aber gleich wirst du spüren, wie die Wärme sich ausbreitet. Alles, was schwierig ist, verschwindet in einem wunderbaren Vergessen.«
In seiner Stimme lag ein solcher Ernst, dass sie ihn genau anschaute. Ein Snob, Kind reicher Eltern, mit seinem weißen Hemd und den gepflegten Haaren. Sie nahm ihm die Flasche aus der Hand und trank fünf große Schlucke, sie schluckte sie schnell runter, damit sie nichts schmeckte.
Sie sah seinen erstaunten Blick und lächelte ihn zum ersten Mal an, und nun spürte sie auch, wie eine angenehme Wärme sich in ihrem Bauch ausbreitete, hinauf in die Brust und dann in den Kopf, wo sich alles angenehm drehte.
»Ein bisschen Vergessen ist genau das, was ich brauche!«
»Prima! Coole Braut!«
Er trank auch einen Schluck, reichte Julia dann wieder die Flasche, die gierig noch ein paar Schlucke trank. Merkwürdigerweise fror sie fast nicht mehr, obwohl sie sah, wie kalt es war. Sie hatte seit dem Frühstück nichts
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