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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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gerade noch denken, dass er Erfahrung hatte: was er da mit ihr machte, musste er schon einige Male gemacht haben. Die selbstsichere Art, wie er sie nahm, wie er ihren Körper drehte.
    Durch die Ritzen in den Brettern sah sie den schneebedeckten Sand, er glitzerte da unten, verhexte sie, sodass sie unfähig war, den Kopf zu heben, als die Übelkeit sie übermannte. Die braune, stinkende Flüssigkeit, gemischt mit Magensäure landete neben ihren Mund, sickerte durch die Ritzen und breitete sich unter ihren Wangen aus.
    Ihr Kopf wurde hochgehoben und nach hinten gezogen, sie glaubte, die Haare würden ihr ausgerissen, so unmöglich war der Winkel und so fest der Griff. Danne drückte ihr Gesicht in die übel riechende Brühe. Immer noch leistete sie keinen Widerstand, machte keinerlei Anstalten, sich zu wehren. Stattdessen wurde ihr Körper völlig gefühllos, bis sie ein unterdrücktes Stöhnen hörte und eine warme Flüssigkeit an den Innenseiten ihrer Schenkel entlanglief.
    Von ganz weit weg hörte sie, wie er seine Kleider aufsammelte und die Leiter hinabkletterte. Julia blieb liegen, so wie er sie zurückgelassen hatte. Sie konnte sich nicht bewegen.
    Eigentlich war es doch perfekt. Wenn sie noch eine Weile liegen blieb, würde sie bald erfrieren. Sie hatte gehört, dass es ein angenehmer Tod war. Gegen Ende erlebte man die Kälte als Hitze. Manche zogen sich sogar die Kleider aus, weil sie zu schwitzen glaubten. Das wäre bei ihr nicht nötig.
    Sie lächelte vor sich hin, öffnete vorsichtig ein Auge und schaute zwischen den Brettern hindurch, der Schnee funkelte immer noch wie kleine Diamanten.
    Sie schloss die Augen wieder und spürte, wie ihr Körper langsam gefühllos wurde. Jetzt brauchte sie nur noch zu warten.

Annika setzte sich im Bett auf, als sie Emma aus der Diele rufen hörte.
    »Mama! Hilfe!«
    Sie konnte sich gerade noch den Morgenrock anziehen.
    Ein leichenblasser Cesar und eine hemmungslos weinende Emma, die versuchten, Julia auf den Beinen zu halten. Julia mit zerzausten Haaren, verschmiertem Lippenstift und Kajal sah aus wie ein grotesk geschminkter Clown. Schmutzige Hose und eine kurze Steppjacke, beides war nicht dazu angetan, ihren Körper zu bedecken oder zu wärmen.
    »Meine Güte! Legt sie aufs Sofa!«
    Sie versuchte, ihnen zu helfen, und gemeinsam bekamen sie Julia aufs Sofa. Annika setzte sich neben sie und strich ihr über die Haare.
    »Was ist denn passiert?«
    Julia öffnete halb die Augen, sie schien erstaunt, Annika zu sehen. Sie versuchte zu lächeln, zuckte jedoch vor Schmerzen, ihre Unterlippe war aufgeplatzt.
    »Die Bären haben mich gerettet, obwohl ich es nicht wollte. Sie haben alles gesehen. Der Große und der Kleine.«
    Sie schloss die Augen und war wieder weg. Annika schaute Emma fragend an.
    »Wir haben sie nackt auf dem Klettergerüst gefunden, wir wissen nicht, was passiert ist, sie war einfach verschwunden, als wir tanzten, und dann haben wie sie gefunden …«
    Sie schluchzte, und ihr ganzer Körper schüttelte sich vom Weinen.
    »Habt ihr eine Ahnung, was passiert sein könnte?«
    Emma zog die Nase hoch und schaute sie an.
    »Nein, aber sie war nackt …«
    Annika schaute auf Julia, die ganz still lag, als würde sie schlafen.
    »Komm, hilf mir, sie auszuziehen, dann können wir ihr einen Schlafanzug anziehen.«
    Vorsichtig zogen sie ihr die Stiefel aus, aber erst als Annika das verschmierte Blut an der Innenseite der Schenkel sah, verstand sie.
    Chris stand in der Tür des Wohnzimmers und sah zu. Annika drehte sich mit Tränen in den Augen zu ihm um.
    »Wir müssen ins Krankenhaus. Kannst du bitte ein Taxi rufen?«
    Julia wurde plötzlich wach und versuchte, sich aufzusetzen.
    »Nicht ins Krankenhaus!«
    »Julia …«
    Annika setzte sich neben sie aufs Sofa. Julia schüttelte nachdrücklich den Kopf.
    »Nicht ins Krankenhaus. Nicht heute Abend.«
    »Okay, wir fangen mit der Polizei an und fahren dann ins Krankenhaus.«
    Annika klang bestimmt, aber Julia antwortete nicht, sie stand nur auf und versuchte zu gehen.
    Die Polizeiwache lag in einer verlassenen Nebenstraße der Hauptstraße. An der Rezeption war niemand, erst nachdem sie mehrmals geklingelt hatten, kam ein älterer uniformierter Mann und machte ihnen auf.
    »Wir wollen eine Vergewaltigung anzeigen.«
    Annikas Stimme klang fordernd und trotzig, die müde Erscheinung des Polizisten provozierte sie ganz offensichtlich. Er schaute skeptisch und seufzte.
    »Aha, dann kommen Sie bitte mit.«
    Der Verhörraum

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