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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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Polizisten, dass sie sich wunderten.
    Sie stellten sich als Patrik Hagström und Håkan Berglund vor, Patrik Hagström erklärte, dass sie Gisela mit zur Polizeiwache nehmen wollten, um sie zu vernehmen, es ginge um einen Saunabrand in ihrem Haus.
    »Na klar. Ich bin so kooperativ wie eine Ameise!«
    Sie krächzte mit heiserer Stimme, was die beiden Polizeibeamten offenbar noch skeptischer und besorgter machte. Sie waren nicht sicher, womit und mit wem sie es hier eigentlich zu tun hatten.
    Zum Abschied umarmten Gisela und Annika sich fest und lange.
    »Kümmere dich um Julia und Erik, sieh zu, dass er ihnen nichts antut!«
    Annika schaute sie mit blanken Augen an.
    »Versprochen!«
    Gisela bat die Polizisten, noch eine Minute zu warten, sie wollte sich von ihren Kindern verabschieden. Håkan Berglund antwortete für beide.
    »Okay, wenn es nicht zu lange dauert.«
    Julia schlief fest und hatte von dem frühen Besuch nichts mitbekommen. Ein vertrauter Stich in der Brust erinnerte Gisela daran, wie sehr sie ihr fehlen würde. Das hatte etwas mit dem Duft zu tun, der ganz besondere Julia-Duft, den sie besaß, seit sie auf der Welt war. Sie schnüffelte über Julias schlafendes Gesicht. Ihre erste Zeit zusammen, die neugeborene Julia, die zu ihrer Brust hochkrabbelte. Sie war schon damals stark gewesen, die Hebamme hatte gelacht, wie sie mit unglaublicher Kraftanstrengung den Kopf hob und die Brustwarze suchte. Dass sie das nach der langen Geburt überhaupt geschafft hatte, war ein Wunder, sie hatten dreiundzwanzig Stunden gekämpft, und Gisela war total erschöpft.
    Sie strich mit den Fingerspitzen über Julias nackten Arm, der auf der Decke lag. Ihre Haut war so zart, bedeckt mit feinen, hellen Härchen.
    In der ersten Zeit hatte sie Julia Tag und Nacht am Körper getragen. Hatte sie sogar an der Brust einschlafen lassen, obwohl der kleine warme Babykörper sie zum Schwitzen brachte.
    Plötzlich übermannte sie die Angst. Was hatte sie nur getan? Wie sollte sie es aushalten, ohne ihre Kinder zu sein?
    Aber als sie vorsichtig über Julias Kopf strich, ließ die Angst nach. Sie wusste, sie hatte das einzig Richtige getan. Sie hatte es für Julia getan, es war der einzig mögliche Schutz. Carl würde nicht aufgeben, bevor er sich an ihr gerächt hatte. Ihn auf diese Weise gewinnen zu lassen, war die einzige Möglichkeit, Ruhe für Erik und Julia zu bekommen. Wenn sie verurteilt wurde, vielleicht sogar ins Gefängnis musste, dann war diese Erniedrigung groß genug, dass Carl die Kinder in Ruhe lassen würde.
    Julia wachte auf und schaute sie schlaftrunken an.
    »Mama, warum bist du schon angezogen? Wo gehst du hin?«
    Gisela streichelte ihr immer noch über dem Kopf und lächelte, hoffentlich beruhigend.
    »Ich habe heute Nacht etwas sehr Dummes gemacht.«
    Ihr Lächeln erstarrte, als sie die Angst in Julias Augen sah. Ihr Gesicht wurde ernst, sie nahm Julias Hand und fuhr fort.
    »Ich habe die Sauna angezündet, und jetzt ist die Polizei da, um mich zu holen. Ich werde vielleicht eine Weile weg sein, aber Annika wird sich so lange um euch kümmern. Und wenn Carl darauf bestehen sollte, dass du bei ihm wohnst, so kannst du dich weigern. Lauf so schnell du kannst und mach ein Riesentheater. Du bist groß genug, um es zu schaffen, da bin ich sicher. Lauf ihm einfach davon.«
    Ihre Stimme brach, die Tränen brannten hinter den Lidern. Sie versuchte, wieder Kontrolle über ihre Gefühle zu bekommen.
    »Du bist stark, Julia, und ich liebe dich so sehr!«
    Julia klammerte sich an Giselas Arme, und Erik, der auf einer Matratze neben dem Bett schlief, wachte durch die aufgeregten Stimmen auch auf. Als er sah, dass Julia weinte und versuchte, Gisela festzuhalten, begriff er den Ernst der Lage.
    »Mama! Wo gehst du hin?«
    Er krabbelte zu Gisela auf den Schoß.
    »Mein Schatz, ich muss für ein paar Tage weg, aber Annika wird sich um dich und Julia kümmern!«
    Es klopfte an der Tür, und einer der Polizisten sagte, nun sei es Zeit. Julia fasste Gisela fest um die Taille, Erik bohrte seinen Kopf in ihren Schoß, schluchzte verzweifelt und schüttelte den kleinen Kopf mit den blonden Locken. Mit erstickter Stimme schrie er:
    »Nein! Nein! Nein! Nein! Nein!«
    Die kleinen Fäuste schlugen wie irrsinnig auf die Matratze, das Schluchzen erstickte die Worte.
    Patrik Hagström war seit vierzehn Jahren Polizist. Nichts ließ ihn so sehr zweifeln an seinem Beruf und seinen Aufgaben, wie ein Elternteil von einem heulenden Kind wegreißen zu

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