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Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Titel: Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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die da bekakelt haben.«
    »Und?«
    »Du sagtest mir, dass deine Schulfreundin als Journalistin für Bigdowski arbeitet.«
    »Nein, Karsten! Das schlag’ dir gleich wieder aus dem Kopf. Für so was bin ich überhaupt nicht geeignet.«
    »Denk’ doch erst mal in Ruhe darüber nach, bevor du das gleich abschmetterst. Du weißt, eine Hand wäscht die andere.«
    Maria Teske spürt eine plötzliche Übelkeit. Ihr wird es auf ihrer Horchstation zunehmend unangenehm. Heike, meine Liebe, wenn du mich je in dieser Sache ansprechen wirst, bist du für mich gestorben, denkt sie, lässt Essen Essen sein, rutscht vorsichtig von der Sitzbank und schleicht in einem großen Bogen aus dem Restaurant. Sie ist bereits auf der Treppe zum Ausgang, als sie bemerkt, dass sie vor lauter Aufregung vergessen hat zu bezahlen. Fahrig stürzt sie zurück, drückt der Bedienung 30 DM in Hand und verschwindet ohne ein Wort. Erst in der kalten Abendluft fühlt sie sich wieder besser.
    Was war das nun wieder, kreist es durch ihren Kopf, während sie durch den Torbogen neben dem ›Alten Rathaus‹ über die Straße auf den Tine-Brunnen zusteuert. Sie setzt sich auf den Brunnenrand. Im Sommer spritzt aus den steinernen Fischköpfen am oberen Sockelrand Wasser in das runde Becken. Jetzt starrt ihr von unten nur der nackte Granit entgegen und selbst die vier Ochsenköpfe, die bei Betrieb des Brunnens das überschüssige Wasser aufsaugen, glotzen trübe ins Leere. Sie nimmt ihre Zigarettenschachtel aus der Manteltasche, zieht eine Zigarette heraus, steckt sie zwischen die Lippen und durchwühlt ihre Taschen. Ihr Feuerzeug ist nirgends zu finden und wie immer in so einer Situation ist rundherum kein Mensch zu sehen. Maria Teske steckt die Zigarette ärgerlich in die Schachtel zurück. Mit einem Mal hat sie das Gefühl, dass die Statue der jungen Fischersfrau von oben ihren Gedanken lauscht. Sie schaut über die Schulter in das angelaufene Bronzegesicht. Doch die Halligfriesin verzieht keine Miene, lauert unbeweglich in Holzpantinen auf ihrem Beobachtungsposten, das Paddel mit der rechten Hand wie eine Ritterlanze umkrallend.
    Das ist nur mein schlechtes Gewissen, denkt sie schmunzelnd, obwohl ihr das belauschte Gespräch von eben jetzt schon völlig unwirklich vorkommt. Maria Teske fällt der letzte Freitagabend ein. Vor ihrem Auge sieht sie Frederike Kargel, aufgedonnert bis zum Stehkragen, in einem naturschwarzen Swakara-Mantel mit Nerzkragen in die Redaktionsräume schweben, die schon so gut wie leer waren, nur ein Kollege und sie arbeiteten noch an ihrem Arbeitsplatz. Frau Kargel stelzte wie ein Model auf dem Laufsteg an ihnen vorbei, direkt ins Büro von ›Think Big‹. Es dauerte nicht lange und ihr Chef und seine Besucherin gestikulierten lebhaft hinter der Glasscheibe. Maria Teske merkte wie sie förmlich vor Neugier platzte. Sie trat unauffällig an den Kopierer neben Bigdowskis Büro und hantierte belanglos an den Knöpfen. Ihr Ohr wuchs unaufhaltsam durch den Spalt der offenen Bürotür.
    »… jetzt diplomatisch vorgehen«, hörte sie noch den letzten Fetzen von Frederike Kargels Satz.
    »Das machen wir immer, gnädige Frau. Das ist eine Spezialität im Husumer Stadtrat. Machen Sie sich keine Sorgen, Ihre Wünsche sind bei mir gut aufgehoben.«
    »Ich verlasse mich darauf. Aber Sie müssen unbedingt diskret vorgehen.«
    »Das versteht sich!«
    »Wir sollten ihn vorab in dem Glauben lassen, dass alles beim Alten bleibt …«
    »Moment, Frau Kargel. Behalten Sie ihren Gedanken kurz für sich«, unterbrach er sie.
    Theodor Bigdowski hatte Maria Teske neben seinem Büro entdeckt, machte einen Schritt zur Seite und schloss die Tür. Ende. Ab jetzt drang kein Wort mehr heraus.
     
    Selbst wenn ich mitbekommen hätte, was da lief, könnte ich damit nichts anfangen, denkt die Journalistin. Ich müsste schon einen Knüller auftun, der sich nicht gegen ›Think Big‹ richtet. Mit Sicherheit werde ich mit solchen Artikeln wie über den Weihnachtsbasar der Landfrauen keine Karriere machen.
    Von der Marienkirche kommt ein Mann über den Marktplatz geschlendert. Sie eilt ihm entgegen.
    »Haben Sie Feuer«, ruft sie ihm zu.
    »Nichtraucher«, tönt es zurück.
    Bevor sie wütend mit dem Fuß aufstampfen kann, klingelt ihr Handy. Sie fingert es möglichst schnell aus der Innentasche ihres Mantels.
    »Teske«, meldet sie sich.
    »Jan Swensen!«, hört sie die Stimme, die sie jetzt am wenigsten erwartet hätte.
    »Oh«, stöhnt sie auf, »Herr Swensen? Ich

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