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Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Titel: Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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gewachsen. Rüdiger Poth ließ nicht locker und klingelte zwanzig Minuten später an der Tür, um das Manuskript anzusehen. Der Journalist war sofort wie elektrisiert und bot ihm 8.000 DM bar auf die Hand für eine Veröffentlichung in der Husumer Rundschau. Auch einen entsprechenden Vertrag hatte er blitzschnell formuliert. Sie verabredeten sich für den nächsten Tag in der Videothek. Bis dahin hätte er den endgültigen Vertrag dabei. Peters blieb mit einem unguten Gefühl zurück. Obwohl es schon spät war, rief er doch noch bei Ruppert Wraage an. »Sie sind ja mehr als ein Glückspilz, Herr Peters!« hatte der Experte ausgerufen, ihn nach dem Zeitungsmann ausgehorcht und ihm gleichzeitig jede Unterstützung zugesichert. »Ich hoffe, Sie haben noch nichts unterschrieben!«, insistierte er und war hörbar erleichtert, als Peters verneinte. Hajo Peters schlägt das Herz bis zum Hals, als er die Szene noch einmal im Geiste durchlebt. Er sieht sich schon als reichen und berühmten Mann.
    Wo bleiben die nur, denkt er und sieht auf die Uhr, es ist 11:17 Uhr.
    Die robuste Gestalt, die in diesem Moment in die Tür tritt, zeichnet sich im Gegenlicht nur als Umriss ab. Sie bleibt jählings stehen, um die Augen an das Dunkel zu gewöhnen. Hajo Peters registriert daran, wie der Mann den Raum mustert, dass er wohl noch nie eine Videothek von innen gesehen hat. Außerdem trägt seine Kundschaft gewöhnlich nicht solche picobello Anzüge.
    »Ruppert Wraage! Sind Sie Herr Peters, der mich gestern angerufen hat?«
    »Ja, der bin ich!«
    Der Mann tritt an den Tresen heran und reicht Hajo Peters die Hand, wobei sein Blick ihn unmerklich von oben bis unten abtastet.
    »Der Herr von der Zeitung ist noch nicht da?«
    »Nein, aber der kommt sicher bald. Ich hatte ihn auf 11:30 Uhr bestellt.«
    »Das ist gut so! Fangen wir doch einfach schon mal an! Ich würde natürlich gerne als erstes das Corpus delicti sehen!«
    »Das was?«
    »Na, den Roman von Theodor Storm«, sagt Wraage mit einem etwas mitleidigen Blick. »Sie haben ihn doch hoffentlich da, oder?«
    »Selbstverständlich!«, entgegnet Peters und denkt im Stillen, alter Lackaffe!
    Die arrogante Art seines Gegenübers ist ihm nicht entgangen.
    ›Du musst vorsichtig sein‹, denkt er bei sich und fragt: »Aber wollen wir nicht lieber noch auf den anderen Herrn warten?«
    »Nur einen kurzen Blick, Herr Peters! Ich bin sehr gespannt, wie Sie sicher verstehen.«
    Die mondäne Überlegenheit des Mannes erstickt Peters aufkeimende Abwehr. Er öffnet die Schublade, schiebt die Pistole mit einem raschen Griff nach hinten, greift die Leinendeckel, in denen das Storm-Manuskript steckt und legt sie vorsichtig neben die Computerkasse. Kaum sind sie für Wraage sichtbar, saust der wie von allen guten Geistern verlassen um den Tresen herum direkt an Peters Seite, wartet ungeduldig, bis der die Stoffbänder aufgezogen hat und den oberen Leinendeckel abhebt. Er schaut Wraage fragend an.
    »Das ist doch die Schrift von Theodor Storm?«
    »Hallo, guten Morgen Herr Peters!«
    Erschreckt blicken die beiden Männer hoch. Rüdiger Poth steht direkt vor ihnen.
    »Herr Wraage, wir kennen uns ja schon von einigen dieser Storm-Symposien.«
    »Ich erinnere mich nur schwach. Doch ja, Rüdiger Poth. Stimmt’s?«
    »Genau!«
    »Ach, Sie sind also der nette Journalist, der sich nicht gerade reizend über meine These eines existierenden Storm-Romans geäußert hat. Sind die alten Vorurteile so schnell verflogen?«
    »Lassen wir doch die ollen Kamellen, lieber Herr Wraage. Jeder Mensch kann sich mal irren. Oder sind das keine Originale?«
    »Ja, ja, die Pressegeier, die ahnen anscheinend immer den großen Knüller!«
    »Heißt das, der Roman ist echt?«, bricht es aus Hajo Peters heraus. Er stiert gebannt auf Ruppert Wraages Lippen. Der stellt sich in Pose und versinkt in bedeutungsvollem Schweigen. Hajo Peters Stimme nimmt einen aggressiven Unterton an.
    »Nun sagen Sie doch endlich was!«
    »Das ist natürlich nur ein erster Eindruck, aber eine innere Stimme sagt mir, dass dieser Fund eine wahre Sensation ist, besonders wenn sich die Schriftstücke als ein zusammenhängender Roman herausstellen sollten. Das ist eindeutig Storms Handschrift.«
    Hajo Peters reißt die Arme hoch wie ein Fußballer, der gerade das entscheidende Tor verwandelt hat. Rüdiger Poth verfolgt überlegen grinsend den Jubelausbruch. Dann geht er auf ihn zu und klopft ihm auf die Schulter.
    »Meinen Glückwunsch zu Ihrer Entdeckung, Herr

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