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Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Titel: Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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es sich in ihren negativsten Fantasien ausgemalt hatte. Ihr Vorschlag, Informationen für ein gewisses Entgegenkommen preiszugeben, stieß bei Swensen gegen Beton.
    »Frau Teske«, hatte er mit bedrohlicher Ruhe gesagt, »Sie werden mir leider immer unsympathischer. Sie glauben doch nicht wirklich, dass Sie mit der Polizei Kuhhandel treiben können. Wenn Sie etwas wissen, haben Sie die Pflicht hier und jetzt eine dementsprechende Aussage zu machen.«
    »Es geht hier keinesfalls um Kuhhandel! Unsere Zeitung hat ziemlich viel Geld in dieses Gutachten von Dr. Kargel investiert. Nächste Woche ist bereits eine Pressekonferenz anberaumt. Sie können uns das Ergebnis eines solch bedeutenden Gutachtens doch nicht aus Ermittlungsgründen vorenthalten. Es ist nicht nur für die Zeitung, sondern auch für die Stadt von großer Bedeutung. Wir brauchen unter allen Umständen eine Kopie. Ich bin der Meinung, dass Sie da auskunftspflichtig sind. Wir könnten sonst vielleicht auf Schadenersatz klagen.«
    »Sie sollten wissen, dass Druck nur Gegendruck erzeugt, Frau Teske!«
    »Unsere Zeitung steht aber unter Druck. Wir haben zum Beispiel die Verantwortung für das Storm-Manuskript übernommen. Warum sagen Sie uns nicht einfach, ob Sie es gefunden haben?«
    »Weil wir es nicht gefunden haben!«
    »Was? Das Manuskript ist verschwunden?«
    »Wir haben es zumindest nicht am Tatort entdeckt! Aber vielleicht war es ja gar nicht da!«
    »Es muss da gewesen sein!«
    »Mit Worten können wir keine Tatsachen erschaffen!«
     
    Mit einem harten Klack stellt die Bedienung das Weizenbier mit der rechten Hand ab. Dabei rutscht ihr der Teller mit der Auflaufform kurz vor dem Aufsetzen auf die Tischplatte aus den Fingern der linken Hand und scheppert unsanft auf. Maria Teske schreckt aus ihren Gedanken.
    »Oh Gott! Entschuldigung!«, stammelt die Frau. Kopflos versucht sie das verrutschte Geschirr wieder geradezurücken. Doch das Porzellan ist heiß. Reflexartig versucht sie ihre verbrannten Finger im Mund zu kühlen.
    »Macht nichts, ist ja nichts passiert!«, tröstet Maria Teske sie. »Aber bringen Sie mir bitte noch ein Besteck und die Streichhölzer!«
    Die Frau stürzt mit hochrotem Kopf davon um sofort mit dem Gewünschten wieder herbeizueilen.
    Wahrscheinlich neu hier, denkt Maria Teske und legt ihr rotes Büchlein zur Seite. Schon beim ersten Bissen merkt sie, wie hungrig sie eigentlich ist. Mal wieder hat sie nach dem Frühstück den ganzen Tag lang nichts gegessen und spürt heftigen Heißhunger. In Rekordzeit schaufelt sie den mit Käse überbackenen Broccoli in sich hinein. Ein kräftiger Schluck Weißbier gibt ihr den Rest. Mit aufgeblähten Magen lässt sie sich rückwärts gegen die Lehne der Sitzbank fallen.
    Wahrscheinlich haben Journalisten deshalb so eine niedrige Lebenserwartung, weil sie einfach keine Esskultur entwickeln können, denkt sie. Völlerei ist schließlich eine der Todsünden!
    Sie nimmt ihr Zigarettenetui aus der Handtasche, zündet sich ein Zigarillo an und spürt, wie sich ihr innerer Druck vom Kopf in die Magengegend verlagert hat. Es fühlt sich ähnlich an, wie nach der Unterredung mit Hauptkommissar Swensen, als sie sich eingestehen musste, dass ihre schöne Strategie auf ganzer Linie gescheitert war. Die Information über Bonsteeds angebliche Liebschaft war ohne Regung von Swensen abgeprallt. Sie wusste nur zu gut, wie begrenzt ihr Repertoire jetzt noch war, denn neben der Powerfrau beherrschte sie nur noch die Rolle des Weibchens einigermaßen glaubwürdig. Ihr letzter Versuch. Sie hatte ihre Stimme daraufhin auf samtweich umgestellt.
    »Herr Swensen, Sie wissen doch mit Sicherheit eine Möglichkeit, wie ich einen klitzekleinen Einblick in dieses Gutachten bekommen kann!«
    »Wir behindern Ihren Wissensdurst ja nicht aus Jux und Tollerei, das können Sie mir schon glauben, Frau Teske!«
    »Und Sie können sicher sein, dass wir Ihre Ermittlung ernst nehmen. Ich möchte doch nur einen gangbaren Kompromiss finden.«
    »Also passen Sie auf! Vertraulich, Frau Teske! Wir haben einen Laptop gefunden. Dr. Bonsteed ist davon überzeugt, dass Dr. Kargel das Gutachten darauf geschrieben hat. Der Laptop muss aber erst kriminaltechnisch untersucht werden, bevor wir eine Datei öffnen können. Sie verstehen unser Problem?«
    »Ich verstehe, aber das kann doch nicht so lange dauern, oder?«
    »Der Tote ist gestern Morgen entdeckt worden, was verstehen Sie unter lange?«
     
    »Darf ich mich setzen?«
    Ohne eine Anwort

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