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Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Titel: Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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verliert sie sich in Gedanken. Mal spielt sie durch, wie sie nach der Veranstaltung am besten an Hauptkommissar Swensen herankommen könnte. Mal überlegt sie, was sie von ihren Recherchen Swensen für ein paar Insider-Informationen anbieten könnte. Erst Püchels Frage: »Noch Fragen!«, holt sie in den Raum zurück. Ein Stimmengewirr bricht los. Püchel blickt erschreckt auf Swensen, der ruhig neben ihm sitzt.
    »Meine Damen und Herren!«
    Swensen beugt sich zum Mikrofon hinüber. Doch seine Worte gehen im Lärm der Fragen unter, die wie ein Sperrfeuer auf die Kripobeamten einprasseln. Swensen erhöht seine Lautstärke.
    »Meine Damen und Herren!! Ich bitte Sie!! Eine Frage nach der anderen!«
    »Gibt es schon einen Verdächtigen?«
    »Was ist mit der Waffe?«
    »Um welches Kaliber handelt es sich?«
    »Gibt es irgendwelche Spuren?«
    »Hat der Mord etwas mit dem entdeckten Storm-Roman zu tun?«
    »Gibt es einen Zusammenhang mit der Toten aus der Nordsee?«
    Swensen schmettert jede Frage wie ein Pingpongball in den Raum zurück.
    »Nein!«
    »Wir haben am Tatort keine Waffe gefunden!«
    »Da müssen wir die ballistischen Untersuchungen abwarten!«
    »Dazu möchten wir uns an dieser Stelle noch nicht äußern!«
    »Dazu können wir noch nichts sagen!«
    »Es gibt keinen Hinweis darauf!«
    Maria Teske wartet so lange, bis der erste Ansturm der Fragen vorbei ist. Dann hebt sie den Arm, bis Swensen mit der Hand auf sie deutet.
    »Ich bin von der ›Husumer Rundschau‹. Der Tote hatte von unserer Zeitung den Auftrag erhalten, ein Gutachten über die Echtheit des entdeckten Storm-Romans zu erstellen. Wie Sie sich denken können, hat unsere Zeitung größtes Interesse daran, ob dieses Schreiben am Tatort gefunden wurde?«
    »Verzeihung!«, sagt Swensen und bricht gleich wieder ab. Er nimmt Maria Teske ins Visier. Sie kann erkennen, wie sein Gehirn rattert, bis er sie einordnen kann.
    »Frau Teske, nicht wahr? Meinen Sie nicht, dass i hre Frage etwas zu speziell ist?«
    »Wieso das denn!«, motzt ein Mann vorn in der ersten Reihe. »Das kann doch ein Motiv für den Mord sein!«
    »Wir arbeiten mit Hochdruck an diesem Fall. Aber aus Ermittlungsgründen können wir nicht jedes Detail sofort an die Öffentlichkeit weitergeben!«
    »Dr. Kargel war für die Zeit des Gutachtens im Besitz des Original-Roman-Manuskripts«, hakt Maria Teske nach. »Ist denn zumindest das gefunden worden?«
    »Auch dieses Detail gehört nicht hier her, Frau Teske! Kann ich Sie nach der Konferenz bitte kurz sprechen?«
    Maria Teske nickt Swensen äußerlich gelassen zu, muss aber gleichzeitig innerlich jubeln. Sie hat ohne viel dafür zu tun, genau das erreicht, was sie wollte. Vielleicht gelingt es ihr ja doch, das Gutachten für ›Think Big‹ und die Zeitung loszueisen. Der Plan dafür war ihr während der Konferenz gekommen. Mit diesem Kommissar würde das allerdings kein leichtes Unterfangen werden. Der ist eine harte Nuss, nicht einfach zu knacken. Ihr wird klar, dass sie ihren ganzen Charme ausspielen muss. Die Information über Bonsteeds Verhältnis im Tausch gegen das, was Kargel im Gutachten geschrieben hatte. Eine Hand wäscht die andere, das funktioniert doch meistens.
     
    * * *
    »Haben Sie schon gewählt?«
    »Ja, ich nehme den Broccoli-Auflauf und ein Weizen! Und können Sie mir bitte Streichhölzer bringen?«
    Die junge Frau in weißer Bluse und kurzem schwarzem Rock kritzelt die Bestellung auf ihren Block, steckt sich den Kugelschreiber hinter das rechte Ohr, klemmt sich die Speisekarte unter den Arm und saust zum nächsten Tisch. Obwohl es schon einundzwanzig Uhr ist, sind die Plätze im ›Historischen Braukeller‹ fast alle besetzt. Das runde Deckengewölbe, Überbleibsel einer ehemaligen Bierbrauerei, gibt den alten Kellerräumen die legere Atmosphäre, die Maria Teske an einem Restaurant so mag. Die gerahmten Drucke an den Wänden zeigen sogar Gemälde ihrer Lieblingsimpressionisten. Hier fühlt sie sich einfach wohl, hier ist für sie der richtige Ort um klare Gedanken zu fassen und an ihrem Artikel zu basteln. Sie geht den heutigen Tag noch einmal durch. Im Großen und Ganzen hat sie die Story über Kargel bereits fertig im Kopf. Aber ein richtiger Knüller ist das noch nicht, zumal sie die Liaison zwischen Bonsteed und Kargels Frau nicht verwenden kann. Maria Teske zieht ihr kleines rotes Notizbuch aus der Handtasche und blättert ihre Aufzeichnungen durch. Das Gespräch mit Hauptkommissar Swensen lief schlechter, als sie

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