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Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Titel: Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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ihn hoch.
    »Holger Dittmer und das ist Fritz Piepenbrink, Polizeistation Hohn«, sagt der größere von beiden. »Und was ist mit dem Reh?«
    »Das hab ich erschossen.«
    Dittmer pfeift durch die Zähne und guckt Piepenbrink bedeutungsvoll an. Dann gehen beide zu dem verendeten Tier.
    »Tot! Da beißt die Maus keinen Faden ab!«, sagt Dittmer.
    »Mein lieber Scholly, Kollege! Gehen in Husum alle gleich so zur Sache?«, fragt Piepenbrink.
    »Das Tier hat sich fürchterlich gequält«, erwidert Swensen. »Was sollte ich denn machen?«
    »Normalerweise einen Forstbeamten benachrichtigen«, sagt Dittmer trocken. »Aber das hat sich erledigt.«
    Zu Dritt überqueren sie die Straße und sehen sich Swensens Wagen an. Am rechten Kotflügel ist eine große Beule.
    »Ich bin auf dem Weg zum Landeskriminalamt in Kiel. Hab da einen dringenden Termin. Ein Mordfall. Wie geht das hier weiter? Dauert es noch lange?«
    »Das läuft seinen bürokratischen Gang. Ich schreibe ein Protokoll und schicke das an die Staatsanwaltschaft in Husum. Die entscheiden, wie es weitergeht.«
    »Und das mit dem Reh, muss das da so drinstehen?«
    »Wie meinen Sie das, Herr Swensen. Wollen Sie, dass wir irgendwas manipulieren?«
    »Natürlich nicht!«, beschwichtigt Swensen. »Das ist schon alles in Ordnung so. Kann ich jetzt weiterfahren?«
    »Sind Sie sicher, dass Sie schon wieder fahren können?«
    »Es wird schon gehen.«
    »Na gut, dann sehen Sie zu, dass Sie loskommen. Wir sorgen dafür, dass das Tier weggeschafft wird.«
    »Danke, Kollegen!«, sagt Swensen, drückt Dittmer seine Visitenkarte in die Hand, steigt in seinen Polo, setzt vorsichtig zurück und fährt davon. Nach 10 Minuten steuert er seinen Wagen bereits durch den Kanaltunnel von Rendsburg. Gleich danach biegt er auf die Autobahn Richtung Kiel. Swensen drückt aufs Gaspedal. Der Wagen beschleunigt. 110, 120, 130. Obwohl das Lenkrad zu vibrieren beginnt, ist es für ihn wie die Fahrt in einem Vakuum. Der Asphalt rast lautlos unter seinem Wagen hindurch. Autofahrer sind Raubtiere, denkt er. Kilometerfresser!
    Plötzlich wird ihm übel. Er steuert den erstbesten Rastplatz an, stürzt, ohne den Motor auszuschalten, ins nächste Gebüsch und kotzt gleich mehrmals. Danach ist ihm etwas besser. Es nieselt wieder. Mit dem sauren Geschmack von Erbrochenem im Mund schleppt er sich zur Toilette und gurgelt mit Leitungswasser. Swensen fühlt sich wie durch den Fleischwolf gedreht. Als er zum Auto zurückkommt, läuft der Motor noch. Er zwängt sich auf den Rücksitz und legt sich mit angewinkelten Beinen auf den Rücken. Die warme Luft aus dem Gebläse macht ihn müde.
    Als Swensen erwacht, beginnt es zu dämmern. Er schaut erschreckt auf die Uhr. 16:07 Uhr. Er hat über eine Stunde geschlafen. Mit schmerzenden Gliedern klettert er nach draußen, atmet die kalte Luft tief ein. Das Handy klingelt. Er fingert es umständlich aus der Manteltasche.
    »Ja?« spricht er mit gequälter Stimme, nachdem er die Taste gedrückt hat.
    »Jan, bist du das? Hier ist Stephan!«
    »Ja, Stephan, was gibt’s?«
    »Stell dir vor, Peters hat einen Zweitwagen!« Mielkes Worte prasseln auf ihn ein. »Und nun halt dich fest. Dieser Zweitwagen ist ein alter Militärjeep. Der ist zwar gerade abgemeldet, aber das sagt ja nichts. Sollen wir den gleich untersuchen lassen?«
    »Stephan, komm mal runter«, sagt Swensen gequält und hält das Handy etwas weiter vom Ohr weg. »Ein bisschen leiser bitte. Ich höre noch ganz gut. Und erstmal nichts unternehmen in Richtung Peters, bis ich zurück bin. Der darf unter keinen Umständen was merken, klar!«
    »Klar. Ich hab übrigens auch noch beim Lufttransportgeschwader in Krummenort angerufen und mich nach Peters erkundigt. Das war ein Akt, kann ich dir sagen. Die haben mich ans Kreiswehrersatzamt verwiesen. Über mehrere Ämter bin ich dann wieder in Krummenort gelandet. Aber bis dahin wusste ich, dass Peters bei einem gewissen Glasner, Hauptfeldwebel Adolf Glasner, im Zug war, der zu Peters’ Zeit noch Oberfeldwebel gewesen sein muss. Hauptfeldwebel Glasner war nicht zu sprechen. Kommt erst heute Abend von einer Dienstreise zurück. Soll ich dranbleiben?«
    »Bleib dran, Stephan. Melde dich, wenn du was Neues weißt!«
    Swensen unterbricht die Verbindung, setzt sich wie gerädert hinters Steuer und fährt weiter. 25 Minuten später parkt er seinen Polo auf dem Parkplatz des Landeskriminalamts in der Mühlenstraße. Nachdem er sich an der Rezeption angemeldet hat, muss er über

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