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Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Titel: Hafen der Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Glücklichen. In meinem Fall hat es nicht funktioniert. In Seths Fall auch nicht. Ray und Stella Quinn haben mich aus der Scheiße geholt. Und vor knapp einem Jahr hat mein Vater Ihrer Schwester die erste Rate für das Leben eines zehnjährigen Jungen bezahlt. Er brachte Seth zu uns nach Hause und gab ihm ein Leben, ein anständiges und behütetes Leben.«
    »Sie sagte … er habe ihr Seth weggenommen.«
    »Ja, er nahm ihn mit. Und hat zehntausend beim ersten Mal gezahlt, einige weitere Zahlungen über die gleiche Summe erfolgten später. Letzten März schrieb sie ihm einen Brief und verlangte einen Gesamtbetrag von einhundertfünzigtausend Dollar in bar. Dann würde sie ihn in Frieden lassen.«
    »Hundertfünfzig … Vor Entsetzen blieb ihr das Wort im Hals stecken, sie zog es vor, sich an Fakten zu halten, die bewiesen werden konnten. »Sie schrieb einen Brief, sagten Sie?«
    »Ich habe ihn gelesen. Mein Vater hatte ihn bei sich, als er bei dem Autounfall ums Leben kam. Auf der Rückfahrt von Baltimore, nachdem er seine Konten geplündert hatte. Ich gehe davon aus, dass sie den größten Teil des Geldes bereits durchgebracht hat. Vor ein paar Monaten schrieb sie uns und verlangte wieder Geld.«
    Sybill wandte sich ab, eilte zur Balkontür, riss sie auf und rannte ins Freie. Sie dachte, sie würde ersticken, und rang nach Luft wie eine Ertrinkende. »Sie verlangen von mir zu glauben, dass Gloria das alles aus Geldgier getan hat?«
    »Sie haben ihr Geld für ihren Anwalt geschickt. Kennen Sie seinen Namen? Wieso hat er sich nicht mit unserem Anwalt in Verbindung gesetzt?«
    Sie kniff die Augen zusammen. Sich betrogen zu fühlen würde hier nicht weiterhelfen, ermahnte sie sich. »Sie gab mir eine ausweichende Antwort, als ich danach fragte. Offenbar hat sie keinen Anwalt, und ich zweifle daran, dass sie je die Absicht hatte, einen aufzusuchen.«
    »Sie sind zwar langsam«, der Sarkasmus war nicht zu überhören –, »aber allmählich scheinen Sie zu kapieren.«
    »Ich wollte ihr glauben. Wir hatten uns als Kinder nicht viel zu sagen, und das war schließlich genauso meine Schuld wie ihre. Ich wollte ihr helfen, und ich wollte Seth helfen. Ich dachte, das sei der richtige Weg.«
    »Sie hat Sie reingelegt.«
    »Ich fühlte mich verantwortlich. Meine Mutter ist in diesem Punkt unerbittlich. Sie ist wütend auf mich, weil ich mich um Seth kümmern wollte und hergefahren bin. Sie hat mit Gloria gebrochen, seit sie mit achtzehn von
zu Hause fortlief. Damals behauptete Gloria, von einem Lehrer unserer Schule sexuell genötigt worden zu sein. Es gab einen furchtbaren Streit zwischen ihr und meiner Mutter, und am nächsten Tag war Gloria verschwunden. Sie hatte Schmuck von meiner Mutter mitgenommen, die Münzsammlung meines Vaters und Bargeld. Ich habe fast fünf Jahre nichts von ihr gehört. Diese fünf Jahre waren eine Wohltat für mich. Sie hat mich gehasst«, fuhr Sybill leise fort, den Blick auf die fernen Lichter über dem Wasser gerichtet. »Solange ich denken kann. Ich konnte tun, was ich wollte, ob ich mich mit ihr herumstritt oder den Mund hielt und ihr ihren Willen ließ, sie hat mich gehasst. Es war leichter für mich, auf Distanz zu ihr zu gehen. Ich habe sie nicht gehasst, ich habe nur nichts für sie empfunden. Und wenn ich jetzt alles andere wegschiebe, ist es nicht anders. Ich bringe kein Gefühl für sie auf. Das muss ein Defekt sein«, murmelte sie.
    »Vielleicht ein genetischer Defekt.«
    Mit einem schwachen Lächeln drehte sie sich zu ihm um.
    »Vielleicht gibt das eines Tages eine interessante Studie.«
    »Sie hatten also keine Ahnung von ihrem Leben, stimmt’s?«
    »Nein. So viel zu meiner berühmten Beobachtungsgabe. Es tut mir Leid, Phillip. Ich schäme mich furchtbar für das, was ich getan und nicht getan habe. Ich schwöre, ich bin nicht gekommen, um Seth zu schaden. Und ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich alles versuchen werde, um zu helfen. Ich möchte morgen ins Jugendamt gehen und mit Anna und mit Ihrer Familie sprechen. Wenn Sie es erlauben, möchte ich Seth gerne sehen und ihm alles zu erklären versuchen.«
    »Er kommt morgen nicht mit in Annas Büro. Wir lassen Gloria nicht an ihn ran.«
    »Sie wird nicht da sein.«
    Seine Lider flatterten. »Wie bitte?«
    »Ich weiß nicht, wo sie ist.« Hilflos breitete sie die Hände aus. »Ich habe versprochen, sie mitzubringen. Sie müssen mir glauben.«
    »Sie haben sie einfach laufen lassen? Verflucht noch mal.«
    »Ich … es war nicht meine

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