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Hafenweihnacht

Hafenweihnacht

Titel: Hafenweihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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gemeint war.
    Robert Funk ging voraus. Die Siegel waren unversehrt. Er schnitt sie auf und so kamen sie auf dem bekannten Weg herein. Schielin hatte den Schlüsselbund für die Wohnung in der Linggstraße benötigt, die keinen so praktischen Hintereingang bot. Lydia Naber öffnete in jedem Raum die Jalousien und verschaffte sich einen eingehenden Überblick. »Was wissen wir über die Hütte?«, rief sie hinaus in den Gang. Und trat dann an die Fensterfront des Wohnzimmers und sah hinaus in den Garten und weiter, über die Hecke hinweg, bis zu den schneeglänzenden Gipfeln von Säntis und Altmann. Irgendwo darunter lag der See.
    Robert Funk kam und las von einem Notizzettel ab, was er inzwischen herausgefunden hatte. Heinrich Drohst hatte das Haus gebaut. Das Grundstück stammte aus dem Besitz der Familie der Mutter, Margarete Drohst, einer geborenen Schaack, deren Mutter wiederum hier mehrere Grundstücke gehabt hatte. Heinrich Drohst war vor einigen Jahren verstorben und seine Frau Margarete ein paar Jahre später. Seither stand das Haus leer.
    Sie ging nach oben und sah sich dort um. Ein Zimmer fesselte sie besonders. Eines der Kinderzimmer, von denen Robert Funk erzählt hatte. Sie strich mit den Händen über die Bettwäsche. Leinen. Es fühlte sich frisch an. Die Möblierung war spärlich – das Bett an der Wand, ein Regal mit ein paar Büchern, obenauf lag eine malträtierte Puppe mit abgescheuertem Stoff; ein Arm fehlte. Es gab noch einen schlichten Schrank, einen einfachen Schreibtisch und am nach Süden gerichteten Fenster stand ein graues Stoffsofa. Zwei Stellen in der Mitte der oberen Lehne zeigten Abnutzungsspuren, die Lydia Nabers Interesse erregten. Auch der Stoff der Lehne war ein wenig mehr benutzt als die Seiten, und die Sitzfläche ebenso. Ganz intuitiv versuchte sie nachzustellen, wie es zu dieser eigenwilligen Art der Abnutzung gekommen sein könnte. Nach einigem Probieren hatte sie es herausgefunden. Jemand, vermutlich der Bewohner des Zimmers, hatte nicht auf dem Sofa gelegen oder gesessen, vielmehr musste er in der Mitte der Sitzfläche gekniet haben, die Arme oder Ellbogen auf der Lehne und den Blick zum Fenster hinaus auf die Berge gerichtet. Von hieraus war sogar ein schmaler Streifen See zu erkennen. Der Puppe nach zu urteilen, war es Britta Drohst, die hier unzählige Stunden damit zugebracht haben musste, auf den See und in die Berge zu blicken.
    Sie ging wieder nach unten, wo Robert Funk wartete.
    »Recht nüchternes Haus«, kommentierte Lydia Naber.
    »So hat man halt damals gebaut. Zweckmäßig.«
    »Mhm. Oben steht ein Reißbrett. War das ein Architekt, dieser Heinrich Drohst?«
    »Nein. Er arbeitete als freier Konstrukteur, Maschinenbau, genauer gesagt Flugzeugtriebwerke. Er war Ingenieur.«
    »Ah, deshalb dieses Exakte, Sortierte und Übersichtliche«, sprach sie halblaut in Richtung Garten. »Die Zimmer oben, also die von den Kindern, wenn man das so noch sagen kann, die sind ja picobello. Die waren meiner Meinung nach bis vor einige Zeit bewohnt. Und hier schaut es schon anders aus als bei Drohst in der Linggstraße. Ich hatte schon Pizzakartons erwartet und Pappbecher. Kannst du dir vorstellen, dass dieser Jochen Drohst sowohl hier als auch dort gelebt hat? Ich nicht.«
    »Ach, vorstellen kann ich mir viel. Meine Zweitjüngste lebt in einer Studentenbude, die den Namen nicht verdient, so ordentlich ist das dort. Aber wehe, sie ist in den Semesterferien zu Hause … ein Drama … alles wird hingeschmissen, wo es einem gerade überflüssig ist und ständig die Fragerei: Wo ist das, wo ist dies. Zum Verrücktwerden.«
    Lydia lachte. »Weißt du, was beide Wohnungen gemeinsam haben?«, fragte sie und drehte sich nun um.
    Robert Funk zuckte mit den Schultern.
    »Es ist hier zwar sauber und ordentlich, aber in gleicher Weise unpersönlich und ungemütlich. Das macht mich innerlich ganz kalt. Komm, lass uns die Nachbarschaft befragen.«

    Gegenüber breitete sich ein großzügiges Grundstück aus, was allein an der großen Entfernung zu erkennen war, die das Haus von der Straße entfernt lag. Ein ausladendes Dach ließ ein besonders großzügiges Innere vermuten.

    Die Bewohner waren zu Hause und die Aktivitäten in der Nachbarschaft waren nicht unbemerkt geblieben. Im Erdgeschoss breitete sich ein weitflächiger Wohnraum aus, dessen Bereiche mittels breiter, türloser Durchgänge verbunden waren. Einzig die Küche war mit einer Schiebetür abtrennbar und im winkligen Raum davor lud

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