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Hafenweihnacht

Hafenweihnacht

Titel: Hafenweihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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Suche nach Streit war, der sich vom Leben, seiner Umwelt und Mitmenschen immer in den Nachteil gesetzt fühlte. Hier in der Nachbarschaft werden Sie niemanden finden, mit dem er nicht gestritten hätte, in vielen Fällen sogar mit Anwalt und Gericht. Dabei handelte es sich immer nur um unsinniges Zeug, es ging niemals um etwas wirklich Bedeutendes. Die klassischen Spießerstreitigkeiten eben: Baumwuchs, Heckenschnitt, Räumpflicht, Parken von Autos, vermeintliche nächtliche Ruhestörungen … und da hat er einen dann reingezogen, als hätte er im Leben nichts anderes zu tun.«
    Frau Savatzki meldete sich wieder. »Das mit der nächtlichen Ruhestörung, das waren wir …«
    »Nächtliche Ruhestörung?« Das konnte sich Robert Funk nun überhaupt nicht vorstellen bei diesen Savatzkis, dass sie es nächtens so richtig krachen ließen. Mit dem Wohltemperierten Klavier ging so was überhaupt nicht. Tschaikowsky hätte einiges zu bieten gehabt.
    »Ja, unsere Buben haben damals eben mit ihren Freunden gefeiert, im Garten. Ist ja nun schon über zwanzig Jahre her, mein Gott. Wie das eben so ist, es wurde gegrillt, Musik gespielt. Da hat er schon mal die Polizei geholt.«
    Robert Funk war dankbar für das Stichwort Buben. Das ermöglichte ihm den Schwenk zu Jochen Drohst. Er wunderte sich aber auch, in welcher Selbstverständlichkeit von den Kindern gesprochen wurde, die ja mittlerweile alle schon erwachsene Menschen waren. So, wie sie das Wort Buben ausgesprochen hatte, sah man eben Buben vor sich und keine Männer, die selbst schon Familie hatten. Es war, als wäre die Zeit für die Savatzkis stehen geblieben und die Jahrzehnte, in denen ihr großes Haus leer war, hätten keine wesentliche Bedeutung mehr für ihr Leben.
    Robert Funk fragte: »Ihre Kinder wohnen nicht mehr hier in Nonnenhorn?«
    »Ja. Der eine in Stuttgart, der andere in Liechtenstein und der Kleinste hat jetzt endlich in einer Sozietät in München angefangen.« Es klang so, als sei der Jüngste das Problemkind.
    »Ihre Buben, die waren sicher im gleichen Alter wie die Kinder der Drohsts, Jochen und Britta.«
    »Ja, die waren im gleichen Alter, genau, sogar in der gleichen Klasse, ja.«
    »Und da bestand auch kein Kontakt?«
    »Nein, das hat er doch nicht erlaubt, was denken Sie! Na, die Kinder haben einem schon leidgetan. Die durften doch nirgends hin, durften nirgends mitmachen, mussten immer sofort nach Hause kommen. Da muss man ja eigen werden, nicht wahr?«
    Herr Savatzki meldete sich wieder. »Er musste alles kontrollieren. Hat sich immer darauf berufen korrekt zu sein. Das war das häufigste Wort, das man von ihm hören konnte. Korrekt. Widerwärtig. So wenig Lebensfreude.«
    »Wissen Sie, was mit den Kindern jetzt ist?«, fragte Robert Funk.
    Beide schüttelten sofort und fast gleichzeitig den Kopf und Frau Savatzki antwortete schnell: »Den Jochen habe ich ab und an mal gesehen, nachdem die Mutter ja vor einigen Jahren gestorben ist. Und die Britta, die habe ich zuletzt auf der Beerdigung gesehen. Ich kann es selbst nicht bestätigen, aber ich habe gehört, dass sie doch öfter hier gewesen ist, also unten im Haus. Aber sie hat ja kein Auto, woran man das hätte erkennen können, wie das eben so ist. Da sieht man am Auto – ah, der sowieso, die sowieso ist wieder einmal auf Besuch zu Hause – so halt, verstehen Sie? Ein paar Mal habe ich ein Taxi kommen sehen, das unten vor dem Haus gehalten hat … aber ob sie das war? Dann dürfte sie das Haus nicht verlassen haben. Nun gut, ich denke, es ist nicht einfach, wenn man aus so einem Elternhaus kommt, aber die beiden Kinder, sie sind beide tüchtige Leute geworden, nicht dass Sie mich missverstehen. Der Jochen ist ja ein Mathematikgenie und die Britta hat doch so was mit Chemie studiert … ist sie nicht sogar Doktor?«

    Die letzte Frage hatte sie in Richtung ihres Mannes gesprochen, der mit einer lässigen Bewegung seines Oberkörpers und einer ablehnenden Bewegung des Kopfes signalisierte, dass ihn das Thema überhaupt nicht interessierte und er im Grund nichts damit zu schaffen haben wollte. Wieso hielten sich diese Polizisten nur mit solchen Fragen auf. Nur wegen eines Einbruchs in ein leer stehendes, verfallendes Haus?

    Als sie gegangen waren, die Polizisten, setzte er sich wieder in seinen Sessel, schlug die Zeitung auf und begann zu lesen. Seine Frau nahm die Position am Fenster wieder ein.
    »Geh doch endlich mal von diesem Fenster weg!«, schimpfte er nun, »man sieht dich doch, man

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