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Hafenweihnacht

Hafenweihnacht

Titel: Hafenweihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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ein großzügiger Tisch zum Sitzen und Essen ein. Dunkles Parkett deckte die große Wohnfläche, auf der die stolzen Perserteppiche in besonderer Weise zur Geltung kamen. In einem bequemen Ohrensessel, der vor der breiten Fensterfront postiert war, saß ein Mann und las Zeitung. Eine Tasse Tee dampfte auf einem schmächtigen und kunstvoll gearbeiteten Beistelltisch aus dunklem Holz. Die Vorhänge und Stores waren aufgezogen und gaben die breite Fensterfront frei.
    Am Rand, noch im Schutz der Stores, stand eine Frau und sah hinunter in Richtung des Sees und der Berge. »Es steht schon wieder ein Auto unten, gerade wie gestern auch, aber heute ist es ein anderes«, sagte sie, ohne einen Blick dem Mann zuzuwenden. Der brummte etwas Unverständliches und ließ sich von der Zeitungslektüre nicht ablenken.
    Er erschrak leicht, als sie sich erneut und aufgeregt meldete: »Da! Jetzt kommen sie heraus. Ein Mann und eine Frau … sie ist jünger. Das ist ja modern heutzutage.« Sie trat einen halben Schritt vor, um eine bessere Sicht zu erlangen.
    Er hob den Kopf und schickte einen strafenden Blick in ihren Rücken, unterließ es aber etwas zu sagen. Er wollte seine Ruhe und sie nervte ihn alleine schon dadurch, wie sie da lauernd am Fenster stand und beobachtete.
    »Du, die kommen die Straße hoch und schauen sich alles ganz genau an. Und gestern früh, auch wenn du es nicht glaubst, war da unten ein Polizeiauto gestanden. Da stimmt doch was überhaupt nicht, da muss doch was passiert sein.«
    Er murmelte: »Was soll da unten schon passieren. Lass das endlich und geh vom Fenster weg.«
    Ihre gespannten Blicke folgten den beiden Gestalten, bis sie an der Hausecke aus dem Blickfeld verschwanden. Kurz darauf klingelte es.
    Sie fasste sich erschrocken mit der rechten Hand an den Hals. »Was wollen die denn von uns?«
    Der Mann war ungehalten. »Ja, was fragst du das ausgerechnet mich. Öffne doch ganz einfach die Tür, sie werden es dann schon sagen. Und geh da endlich vom Fenster weg! Was soll es schon geben in diesem fürchterlichen Haus da unten. Und wenn es etwas gäbe, dann müsstest du es doch am allerbesten wissen. Du warst doch unten. Ich wollte das nie. Es war deine Idee. Nun geh schon! Was soll schon sein!«
    Er legte brüsk und geräuschvoll die Zeitung zusammen und stand mit heftiger Bewegung auf. Eine groß gewachsene, hagere Gestalt in Kordhose, Hemd und Weste. Der graue Haarkranz war exakt geschnitten und die Brille mit dem feinen Goldrand gab dem furchigen, braunen Gesicht etwas Vornehmes und Gebildetes. Wenn man ihn so sah, erkannte man sofort, dass er mehr als nur ein Lehrer sein musste, er strahlte eine professorale Strenge aus. Sorgfältig strich er die Sitzfalten aus der Hose und fuhr sich zur Kontrolle mit der Hand über den Schädel. Alles war in Ordnung. Ein beinahe unmerkliches Nicken mit dem Kopf gab der Frau das Zeichen, dass sie nun die Türe würde öffnen können.
    Sie trug ein so feines wie schlichtes Wollkostüm in dezentem, dunklem Grün. Eine lange Kette mit glänzenden Plastikperlen war der einzige Schmuck. Sie hatte glatte, graue Haare, die kaum bis zur Schulter reichten, und in ihrem schmalen Gesicht funkelten neugierige Augen, deren traurige Ränder verrieten, dass sie mehr Spannung, mehr Abwechslung und Ablenkung vertragen könnte, als es ihr geordnet eintöniges Leben in der gepflegten Umgebung bot. Trotzdem war sie aufgeregt und öffnete die Türe zunächst nur einen Spalt. Ihr Blick sollte überrascht und möglichst abweisend wirken.
    Robert Funk hatte den Dienstausweis schon in der Hand und stellte sich und seine Kollegin vor.
    Seine Erscheinung beeindruckte sie und die natürliche Autorität, mit der er sprach, diese Stimme, die keinen Zweifel in sich trug, ließ sie die Türe einfach öffnen und zur Seite treten.
    Man setzte sich an den Esstisch und das Ehepaar stellte sich als Herr und Frau Savatzki vor. Es war ihr unangenehm, die Polizisten im Haus zu haben. Diese Blonde war mit einer ihr fremden Selbstverständlichkeit in das Haus getreten. Der ältere Polizist, den sie dabeihatte, schaute zwar freundlich drein, doch fühlte sie eine nicht unerhebliche Distanz, die von ihm ausging. Distanz, das war das Wort. Wie konnte sie die beiden auf Distanz halten. Ein Zeitungsartikel, den ihr Mann gelesen und dessen Überschriften sie überflogen hatte, schien ihr geeignet. Sie eröffnete das Gespräch: »Wir, mein Mann und ich, hatten uns gerade darüber unterhalten, welche Einspielung des

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