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Hafenweihnacht

Hafenweihnacht

Titel: Hafenweihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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Wohltemperierten Klaviers wohl vorzuziehen sei – die von Glenn Gould, oder die von Svjatoslav Richter?«
    Die Miene ihres Mannes verdüsterte sich. Er hätte schnell zur Sache kommen wollen und jetzt fing seine Frau ein unpassendes Gerede an. Es war ihm peinlich. Was hatte Johann Sebastian Bach mit einem Besuch der Polizei zu schaffen.
    Robert Funks lächelte sie breit an, denn sie hatte ihn angesprochen. Zuerst stellte er fest: »Oh, ich habe gar keine Musik gehört?«
    Sie sah nach vorne zum Wohnzimmer, als müsste sie sich von seiner Feststellung durch einen Blick überzeugen.
    Er sprach weiter: »Eine nicht uninteressante Frage, durchaus. Und zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?«
    Damit hatte sie nun gar nicht gerechnet, dass von ihr eine Antwort erwartet werden könnte. Ihr Mann kam ihr nicht zu Hilfe und sah unbeteiligt auf die Wand.
    »Ah, nun ja, es ist so eine Sache …«
    »In der Tat …«, hakte Robert Funk ein, »Richter ist mir zu dramatisch. Ich selbst bevorzuge die alten Aufnahmen von Edwin Fischer. Unglaublich, wie gut die rein technisch sind, trotz des Alters, nicht wahr?«
    Er ließ sie nicht lange in der peinlichen Pause hängen und meinte generös, wie wenig Zeit leider bestünde über die angenehmen Dinge des Lebens zu plaudern und senkte seine Stimme, als er von dem Einbruch im Nachbarhaus berichtete.

    Lydia Naber hatte nach ihrem Eintreten einige ausladende Schritte durch den Wohnraum getan, sich ungeniert umgesehen und die Ausguckposition am Fenster als solche erkannt. Sie nahm nun verwundert zur Kenntnis, dass die Mitteilung vom Einbruch im Nachbarhaus keinerlei Überraschung bei den Savatzkis auslöste. In solch einem Wohngebiet gehörten Einbrüche nicht zu den häufiger wiederkehrenden Ereignissen. Gerade hier im behüteten Nonnenhorn und dann in direkter Nähe zum eigenen Wohnhaus ein Einbruch – also da hätte Frau Savatzki auffälliger reagieren müssen. Sie behielt ihr lauerndes Lächeln bei. Frau Savatzki saß starr am Tisch und nahm die Information entgegen, nicht anders wie eine Mitteilung über das Wetter. Robert Funk hatte sogar eine kurze Pause gelassen, um den beiden Gelegenheit zu geben, etwas zu sagen, sich erschrocken anzusehen, ihre Besorgnis zu äußern – etwas dergleichen eben, so wie sie es von anderen, vergleichbaren Situationen gewohnt waren.
    Als dies ausblieb, fragte er, ob sie schon von dem Einbruch erfahren hätten und ob sie unten am Nachbarhaus etwas Verdächtiges bemerkt hätten
    Beide blieben seltsam einsilbig und verneinten. »Nein«, sagte sie knapp.
    Robert Funk wurde konkreter: »Wir können nicht erkennen, dass etwas fortgenommen worden wäre und das Haus steht ja schon seit Langem leer. Kannten Sie denn die Familie?«
    Herr Savatzki schnaufte lauter als es angemessen gewesen wäre, und meinte in einer eher ablehnenden Weise: »Na ja, was heißt kennen … und außerdem, das Haus stand ja leer, schon einige Jahre, und verfiel und verkam.«
    »Mhm, sicher, aber so als direkte Nachbarn …?«
    Frau Savatzki erklärte in entschuldigender Tonlage: »Unser Kontakt war nicht so besonders miteinander.«
    »Es gab also Probleme?«, unterstützte Funk.
    Herr Savatzki sah zur Decke, um Lydia Nabers unangenehmen Blicken auszuweichen, und antwortete, obwohl er nicht gefragt war: »Eine Familie Drohst lebte da unten. Ein Ehepaar mit zwei Kindern. Die beiden sind inzwischen schon erwachsene Leute und leben nicht mehr hier. Die Eltern sind vor einigen Jahren gestorben und seither steht das Haus leer. Soweit ich weiß, waren der Sohn oder die Tochter ganz selten mal hier. Aber mit dem Mann, also dem alten Drohst, war das schwierig … ein widerwärtiger Mensch.«
    »Sie meinen den alten Drohst, der bereits gestorben ist?«
    »Ja, den. Die Kinder, vor allem der Sohn … sind auch seltsame Menschen irgendwie.«
    »Also bitte«, schritt Frau Savatzki mit leiser Stimme ein, und sah ihren Mann strafend an, »man spricht nicht so über Tote.«
    »Er ist lange genug tot, um so etwas nun auch aussprechen zu können. Er hat nicht nur seine Familie drangsaliert, sondern die komplette Nachbarschaft. Gehen Sie mal rum und fragen Sie. Keiner wird Ihnen etwas anderes sagen.«
    »Wie kann man das verstehen … drangsalieren?«, fragte Robert Funk schnell nach, um ein Verwässern durch Frau Savatzki zu verhindern, welcher die Gesprächswendung sichtlich Unbehagen bereitete.
    »Das kann man weder beschreiben und noch schlechter verstehen. Er war ein Mensch, der immer auf der

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