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Hahn im Korb.

Hahn im Korb.

Titel: Hahn im Korb. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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bauen lassen, weil das Eis immer zerflossen ankam. Das ja, das war ein Mann!«
      »Tja!« meinte der junge Mann und pflichtete ihm mit einem bedauernden Seufzen bei. »Aber um auf das zurückzukommen, was in der Zeitung steht …«
      »Corbo ist ein schlauer Fuchs, vergiß das nicht. Corbo ist ein echter Sbirre, der sagt eine Sache und denkt in Wirklichkeit eine ganz andere. Wenn er behauptet, Gaetanos Tod sei eine Angelegenheit unter Schäfern, dann kannst du Gift darauf nehmen, daß er sich um die genausoviel schert wie um die Krippenschäfer aus Ton.«
    »Was sollen wir tun?«
    »Was meinst du?«
    »Was weiß ich, gehen wir zu Corbo, schicken wir jemanden zu ihm, der etwas vor ihm ausplaudert, suchen wir einen, der tatsächlich Ärger mit Gaetano gehabt hat …«
      »Corbo hinterläßt keine Spuren bei seiner Arbeit. Wenn du zu ihm gehst oder jemanden schickst, um etwas auszuplaudern, dann werdet ihr, du oder der andere, nicht mal Zeit haben, A zu sagen, und: ruck, zuck! hockt ihr schon im Ucciardone hinter Gittern und leistet Ignazio Martinez Gesellschaft. Und wenn wir ihm einen auf den Hals hetzen, der mit Gaetano Krach gehabt hat, glaubst du, daß er zu dir einfach nur vielen Dank und nichts weiter sagt? Er wird wissen wollen, wer daraus seinen Nutzen zieht. Und wenn er dahinterkommt, was erzählst du ihm dann? Daß dir sein Gesicht gefällt und du ihm helfen willst, Leutnant zu werden?«
    »Und aus dem Grund sollen wir jetzt auf der faulen Haut
    liegen, während Corbo auf unseren Untergang hinarbeitet?«
      »Eh! Mach mal halblang! Bevor wir soweit sind und sagen müssen: Nimm die Beine in die Hand, der Himmel öffnet seine Schleusen, muß tatsächlich erst einmal Regen fallen, und zwar mindestens eine Sintflut. Das ist nicht die Schwierigkeit, mein Sohn. Die Schwierigkeit heißt Vito.«
      »Aber wenn Vito doch schon mit Corbo gesprochen hat?«
      »Ich habe es euch bereits gesagt und wiederhole es noch einmal: Vito hat nicht mit Corbo gesprochen. Zumindest nicht über das, was wir wissen. Wenn er ihm auch nur eine einzige Silbe verraten hätte, dann wären wir jetzt nicht hier und würden auf das Eintreffen dieser verdammten Eisportionen warten.«
      »Aber warum entschließt sich Vito nicht endlich zu tun, was er zu tun hat?«
    »Weil die Sache erst reifen muß: Gut Ding braucht Weile. Das hier ist eine große Sache, das muß ich dir ja nicht sagen, und da ist Vorsicht geboten. Der große Mann, unser Duce, hielt einmal eine Rede, in der er den anderen beibrachte, wie man einen störrischen Esel zum Laufen bringt: mit dem Stock und der Karotte. Mit Vito muß man es genauso machen, nur braucht man ihn weder zu prügeln noch etwas zu essen zu geben. Die Stockhiebe versprichst du ihm, und die Karotte zeigst du ihm. Und dann wird der störrische Esel, das garantiere ich dir, sich nicht nur in Bewegung setzen, sondern sogar im Trab laufen.«
      »Gehen wir hinein«, sagte der junge Mann leicht nervös, »vor lauter Trommelkrach verstehe ich Sie überhaupt nicht mehr.«
      »Nein«, sagte Don Pietro, »wirf ihnen tausend Lire hin und sag ihnen, sie sollen ein Weilchen unterm Balkon spielen. Ich liebe Trommelwirbel.«

    Es würde mich nicht wundern, wenn Pasquale recht hat und Peppi monacu sich als gehörnter Ehemann aufführt, sagte Vito zu sich selbst.
    Es war dunkel geworden. Lange hatte es gedauert, bis das Licht völlig verschwunden war. Den Sonnenuntergang konnte er vom Hang des Mergelhügels aus beobachten, auf den er nach dem Besuch bei Santalucia geklettert war. Dachte er noch einmal in Ruhe nach, waren die Dinge auf eine ganz bestimmte Weise abgelaufen. Am Abend zuvor – daran erinnerte er sich ganz deutlich – hatte Scimeni ihn, als er das Kino verließ, begrüßt und war dann seiner Wege gegangen. Es war ein bloßer Zufall gewesen, daß er dem Doktor kurz darauf erneut begegnet war, nur daß Scimeni ihn dann zu sich gerufen und gesagt hatte, er wolle ihn sprechen. Wenn es sich um eine ausgeklügelte Sache handelte und Zuckerbrot und Peitsche bereitlagen, hatte der Doktor viel zuviel dem Zufall überlassen. Und im übrigen, sah man sich die Sache einmal genauer an, klang doch an Scimenis Worten eigentlich nichts falsch. Es stimmte, da gab es einen Ton, der ihm merkwürdig vorgekommen war. Aber hatte der Arzt nicht gesagt, er habe sich schon den ganzen Tag über schlecht gefühlt? Vielleicht war er einfach nur mieser Laune gewesen.
    Das Kaufangebot hatte er ihm in aller Form

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