Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
Vom Netzwerk:
wenig vorschnell war.« Er holte eine
Photographie. »Ich habe die Originalspur unter Glas gesichert, den Abdruck
photographiert und vergrößert.« Richard betrachtete das Photo.
    »Der
Lage nach handelt es sich vermutlich um einen Finger der rechten Hand«, sagte
Dr. Popp. Er deutete auf die Ränder, an denen die Papillarlinien abbrachen.
»Die Form ließ mich zunächst an einen sehr schmalen Finger denken, aber die
Vergrößerung zeigt eindeutig einen Teilabdruck. Er weist jedoch genügend
Merkmale auf, um eine Identifikation durchführen zu können, sobald wir die
passende Vergleichsspur haben.« Er nahm ein Blatt mit Fingerabdrücken aus einer
Schublade und
    hielt
es neben die Photographie. »Die Braut von Groß kann ich jedenfalls als
Verursacherin ausschließen.«
    »Die
sehen aber alle sehr ähnlich aus«, sagte Paul Heusohn.
    »Nur
auf den ersten Blick.« Dr. Popp zeigte auf die Photographie. »Was Ihnen wie
ein Wirrwarr von ungeordneten Strichen erscheint, entpuppt sich beim näheren
Hinsehen als Muster konzentrisch gelagerter Schlingen, oder einfacher
ausgedrückt: Es sieht aus wie eine Sammlung von Lassos, mit denen man wilde
Pferde einfängt. Und nun schauen Sie sich das Blatt von Fräulein Koobs an.«
    »Die
Abdrücke gleichen einem Schneckenhaus«, stellte Paul Heusohn fest.
    »Oder
einem Wirbel, wie er auf der Oberfläche eines Tümpels entsteht, wenn Sie einen
Stein hineinwerfen«, ergänzte Dr. Popp. »Man nennt es Wirbel- oder W-Muster und
die Lassos entsprechend L-Muster. Da schon dieses einfache Unterscheidungsmerkmal
nicht übereinstimmt, kann ich sofort sagen, daß der Abdruck auf Lichtensteins
Hemdkragen nicht von Groß' Braut stammt.«
    »Was
die Frau betrifft, bleibt immer noch der Schuhabdruck im Kontor«, wandte
Richard ein. »Haben Sie die Kleidung von Hopf und Groß schon untersuchen können?«
    »Damit
habe ich die andere Hälfte der Nacht zugebracht.« Dr. Popp bat Richard und Paul
Heusohn in einen Nebenraum. Auf einem Tisch lagen die Hose von Bruno Groß und
Karl Hopfs Reitjackett. Dr. Popp deutete auf mehrere mit Nadeln versehene
Stellen. »An den Markierungen befinden sich unzweifelhaft Blutanhaftungen, die
von einem Menschen stammen.«
    »Hopf
sagte, es könnte Hammelblut sein«, sagte Richard.
    »Ausgeschlossen.«
    »Oder
Affenblut.«
    »Wie
bitte?«
    »Angeblich
sei er im Frankfurter Zoo etwas unvorsichtig gewesen. Ich halte diese Bemerkung
für einen Scherz.«
    »Ein
Scherz? Das ist die beste Ausrede, die jemandem überhaupt einfallen kann!«
    »Warum?
Ich dachte, das Uhlenhuthsche Testverfahren sei über jeden Zweifel erhaben?«
    »Mit
Ausnahme von Affenblut.« Dr. Popp bemerkte Paul Heusohns ratlose Miene. »Wenn
Sie nicht verstehen, von was wir reden, fragen Sie.«
    »Ich
habe gelesen, daß man Blut nachweisen kann, selbst wenn es schon alt und
eingetrocknet ist. Das ist so ziemlich alles, was ich weiß.«
    »Da
wissen Sie erheblich mehr als viele Ihrer langgedienten Kollegen, denen ich in
schöner Regelmäßigkeit erklären muß, daß Blut nicht immer rot aussieht.«
    Richard
grinste. »Was vor allem daran liegt, daß Sie auf diesen Punkt erst nach einem
halbstündigen wissenschaftlichen Vortrag zu sprechen kommen.«
    »Wenn
Sie mir Ihre Tathypothesen erläutern, sind Sie auch nicht gerade wortarm,
Kommissar.«
    »Im
Gegensatz zu Ihnen bevorzuge ich aber allgemeinverständliche Sätze.«
    »Ah
ja... Ich erinnere mich.« Dr. Popp kramte in einer Kiste und förderte einen
zerknitterten Zettel zutage. »>Zubehör sind bewegliche Sachen, die, ohne
Bestandteile der Hauptsache zu sein, dem wirtschaftlichen Zwecke der Hauptsache
zu dienen bestimmt sind und zu ihr in einem dieser Bestimmung entsprechenden
räumlichen Verhältnis stehen.«« Er sah Paul Heusohn an. »Ich war so
unvorsichtig, Herrn Biddling zu fragen, ob rechtlich etwas dagegen spricht,
wenn ich die Winterfenster aus meinem Gartenhaus beim Auszug mitnehme.«
    Richard
zuckte die Schultern. »Ich habe das Bürgerliche Gesetzbuch nicht geschrieben.
Im übrigen waren wir beim Uhlenhuthschen Serumtest.«
    »Beim
Blutnachweis.« Dr. Popp winkte Paul Heusohn zu einem Gerät, das aus einem Glasprisma
und drei horizontal ausgerichteten Röhren bestand. »Es gibt mehrere
Möglichkeiten, in einer Spur Blut festzustellen. Mit Kochsalz und Eisessig
versetzt und zum Kochen gebracht, bildet ein Teil des roten Blutfarbstoffs,   das   sogenannte   Hämin,   unverwechselbare   Kristalle.
    Weist
also eine behandelte Spur

Weitere Kostenlose Bücher