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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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Täter zu halten, und es ist in
höchstem Grade ungerecht, ihn durch angebliche Enthüllungen aus seinem
Lebenslauf und durch Wiedergabe von leichtfertigen Äußerungen seiner Bekannten
ohne weiteres zum Mörder zu stempeln. Es ist sehr leicht möglich, daß er in
keiner Weise an der Mordtat teilgenommen hat. Aber der Mann, der allein durch
die Verhaftung arg geschädigt wird, ist durch die Veröffentlichung seiner Biographie
mit Kolportage-Zutaten wirtschaftlich geradezu ruiniert. Wer wird dem
angeblichen Desperado, dem man einen Mord zutraute, wieder Arbeit geben wollen?
    Groß
soll sich schon vor einiger Zeit unter falschem Namen einlogiert haben. Daraus
kann man ihm aber für den Fall Lichtenstein keinen Strick drehen, in seinen
Kreisen kommt es häufig vor, daß einer für Tage oder Wochen unsichtbar wird
und dann plötzlich wieder auftaucht.
     
    S obald Richard in seinem Büro war, nahm er sich die Akte Pokorny
& Wittekind vor, aber er hatte kaum die erste Seite gelesen, als er zu
Polizeirat Franck gerufen wurde. Auf seinem Schreibtisch lagen Richards
Festnahmebericht und das Erste Morgenblatt der Frankfurter Zeitung.
    »Meine
Anerkennung zu Ihrem Ermittlungserfolg, Biddling! Es wird sicher nicht zu Ihrem
Nachteil sein, wenn ich Polizei- P räsident Scherenberg zum
Amtsantritt die Aufklärung eines Mordfalls präsentieren kann.«
    »Groß bestreitet
jede Beteiligung an dem Mord. Die Ermittlungen können keinesfalls als
abgeschlossen gelten, Herr Polizeirat.«
    Auf
Francks Stirn kerbte sich eine Falte ein. »Soll das heißen, es besteht die
Möglichkeit, daß der Richter ihn laufen läßt?« Er zeigte auf die Zeitung. »Es
gäbe ein unschönes Bild ab.«
    »Die
Vorführung ist für elf Uhr terminiert. Ich werde Sie über das Ergebnis
informieren«, sagte Richard und ging.
    Um acht
kamen Beck, Schmitt und die beiden Schutzleute zur Besprechung in Richards
Büro. Paul Heusohn fehlte. Niemand wußte, wo er war. Richard berichtete über
seine Ermittlungen in Niederhöchstadt, Anna Fricks Suizidversuch und die Festnahme
von Groß. »Gleichgültig, ob er in Haft geht oder nicht, wir müssen so schnell
wie möglich gerichtsfeste Beweise beibringen.«
    »Ich
halte es für sinnvoll, in der Nähe des Tatorts und in den Gassen rund um das
Seilergeschäft nach Zeugen zu suchen«, sagte Kommissar Beck.
    »Das
wurde doch schon ausführlichst gemacht«, entgegnete der ältere der beiden
Schutzleute.
    »Es ist
ja wohl ein Unterschied, ob ich den Leuten eine vage Personenbeschreibung gebe
oder ihnen eine Photographie vorlege.« Beck nahm einen Umschlag aus seiner
Westentasche. »Ich habe veranlaßt, daß Groß photographiert wurde und Abzüge
anfertigen lassen. Der Rest des Programms läuft heute morgen ab.«
    »Welches
Programm?« fragte Schmitt.
    »Die
erkennungsdienstliche Vermessung und das Portrait parle«, sagte Richard.
    »Groß
ist in Lichtensteins Geschäft ein- und ausgegangen«, sagte der jüngere
Schutzmann. »Was nützt es uns, wenn ihn jemand auf der Straße gesehen hat?«
    »Als
Klaviertransporteur war er nur bis Mitte Januar tätig, und

danach
will er Lichtenstein erst wieder am Montag und Dienstag vergangener Woche aufgesucht
haben«, antwortete Richard. »Unter Umständen finden sich Zeugen, die das bestätigen
oder widerlegen können.« Er sah Beck an. »Wir sollten eine telegraphische
Erkenntnisanfrage an alle deutschen Städte richten. Womöglich ist Groß nicht
nur in Werdau polizeilich aufgefallen.«
    Beck
lächelte. »Schon erledigt.«
    »Glauben
Sie, daß dieser Karl Hopf der zweite Mann gewesen sein könnte?« fragte
Schmitt.
    Richard
zuckte die Schultern. »Angeblich kennt er Groß nicht, und Groß bestreitet, Hopf
zu kennen. Ich möchte nicht verschweigen, daß mich Hopfs Verhalten irritiert.
Er versuchte, mich über eine Todesermittlung auszufragen.«
    »Welche?«
wollte Beck wissen.
    »Fritz
Wennecke bei Pokorny & Wittekind am achtzehnten Januar.«
    »Ich
dachte, das sei als Arbeitsunfall festgestellt und die polizeiliche Akte
längst geschlossen worden?«
    »Es
gibt noch die eine oder andere offene Frage«, sagte Richard. »Aber wenn nicht
einmal Sie das wissen - woher weiß es Hopf?«
    »Besteht
gegen Anna Frick ein konkreter Verdacht?« fragte der ältere Schutzmann.
    »Bis
jetzt nicht«, sagte Richard. »Sobald sie aus dem Krankenhaus kommt, werde ich
sie daktyloskopieren und Dr. Popp beauftragen, einen Vergleich mit der
sichergestellten Fingerspur vorzunehmen.«
    »Der
Revierleiter sagt, daß

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