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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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gelesen?«
    »Nein.
Warum?«
    »Es
werden erhebliche Zweifel an Groß' Schuld geäußert.«
    »So.
Und was glauben Sie?«
    Heiner
Braun grinste. »Sie sollten mich erst einmal über den Stand Ihrer Ermittlungen
in Kenntnis setzen, bevor Sie ein qualifiziertes Urteil von mir verlangen.«
    »Also
bitte!« sagte Helena. »Hat diese blutrünstige Geschichte nicht Zeit bis nach
dem Essen?«
    »Wenn
ich mir Ihren Ehegatten so betrachte, behaupte ich mal: nein«, sagte Richard.
    »Was
soll ich übers Wetter reden, wenn's draußen dunkel ist«, grummelte Heiner und
nahm eine Scheibe Brot aus dem Korb.
    Nachdem
sie die Eierkuchen gegessen und einen Kaffee getrunken hatten, zog Helena sich
zurück. Heiner holte einen Krug Apfelwein und Gläser.
    »Jedesmal,
wenn ich das Zeug sehe, denke ich daran, wie Sie mich damals in diese
schreckliche Sachsenhäuser Schenke geschleppt haben«, sagte Richard.
    Heiner
lächelte. »Soweit ich mich erinnere, war unser kleiner Ausflug recht amüsant.«
    »Ich
war heillos betrunken.«
    »Eben
drum«, sagte Heiner und schenkte aus.
    Als
Laura nach Hause kam, hörte sie Kommissar Biddling und Heiner Braun bis in den
Flur debattieren.
    »... und
dann hat der gute Doktor versucht, mir diese Homö-dingsda zu erklären, aber ich
bin überzeugt, daß Hopf...«
    »Homöopathie«,
verbesserte Heiner Braun.
    »Ach?
Haben Sie in Meyers Lexikon geblättert?«
    »Bloß
ein bißchen Stoltze gelesen, Herr Kommissar. Wenn Sie wollen, zeige ich Ihnen
gern
    »Verschonen
Sie mich um Gottes willen mit irgendwelchen Literaturzitaten!«
    »Friedrich
Stoltze hat manche nützliche kleine Weisheit gesagt.«
    »Ja,
ja, und Goethe manche unnütze große.«
    »Einen schönen
guten Abend«, sagte Laura.
    »Guten
Abend, Fräulein Rothe«, begrüßte sie Heiner. »Sie haben heute aber lange
Dienst gehabt.«
    »Ganz
im Gegenteil. Wir... Ich habe früher Schluß gemacht und mir ein bißchen die
Stadt angeschaut: Neue Börse, Dom und Paulskirche, das Haus Rothschild und
Goethes Geburtshaus im Großen Hirschgraben.«
    Heiner
grinste. »Goethe paßt gut. Fräulein Zilly hat Kommissar Biddling mit allerhand
literarischen Klugheiten überhäuft.«
    »Hätte
sie mal lieber auf meine Fragen geantwortet!«
    Laura
sah Richard an. »Halten Sie Zilly denn wirklich für verdächtig?«
    Er
zuckte mit den Schultern. Was sollte er auch sagen? Daß sein Verdacht nicht
viel mehr war als ein Gefühl, das sich auf Mutmaßungen, vorausgesetzten
Zufällen und Wahrscheinlichkeiten gründete, deren Häufigkeit sich jenseits
jeder normalen Lebenserfahrung bewegte? Daß ihn andererseits mehr als dreißig
Dienstjahre gelehrt hatten, daß es zwischen Himmel und Erde nichts gab, das es
nicht gab? Aber Phantasie und Realität verknüpften sich erst durch den Beweis.
Und der fehlte. Er sah auf die Uhr und leerte sein Glas. Vielleicht war er ja
gefunden, und er wußte es nur nicht?
    »Sie
wollen doch nicht etwa gehen?« fragte Heiner Braun.
    »Ich
habe einen dringenden Termin mit Dr. Popp.«
    »Und
was hoffen Sie zu erfahren?« fragte Laura.
    »Ein
Fünkchen Wahrheit.« Richard gab ihr die Hand. »Ich wünsche Ihnen noch einen
angenehmen Abend.«
    Heiner
begleitete ihn zur Tür. »Ich halte die Verbindung Zilly und Eduard Könitz für
reichlich gewagt, Herr Kommissar. Sie werden für alles einen passenden Spruch
finden, wenn Sie lange genug danach suchen. Und Französisch spricht jede Dame,
die halbwegs auf sich hält.«
    Richard
setzte seinen Hut auf. »Was wollen Sie mir damit sagen, Braun?«
    »Daß
Sie aufhören sollten, in jedem Bettlaken gleich ein Gespenst zu sehen.«
    »Jetzt
weiß ich, was ich seit Freitag bestimmt nicht vermißt habe«, sagte Richard mit
einem Lächeln und ging.
    Zwanzig
Minuten später klingelte er an Dr. Popps Labor. Drei weitere Minuten später wußte
er, daß der Fingerabdruck auf Lichtensteins Hemd weder von Anna Frick noch von
Zilly stammte. Was selbstverständlich nicht ausschloß, daß sie etwas mit dem
Mord zu tun hatten.
    Auf dem
Heimweg versuchte Richard, seine Gedanken zu ordnen. Daß Herr Groß
freiwillig gekommen ist, spricht doch für ihn, oder? Nennen Sie mir einen
Grund, warum ich einen guten Geschäftsfreund erschlagen sollte! Das war Zufall,
Richard... Signora Runa. Eine magische Laterne, eine geheimnisvolle Frau. Die
berühmte Kurtisane von Venedig, die Doktor Faust den magischen Ring stiehlt,
war uns beste Inspiration! Abrupt blieb er stehen. Uns? Warum hatte Zilly uns gesagt? Fügt sich das nicht wundervoll in

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