Hahn, Nikola
Kaufmann äußerst
unpassend fände. »Ich bin dienstlich hier«, sagte er und überlegte, ob er
taktieren oder mit offenen Karten spielen sollte. Er entschied sich für
letzteres.
Davids
Gesicht war blaß, als er geendet hatte. »Ich werde das Geld selbstverständlich
zurückzahlen.«
»Darum
geht es nicht.«
»Sondern?«
Richard
räusperte sich. »Es wäre hilfreich, wenn du dich daran erinnern könntest, was
du am vergangenen Freitag um die Mittagszeit gemacht hast.«
»Soll
ich daraus den Schluß ziehen, daß du mich für fähig
hältst,
Hermann Lichtenstein umgebracht zu haben - eines einfachen Schuldvertrags
wegen?«
»Ich
bin verpflichtet, allen Spuren und Hinweisen nachzugehen. Was ich persönlich
denke, ist zweitrangig.«
»Ich
war in der Stadt unterwegs.«
»Gibt
es dafür Zeugen?«
»Nein.«
»Wofür
hast du das Geld gebraucht?«
Davids
Lachen klang bemüht. »Du bist ganz schön neugierig, lieber Schwager.«
»Bitte
beantworte meine Frage.«
David stand
auf und ging zum Fenster. »Ich möchte nicht, daß Vater oder Victoria etwas
davon erfahren.«
Richard
versprach es. David strich über sein pomadisiertes Haar. »Wo wird man schnell
viel Geld los? Am Spieltisch und im Bordell.«
»Bordell?«
wiederholte Richard interessiert. »Bist du zufällig Kunde bei Fräulein Zilly in
der Laterna Magica?«
»Nein.«
»Was
nein? Zilly oder die Laterna?«
»Zilly.
Ich bevorzuge... Spezielleres.«
»Wie
darf ich das verstehen?«
»Ich weiß
nicht, wieviel du von ihr gesehen hast, aber mir erscheint sie schon ein wenig
welk.« Er lächelte. »Du bist anderer Meinung?«
Richard
verzichtete, ihn darauf hinzuweisen, daß Victoria im gleichen Alter war wie
Zilly. Nie war es ihm deutlicher geworden, wie fremd David ihm war. »Ich bitte
dich, morgen vormittag um neun Uhr ins Präsidium zu kommen, damit deine Aussage
protokolliert werden kann.«
»Das
ist alles, Herr Kommissar?« spöttelte David, aber seine Miene verriet, daß ihm
nicht zum Scherzen zumute war.
Bevor
Richard etwas erwidern konnte, kam ein junger Mann herein. »Die gewünschten
Briefe, Herr Könitz.«
David
überflog den ersten. »Da sind ja immer noch Fehler drin!«
Der
Mann zuckte mit den Schultern. »Ich habe Fräulein Siebenich angewiesen, daß
sie sich strikt an Ihre Vorlage halten soll.«
»Dann
weisen Sie das Fräulein jetzt an, daß sie ab morgen im Warenlager arbeiten
wird!« David sah Richard an. »Eine gute Bürokraft zu finden, gleicht der Suche
nach einer Stecknadel im Heuhaufen.«
»Wenn
dich ein bißchen Tratsch nicht stört, könnte ich dir vielleicht aus der
Bredouille helfen«, erwiderte Richard.
Heiner
Braun grinste, als er die Tür öffnete. »Ich hoffe, Sie bringen ein paar
Nachrichten mit, die nicht in der Zeitung stehen.«
»Zumindest
eine gute«, entgegnete Richard und folgte ihm in die Küche. Helena stand am
Herd und rührte in einem Topf. Es roch nach Butterschmalz, Zimt und Wein.
»Guten
Abend«, sagte Richard. »Ich glaube, ich komme ungelegen?«
Helena
lachte, holte einen dritten Teller und stellte ihn auf den Tisch. »Ich würde
sagen: Genau zur rechten Zeit.«
Heiner
setzte sich. »Wie lautet die gute Nachricht?«
»Ist
Fräulein Frick da?«
»Nein.
Der Vormund ihres Kindes hat sie zu einem Gespräch gebeten.«
Richard
legte eine Visitenkarte auf den Tisch. »Im Warenhaus Könitz wird eine Bürohilfe
gesucht. Sie kann sich morgen früh um halb acht bei David Könitz vorstellen.«
Helena
schüttete den Inhalt des Topfes in eine Schüssel. »Das wird sie freuen.«
Richard
sah Heiner an. »Warum haben Sie mir nicht gesagt, daß Paul Heusohns Stiefvater
mit Fritz Wennecke befreundet war? Und daß Oberwachtmeister Heynel an derselben
Dampfmaschine gearbeitet hat wie Wennecke?«
»Der
alte Heusohn ist tot, und von Martin Heynel weiß ich
zwar, daß
er früher mal bei Pokorny beschäftigt war, aber weder mit was, noch mit wem.
Spielt denn das eine Rolle?«
Richard
zuckte die Schultern. Helena gab eine ordentliche Portion Eierkuchen und
Weinsoße auf seinen Teller. »Sie sehen aus, als könnten Sie's gebrauchen, Herr
Kommissar«, beharrte sie, als er Einwände erhob.
»Und
was gibt es sonst Neues?« fragte Heiner.
»Wir
haben einen Mörder eingesperrt, der keine Lust hat, zu gestehen.«
»Sie
sind überzeugt, daß Groß der richtige Mann ist?«
Richard
nickte. »Was uns noch fehlt, ist ein schlüssiger Beweis. Und der oder die
Mittäter.«
»Haben
Sie schon die Abendzeitungen
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