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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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und Buchstaben an, mit welcher
Anstrengung sie zu Papier gebracht worden waren. Man wont 18 Unnermaa Kei.
    Richard
wurde blaß. »Der Mörder wohnt im Untermainkai 18?«
    »Ob mit Mann der Mörder gemeint ist, sei dahingestellt. Ich schlage vor, wir
trinken einen Kaffee und überlegen in Ruhe, was zu tun ist.«
    »Als
wenn ein Kaffee mir helfen könnte.«
    Heiner
stellte Victorias Tassen auf den Tisch. »Ich gehe sicher recht in der Annahme,
daß in Ihrem Haushalt außer Ihnen, Ihrem Schwiegervater und dem Bruder Ihrer
Frau auch männliche Bedienstete leben?«
    Richard
nickte. »Der Kutscher, der Gärtner und zwei Stallburschen.«
    »Wenn
dieser Mann, wer immer damit gemeint ist, tatsächlich in Ihrem Haus wohnt und
nicht nur zufällig hineingegangen ist, was man ja nicht ausschließen kann,
haben wir also sechs zur Auswahl.«
    »Sieben«,
sagte Richard sarkastisch.
    Heiner
lächelte. »Sie gestatten, daß ich Sie erst einmal nicht dazurechne.« Er goß
Richard Kaffee ein. »Fritz Wennecke ist einem Anschlag zum Opfer gefallen. Ein
Mann, der irgend etwas darüber weiß, wohnt in Ihrem Haus. Das ist alles, was
der oder die Unbekannte berichtet, und mehr sollten wir nicht
hineingeheimnissen. Sicher ist, daß unser Mitteiler des Schreibens nicht sehr
kundig ist und Frankfurter Mundart spricht.«
    »Aber
warum meldet sich diese Person erst jetzt?« fragte Richard. »Wir führen die
Ermittlungen seit Januar!«
    »Wir
hatten darüber gesprochen, daß ich mich ein bißchen umhören wollte. Das habe
ich heute getan. Offenbar habe ich jemanden aufgeweckt, und dieser Jemand will
mir sagen, daß ich weitermachen soll.«
    »Ich hoffe,
Sie haben nicht die halbe Altstadt befragt, Braun.«
    Heiner
zuckte die Schultern. »Zuerst war ich bei der Schwester von Oberwachtmeister
Heynel. Es stimmt, was Paul sagt: Lotte wußte nichts von einem Streit zwischen
ihm und Fritz Wennecke. Sie sagte, sie habe mit Wennecke keinen Umgang
gepflegt, aber so ganz glaube ich ihr das nicht. Sie war nervös wie eine Wespe
vorm Stich.«
    »Konnte
sie sagen, ob Heynel nach seinem Wechsel zur Polizei noch regelmäßig Kontakt
zu Wennecke hatte?«
    »Was
ihren Bruder anging, war Lotte sehr zugeknöpft. Er führe sein eigenes Leben,
sie wisse nichts, Punktum. Es gibt aber nur einen nachvollziehbaren Grund für
ihn, in so einer banalen Sache zu lügen: Fritz Wennecke persönlich hat ihm von
dem Streit mit Paul erzählt.«
    Richard
nickte. »Und weil Wennecke anderntags tot war, müßte dieses Gespräch am Sonntag
abend stattgefunden haben, was bedeutet, daß nicht Paul Heusohn, sondern Oberwachtmeister
Heynel Wennecke zuletzt lebend gesehen hätte.«
    »Selbst,
wenn es so wäre, beweist das nicht viel. Er kann ihn zufällig getroffen haben,
vielleicht sogar auf dem Weg zu seiner Schwester.«
    »In
diesem Fall hätte er keinen Grund, zu lügen.«
    »Aber
auch keinen, ihn umzubringen.«
    »Und wo
waren Sie danach?« fragte Richard.
    »Bei Käthe
Heusohn. Leider konnte ich nicht mit ihr sprechen. Sie schlief.« Heiner fuhr
sich übers Gesicht. »Es ist furchtbar.«
    »Fräulein
Rothe tut alles, um der Familie zu helfen.«
    »Ja,
sicher. Aber wenn Sie Käthe gekannt hätten, früher, meine ich.« Er sah zum Fenster.
»Mein Gott, warum muß sie so enden!«
    Richard
sah die ärmliche Kammer vor sich, die ausgezehrte, fiebernde Frau, den Jungen,
der im Begriff war, sein Leben wegzuwerfen. Das Lächeln der kleinen Annika, für
die ein Butterbrot das höchste Glück auf Erden bedeutete. Und er aß bei
Cornelia Kaviar! Er wußte, daß viele Menschen in der Stadt ähnlich lebten wie
Käthe Heusohn und ihre Kinder, aber durch Paul hatte die Armut ein Gesicht
bekommen. Pünktlich um sieben war er zum Dienst erschienen, peinlich bemüht,
den vorangegangenen Tag vergessen zu machen. Richard konnte ihn verstehen, und
wenn der Junge nicht das Bedürfnis hatte, zu reden, würde er es auch nicht tun.
    »Danach
habe ich noch mal mit Elfriede Wennecke gesprochen«, fuhr Heiner fort.
»Erinnern Sie sich, wie verzweifelt sie war, als wir ihr die Todesnachricht
überbrachten?«
    »Wobei
ihre Trauer weniger ihrem Mann als dem Verlust seiner Einkünfte geschuldet
schien«, sagte Richard.
    »Wenn
man weiß, was Wennecke für ein Mensch war, kann man ihr das kaum verdenken. Und
daß sie Existenzsorgen hat, ist auch normal. Aber als ich heute bei ihr war:
Keine Spur mehr davon! Sie hat sich neue Garderobe angeschafft und einiges an
Hausrat. Angeblich hat sie beim Ausräumen von Wenneckes

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