Hahn, Nikola
Bett zweihundert Mark
gefunden.«
»Bei
den krummen Geschäften, die ihr Gatte betrieb, wäre das nicht ungewöhnlich,
oder?«
»Sie
hätten ihr Gesicht sehen sollen«, sagte Heiner.
»Vielleicht
hatte sie Angst, daß Sie das Geld konfiszieren.«
»Im
Januar schreit sie Zeter und Mordio, wir sollen den Tod ihres Mannes aufklären,
und kaum zwei Monate später schweigt sie wie ein Grab? Da stimmt doch etwas
nicht!«
»Wie
Sie sicher noch wissen, bezogen sich ihre Flüche auf die Herren Fabrikbesitzer,
denen es egal ist, wenn ein Arbeiter krepiert, solange sie zwei Pfennige sparen
können.«
»Sie
meinen, das Geld stammt von Pokorny?«
Richard
zuckte die Schultern. »Auszuschließen ist das nicht. Dummes Gerede schadet dem
Ruf. Da ist eine diskrete finanzielle Trauerhilfe unter Umständen der für
beide Seiten angenehmere Weg. Vielleicht wird es ja tatsächlich mit der
Wartung der Maschinen nicht so genau genommen. Was am Ende doch für einen
Unfall spräche.«
Heiner
zeigte auf den Zettel. »Oder dem Mörder die Arbeit erleichtert hat, was ich für
die wahrscheinlichere Alternative halte. Als ich Elfriede Wennecke fragte,
warum sie das Geld erst jetzt gefunden hat, regte sie sich so auf, daß sie
ihren Sohn hinauswarf, bloß, weil er anfing zu weinen. Der Junge scheint
überhaupt der einzige zu sein, der Wennecke vermißt. Ein schlechter Vater war
er offenbar nicht.«
»Ich
werde Frau Wennecke noch mal zum Verhör laden lassen«, sagte Richard. »Aber im
Untermainkai hilft uns das nicht weiter. Wo waren Sie noch?«
»Ich
habe den einen oder anderen Bekannten getroffen.«
Richard
verzog das Gesicht. »Das heißt, Sie haben mit geschätzten zwei Dutzend Ihrer
Altstadtfreunde diskutiert, die inzwischen mit geschätzten fünf weiteren
Dutzend geplaudert haben dürften, so daß sich die Frage nach dem Urheber der anonymen
Nachricht erübrigt.«
Heiner
grinste. »Hat vielleicht einer der Angestellten Ihres Schwiegervaters früher
bei Pokorny gearbeitet? Oder über Verwandte oder Bekannte einen Bezug
dorthin?«
»Ich
werde es überprüfen.«
»Es
könnte lohnen, die Mitarbeiterliste des Kaufhauses einzusehen. Unter Umständen
führt eine Verbindung zu Wennecke.«
Richard
rieb sich die Schläfen. »Mein Schwager hat sich bei Lichtenstein Geld geliehen,
das er nicht zurückzahlen kann. Außerdem ist er Kunde in der Laterna Magica, wenngleich nicht bei Zilly. Sagt er zumindest. Ob und wie das mit Wennecke
zusammenhängen könnte, weiß ich nicht. Herrje! Wenn ich wenigstens sicher wäre,
ob dieser ganze Kuddelmuddel einer oder zwei Fälle sind.«
»Wer
immer die Maschine bei Pokorny manipuliert hat: Er kannte sich nicht nur gut
aus, er war auch darauf bedacht, nicht aufzufallen. Das kann man von
Raubmördern, die ihre Tat quasi unter den Augen der Öffentlichkeit begehen,
wohl kaum behaupten. Was dafür spricht, daß das eine mit dem anderen nichts zu
tun hat.«
»Sicher«,
sagte Richard. »Bleibt nur die unwesentliche Frage, warum Hopf sich für den
Fall Wennecke interessiert. Und warum Oberwachtmeister Heynel mit allen
Mitteln verhindern will, daß man ihn mit Wennecke in Verbindung bringt, während
er gleichzeitig Informationen über Zilly zurückhält, die in der Sache
Lichtenstein eine undurchsichtige Rolle spielt. Ganz abgesehen davon, daß
Zilly wiederum Hopf kennt, und zwar so gut, daß er sie in den widerlichsten
Posen ablichtet und in einem Privatschrein ausstellt. Soll ich Ihnen was sagen?
Ich fühle mich langsam wie Hermann Neander.« Auf Brauns fragenden Blick fügte
er hinzu: »Einer der Männer, die den toten Lichtenstein gefunden haben. Man
hat ihn ins Irrenhaus gesteckt.«
Heiner
trank seinen Kaffee aus. »Ah ja, stimmt. Ich hab's in der Zeitung gelesen.«
Sie
hörten die Haustür und kurz danach jemanden die Treppe hochgehen. »Das ist
bestimmt Fräulein Rothe«, sagte Heiner. »Sie muß reichlich müde sein, wenn sie nicht
mehr hereinschaut.«
Richard
stand auf und nahm die Kanne vom Herd. »In der Sache Lichtenstein hat Beck
übrigens einen weiteren Verdächtigen ermittelt.« Er schenkte Heiner Kaffee
nach und berichtete von der Fahndung nach Friedrich Stafforst.
»Das spricht
um so mehr dafür, daß wir die Fälle Lichtenstein und Wennecke getrennt sehen
sollten«, sagte Heiner. »Außerdem dürfen Sie nicht vergessen, was der
Vorarbeiter bei Pokorny gesagt hat. Da der Dampfhammer montags früh unmittelbar
nach dem Druckaufbau in die Luft flog, muß die Manipulation am Sonntag oder
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