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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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tintenschwarze Haar,
den entblößten Hals. »Ich... Ich wollte mich nur verabschieden, Frau von
Tennitz.«
    Die
Gräfin stand auf. »Entschuldigen Sie meine Unhöflichkeit. Ich wünsche Ihnen
eine angenehme Heimfahrt.«
    Laura
nickte. Sie war nicht in der Lage, etwas zu sagen. Was sie sah, war ein
Schattenspiel, ein Trugbild ihrer überreizten Nerven! Erst, als sie auf der
Straße stand, fiel ihr ein, daß sie keinen Wagen bestellt hatte.
    Victoria
war es nicht entgangen, daß die Gunst ihrer Tochter nicht Andreas Hortacker,
sondern dem Begleiter von Polizeiassistentin Rothe galt, der das überhaupt
nicht zu gefallen schien. Offenbar brachte das Fräulein dem Wachtmeister mehr
als kollegiale Achtung entgegen. Sie sah hübsch aus, aber sie war keine
Schönheit. Neben ihrem stattlichen Begleiter wirkte sie fast ein wenig langweilig.
Als Cornelia sie in Beschlag nahm, schien es ihn nicht im mindesten zu stören.
Die Musik spielte auf, und die meisten Gäste wechselten in den Tanzsaal. Andreas
Hortacker hatte augenscheinlich vor, Vicki aufzufordern, aber der Wachtmeister
war schneller.
    Andreas
kam zu ihr. »Darf ich Sie um den Tanz bitten, gnädige Frau? Oder erhalte ich
einen zweiten Korb?«
    Victoria
reichte ihm den Arm. »Machen Sie sich nichts daraus, Andreas. Es wird noch
andere Gelegenheiten geben.« Sie mischten sich unter die Tanzenden, und
Victoria dachte, daß es lange her war, seit Richard sie zuletzt zu einem Walzer
aufgefordert hatte.
    »Oh!
Entschuldigung!« sagte Andreas beschämt, als er ihr auf den Fuß trat.
    »Was
immer Sie all die Jahre in Berlin getrieben haben: Tanzunterricht war nicht
dabei, oder?«
    Er
zuckte die Schultern. »Ich glaube, ich bin für Geselligkeiten dieser Art nicht
sehr geeignet.«
    Sie
lachte. »Das waren Sie schon vor zwanzig Jahren nicht. Aber dafür haben Sie jede
Menge anderer achtenswerter Eigenschaften, die meiner Tochter sicher nicht
verborgen bleiben werden, wenn Sie ihr außerhalb eines Ballsaals begegnen.«
    »Sie
meinen...«
    »Ich
meine, Sie sollten Ihre Bemühungen nicht vorschnell einstellen. Vicki hat zwar
nicht allzuviel mit mir gemein, aber eines ganz gewiß: recht eigensinnig zu
sein, was die Auswahl ihres Zukünftigen angeht.«
    Er
lächelte. »Wenn das so ist, versuche ich mein Glück am besten gleich noch
mal.«
    Sie
verließen die Tanzfläche. Victoria sah sich nach Richard um. Er unterhielt sich
mit Meinolph von Brassbach. Anscheinend war das Thema nicht nach seinem
Geschmack; jedenfalls schien er sich zu freuen, daß sie ihm einen Grund gab,
das Gespräch zu beenden.
    »Ich
habe in meinem Leben noch nicht so viel und so gut auf einen Schlag gegessen
wie heute abend«, sagte er, als sie alleine waren.
    »Cornelia
hat sich in der Tat selbst übertroffen. Das Diner muß ein Vermögen gekostet
haben.«
    Er
berührte sacht ihren Arm. »Bitte entschuldige, daß ich vorhin so kurz
angebunden war.«
    »Ich
verlange ja gar nicht, daß du mir irgendwelche polizeilichen Geheimnisse
verrätst«, sagte Victoria. »Mir reicht schon
    das
Gefühl, daß irgendwo in deinem Leben ein bißchen Platz für mich ist.«
    »Aber Victoria!
Es steht doch außer Zweifel...« Er sah Cornelia und Karl Hopf kommen, und
seine Miene wurde starr.
    Cornelia
war blaß, ihr Lächeln wirkte angestrengt. Hopf küßte Victoria die Hand.
»Gestatten Sie mir ein Kompliment, gnädige Frau: Sie sehen bezaubernd aus.«
    »Geht
es dir nicht gut, Cornelia?« fragte Victoria.
    »Es
könnte mir nicht besser gehen!« Sie sah Richard an. »Weißt du eigentlich, daß
du mir um ein Haar mein Geburtstagsfest verdorben hättest? Einfach einen meiner
engsten Freunde einzusperren!«
    »Ich
glaube nicht, daß ich noch ein Wort darüber zu verlieren hätte«, sagte Richard
kühl.
    »Du
könntest dich immerhin für deine falsche Verdächtigung bei Herrn Hopf
entschuldigen, oder?«
    »Es
gibt nichts zu entschuldigen.«
    Hopf
lächelte. »Laß gut sein, Cornelia. Ich bin nicht nachtragend.« Er sah Victoria
an. »Haben Sie meine Sendung erhalten?«
    Wie
konnte er in dieser Situation davon anfangen! »Meine Zofe sagte mir, es sei
etwas abgegeben worden. Aber leider hatte ich noch keine Zeit, mich darum zu
kümmern.«
    »Schade.
Ich dachte, ich könnte Ihnen eine Freude damit machen.«
    »Glauben
Sie nur nicht, daß die Sache ausgestanden ist, Hopf«, sagte Richard. »Und jetzt
ist es Zeit für uns, zu gehen.«
    »Meinst
du nicht, daß du ein wenig überreagiert hast?« fragte Victoria, als sie in den
Tanzsaal

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