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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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Sie
zufällig, wie es Fräulein Frick geht?«
    »Soweit
ich weiß, ganz gut. Warum fragen Sie?«
    Paul
Heusohn kam herein, und Beck verabschiedete sich.
    Richard
hatte den Eindruck, daß er froh war, um eine Antwort herumgekommen zu sein. Der
Junge legte einen Stapel Bücher auf den Schreibtisch.
    »Haben
Sie die ganze Bibliothek leergeräumt?« fragte Richard amüsiert.
    »Nein,
Herr Kommissar.«
    »Ihnen
ist hoffentlich klar, daß ich nach der großzügig gewährten Lektüre beim
nächsten Mordfall eine vorbildliche Tatortarbeit von Ihnen erwarte. Aber jetzt
ist Feierabend.« Er nahm ein Paket mit Broten aus seiner Tasche. »Ich hätte da
allerdings noch ein kleines Problem.«
    »Hat
Ihnen Fräulein Louise wieder zuviel eingepackt?«
    »Die
Gute glaubt wohl, ich hätte den Magen eines Elefanten. Wenn ich es wage, einen
Krümel wieder mit nach Hause zu bringen, wird sie mich mit ihren zornigen
Blicken bis in meine Träume verfolgen.«
    Der
Junge lachte. »Wenn's Ihnen hilft, nehme ich es gern mit.«
    »Danke,
Heusohn. Sie ersparen mir einmal mehr das schlechte Gewissen, Louises gute
Vesper auf dem Heimweg an die Mainfische zu verfüttern.«
    Richard
fühlte sich gut wie lange nicht, als er nach Hause ging. Die letzten
Sonnenstrahlen spiegelten sich im Main, es roch nach Frühling. Vorübergehende
grüßten. Mit dem Geständnis von Stafforst war für die Öffentlichkeit der Mord
an Lichtenstein aufgeklärt, und Beck und er waren über Nacht in der ganzen
Stadt bekannt geworden. Wie leicht sich plötzlich Steinchen zu Steinchen
gefügt hatte! Richard dachte an Zilly und mußte lächeln.
    Mit der
Zeitung in der Hand war sie in sein Büro marschiert und hatte eine
Entschuldigung eingefordert. Er hatte ihr den anonymen Brief gezeigt, und sie
war derart außer sich geraten, daß er es für sinnlos hielt, weiterzufragen. So
viel Ungläubigkeit konnte nicht mal eine ausgebuffte Dirne beim Lügen an den
Tag legen. Als er sie auf die Photographien in
    Hopfs
Haus angesprochen hatte, war sie tatsächlich ein bißchen rot geworden. Wie
hatte er sich je von ihr bedroht fühlen können?
    Wahrscheinlich
hing seine Überreaktion mit der vielen Arbeit zusammen. Und dem Mangel an
Schlaf. Den Brief hatte er jedenfalls abgehakt. Irgendein Irrer, der ihn
belästigte. Was regte er sich auf? Das gab es öfter. Dumme Sprüche, die ohne
jede Folge blieben. Er hatte weiße Mäuse gesehen.
    In
seinem Zimmer stand das Fenster offen, die Gardine bewegte sich im Wind. In
einer silbernen Schale lag seine Post und die Abendausgabe der Frankfurter Zeitung. Richard sah die Briefe durch. Ein Schreiben der Firma Lichtenstein &
Co. Die Rechnung für das Klavier! Ihm wurde heiß, als er die Summe las. Er
steckte den Brief in seinen Nachttisch und ging nach unten.
    Die
ganze Familie war um den Abendtisch versammelt. »Ich hole sofort ein Gedeck,
gnädiger Herr!« sagte Tessa, und ihm wurde bewußt, wie sehr er in den
vergangenen Wochen sein eigenes Leben gelebt hatte.
    »Schön,
daß du so früh da bist«, sagte Victoria lächelnd.
    »Wie
man liest, hast du ja vollen Erfolg gehabt«, fügte David dazu.
    »Mhm«,
sagte Richard. Er hatte keine Lust, über Dienstliches zu reden.
    Flora
sah ihn mit leuchtenden Augen an. »Gehen wir morgen nachmittag in den Zoo?«
    »Willst
du Affen anschauen?«
    »Aber Papa!
Sonntags steigt doch Miss Polly auf!«
    »Wer?«
    »Käthchen
Paulus. Die berühmte Ballonfahrerin«, erklärte Victoria. »Wann hast du
eigentlich zuletzt etwas anderes als Akten gelesen?«
    »Gut.
Dann geht die Familie Biddling eben morgen in den Zoo.«
    »Wenn
es dir nichts ausmacht, Vater, ich habe eine Einladung zum Kaffee bei Martha
Kamm«, wandte Vicki ein.
    »Eine
gute Freundin«, sagte Victoria, als Richard sie fragend ansah.
    »Ich
habe nichts dagegen.« Er lächelte Flora zu. »Und was ist an dieser
Ballonfahrerin so interessant?«
    »Sie
steht auf einem Adler oder auf einem großen Pfeil, und dann springt sie runter.
Und der Fallschirm geht auf, aber manchmal landet sie nicht, wo sie soll, aber
es klatschen trotzdem alle, weil sie so mutig ist. Ich will später auch
Aeronautin werden!«
    »Na ja,
darüber reden wir noch.«
    »Und
nach dem Zoo können wir Wachtmeister Braun besuchen. Er hat Malvida noch gar
nicht gesehen! Gehst du mit, wenn ich sie nachher ausführe?«
    Richard
nickte.
    »Ich
nehme auch mein Fahrrad mit!«
    »Nein«,
sagte Victoria. »Das bleibt hier.«
    »Welches
Fahrrad?« fragte Richard unwillig.
    Flora
strahlte. »Großpapa

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