Hahn, Nikola
wandere. Aber das ist jetzt auch
egal. Vater hat gestern Andreas Hortacker eingestellt. Es ist nur eine Frage
der Zeit, bis er merkt, was im Kaufhaus los ist.«
»Wie
konntest du annehmen, daß es nicht irgendwann herauskommt?«
David
schenkte sich Cognac ein. »Das Gehalt, das Vater mir zahlt, ist ein Witz. Ich
kann damit nicht auskommen. Niemand in meiner Position könnte das. Aber
Hortacker hat er den Umzug von Berlin nach Frankfurt mit einer hübschen Summe
versüßt.«
»Andreas
Hortacker ist ein vernünftiger Mensch. Rede mit ihm.«
»Als
wenn das noch was nützen würde.«
»Wie
oft hast du an Wennecke gezahlt?«
»Fünfmal.
Als er tot war, dachte ich, es ist vorbei. Aber dann kam dieser andere.« David
leerte das Glas und erzählte, was Richard mehr oder weniger schon von Anna
Frick wußte.
»Wann
will er wiederkommen?«
»Ich
hoffe, gar nicht mehr. Ich habe ihm fünfhundert Mark
gegeben
und gesagt, daß das alles ist, was er von mir erwarten kann.«
»Wieviel
wollte er?«
»Eintausend.«
»Ein
Erpresser, der auf einmal weniger verlangt? Kann es sein, daß dieser Sepp nur
ein Nassauer ist?«
»Ich
weiß es nicht.« Davids Stimme wurde weinerlich. »Am besten hänge ich mich auf.«
Richard
nahm ihm die Flasche weg. »Hast du irgendwas mit Wenneckes Tod zu tun?«
Seine
Hände fingen an zu zittern. »Glaubst du wirklich, ich bin in der Lage, einen
Mord zu begehen?«
»Begehen
wahrscheinlich nicht. Aber in Auftrag geben.«
»Ich bin
froh, daß der Scheißkerl tot ist, ja! Ich habe keine Ahnung, wer ihn umgebracht
hat, und warum. Es ist mir auch egal.«
»Bis
zum Auftauchen dieses Sepp hattest du ausschließlich mit Wennecke zu tun?«
David
nickte. »Er sagte, für den Fall, daß ich ihm Schwierigkeiten machte, hätte er
einen guten Freund bei der Polizei.«
»Hat er
sich näher dazu ausgelassen?«
»Nein.«
»Sagt
dir der Name Heynel etwas?«
»Nein.«
»Sicher?«
»Ich
sage die Wahrheit!« Seine Stimme wurde leise. »Was wirst du mit mir tun?«
Richard
ging zur Tür. »Rede mit Hortacker und hör auf, zu saufen. Gute Nacht.«
Auf dem
Weg zu seinem Zimmer kam ihm Victoria entgegen. »Hast du ein wenig Zeit?« Er
nickte und folgte ihr in den Salon. Sie sah ihn forschend an. »Was ist denn?«
»Nichts.«
Der Erbe des Frankfurter Warenhauskönigs liebte Männer! Er wollte besser nicht
daran denken, was das für die Familie bedeuten konnte, vor allem für Victoria
und die Kinder.
»Richard!
Mit dir stimmt doch etwas nicht.«
»Ich
bin müde. Um was geht es?«
»Ich habe
eine erfreuliche Nachricht für dich. Unsere Tochter
hat
sich verliebt. Ihr Auserwählter ist ein Kollege von dir.« Sie
lächelte.
»Ein Polizeibeamter ist nicht die schlechteste Wahl,
oder?«
»Vicki
wird Martin Heynel nicht heiraten.«
Sie sah
ihn überrascht an. »Woher weißt du denn...?«
»Ich
wünsche diese Verbindung nicht!« Bevor sie etwas sagen
konnte,
ging er.
Im
Rapunzelgäßchen war es dunkel, und Richard wollte schon umkehren, als er den
schwachen Lichtschein in der Küche sah. Er klopfte gegen die Scheibe; kurz
darauf machte ihm Heiner Braun auf. »So spät noch unterwegs, Herr Kommissar?«
»Ich
könnte einen Kaffee vertragen, Braun.«
Er
lächelte. »Gerade frisch gekocht.«
Sie
gingen hinein, Richard setzte sich. Heiner stellte ihm den Kaffee hin. »Keine
guten Nachrichten, hm?«
Richard
sah die Tasse an und schüttelte den Kopf.
»Sie
sollten Victoria reinen Wein einschenken«, schlug Heiner vor, als Richard
seinen Bericht beendet hatte.
»Und
was soll ich ihr bitte sagen?« fuhr er auf. »Daß ihr Bruder andersherum ist,
die Kasse manipuliert und sich mit obszönen Photographien erpressen läßt, die
ihr hochgeschätzter Freund Hopf nachts in der Laterna fertigt? Daß die
große Liebe unserer Tochter ein intriganter Emporkömmling ist, der es mit
seiner Mitarbeiterin treibt? Daß ich den einen wie den anderen für fähig halte,
bei Wenneckes Tod nachgeholfen zu haben?«
»Diesen
Sepp zu ermitteln, dürfte nicht schwierig sein«, sagte Heiner. »Menschen seines
Schlags können nicht verbergen, daß sie wohlhabend geworden sind. Die eine oder
andere Nachfrage bei gewissen Leuten, und ich habe Namen und Adresse.
Vorausgesetzt, Sie wollen das.«
»Warum
sollte ich es nicht wollen?«
»Wenn
er aussagt und die Bilder auftauchen, müssen Sie gegen Ihren Schwager
vorgehen.«
»Das
müßte ich auch ohne die Bilder.«
»Ich
glaube nicht, daß Ihr Schwager etwas für seine Veranlagung
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