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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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kann.«
    »Es ist
eine Straftat, verdammt noch mal!«
    Laura
kam herein. »Guten Abend. Bitte entschuldigen Sie die späte Störung.«
    Heiner
stand auf und schob ihr einen Stuhl hin. »Sie sind ja ganz blaß!«
    Sie
wandte sich an Richard. »Haben Sie mal in Betracht gezogen, daß der Streit
zwischen Fritz Wennecke und Paul Heusohn eine ganz andere Ursache gehabt haben
könnte?«
    Er sah
sie überrascht an. »Inwiefern?«
    »Bei
einer Betreuungssache in der Altstadt erzählte mir heute nachmittag ein kleines
Mädchen, daß es von einem Onkel Fritz Bonbons bekommen hat, wenn es lieb zu ihm
war. Ich dachte mir zunächst nichts dabei, aber dann erinnerte ich mich, daß ich
diese Geschichte schon einmal gehört hatte.«
    »Annika
Heusohn«, sagte Richard tonlos.
    Laura
nickte.
    »Haben
Sie mit Käthe darüber gesprochen?« fragte Heiner.
    »Nein.
Es geht ihr nicht gut, und ich wollte sie nicht unnötig aufregen. Ich bin unter
einem Vorwand mit Annika rausgegangen. Wie es aussieht, hat Wennecke sie mit
Süßigkeiten geködert und mehrfach versucht, sie anzufassen und zu küssen. An
dem Abend vor seinem Tod tat er es zum ersten Mal mit Gewalt. Paul kam dazu,
den Rest kennen Sie.«
    Richard
schlug mit der Faust auf den Tisch. »Dieser Dreckskerl! Dafür hätte ich ihn
umgebracht!«
    Es trat
Stille ein. Laura stand auf. »Sie entschuldigen mich? Ich gehe zu Bett.«
    »Ich
glaube trotz allem nicht, daß der Junge dazu fähig wäre«, sagte Heiner, als sie
alleine waren.
    Richard
sah zum Fenster. Ich will Sie doch nicht belügen. »Wissen Sie, was ich
mir wünsche, Braun? Daß dieses verfluchte Ventil von allein in die Luft
gegangen ist.«
     
    Kapitel
18
     
    Abendblatt         
    M ontag, 16. Mai 1904
    Frankfurter
Zeitung und Handelsblatt
     
    Groß
und Stafforst vor dem Schwurgericht.
    Vor dem
Gerichtsgebäude herrscht ein bewegtes Leben. Der Raubmord auf der Zeil soll
heute seine gerichtliche Sühne finden und der Andrang zu der Schwurgerichtsverhandlung
ist ungeheuer. Zum Schwurgerichtssaal gelangt man nur durch eine dreifache
Kette von Schutzleuten. Der Zuschauerraum ist bis auf den letzten Platz
ausgenützt und sehr zahlreich mit Damen besetzt. Auf dem Gerichtstische
liegen der zertrümmerte Schädel Lichtensteins, die Fundstücke, zwei
Gewichtssteine, und eine Anzahl von Photographien der Blutuntersuchungen des
Gerichtschemikers Dr. Popp.
    Um 9
1/4 Uhr betreten die Geschworenen und nach ihnen der Gerichtshof den Saal und
der Vorsitzende richtet an die Versammelten folgende Ansprache:
    »Fast
ein Vierteljahr ist dahin gegangen, seitdem eine Bluttat ganz Frankfurt und
die weitere Umgebung in Schrecken und Empörung versetzt hat. Am hellen lichten
Tage in der lebhaftesten Straße der Stadt, ist ein angesehener, allgemein
beliebter, friedlicher und freigebiger Mann seiner Familie und seinem
Wirkungskreise entrissen worden.
    Nunmehr
ist die Stunde gekommen, in der zu entscheiden ist, in welchem Maße die beiden
dieser Tat Beschuldigten daran teilgenommen haben. Mir ist wohl bekannt, daß
es weiten Kreisen der Bürgerschaft viel zu lang gedauert hat, bis diese Stunde
der Sühne erschienen ist. Ich sehe darin einen besonderen Vorteil, denn wir
sind heute viel eher in der Lage, objektiv und ohne Voreingenommenheit das
Urteil zu finden.
    Wir
würden dazu umsomehr im Stande sein, wenn nicht gerade in der letzten Zeit noch
in der Presse Artikel erschienen wären, in denen nicht objektiv berichtet,
sondern ein Urteil über die ganze Sache enthalten war. Sie, m. H. Geschworenen,
haben Ihr Urteil nicht auf Grund der Vorgänge außerhalb dieses Saales zu
fällen, sondern nur auf Grund der Beweisaufnahme.
    Die Vertreter der Presse ersuche ich, ihre
Berichte über die Verhandlungen möglichst genau und objektiv zu erstatten. Es
ist das auch eine Anstandspflicht den Angeklagten gegenüber.«
    Groß ist erst einmal wegen Diebstahls mit acht
Monaten Gefängnis bestraft, Stafforst wiederholt wegen Betteins und
Landstreicherei, 1899 in Köln wegen Unterschlagung mit vier Monaten, 1901 in
Leipzig wegen Diebstahls, später wegen Münzvergehens je mit einem Monat
Gefängnis.
    Stafforsts Vernehmung
    -Vors.: Nun, Stafforst, bekennen Sie sich
schuldig?
    -Angekl.: Ja.
      -Vors.:
Haben Sie verstanden, was Ihnen zur Last gelegt wird? Sie sollen den Herrn
Lichtenstein ermordet haben.
      -
Angeld.: Jawohl.
      -
Vors.: Dann erzählen Sie einmal, wie die Sache gewesen ist.
    Und nun erzählt Stafforst eine halbe Stunde lang,
mit den beiden

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